Die größte Luftbrücke seit Jahrzehnten
Wetter „Irma“ist weg. Jetzt beginnt das Aufräumen in den USA und der Karibik. Und immer deutlicher wird sichtbar, wie stark der Hurrikan dort wütete
Miami/Pointe à Pitre Nach der gewaltigen Zerstörung durch Hurrikan „Irma“läuft in der Karibik und im Süden der USA eine riesige Hilfsund Aufräumaktion. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach von der „größten Luftbrücke seit dem Zweiten Weltkrieg“, die zur Versorgung der Sturmopfer in der Karibik eingerichtet worden sei. Man habe rund 1900 bewaffnete Sicherheitskräfte und Hilfsgüter auf die von „Irma“heimgesuchten Inseln Saint-Martin und Saint Barthélémy gebracht.
„Irma“war am vergangenen Mittwoch als Hurrikan der höchsten Stufe 5 auf der Karibikinsel Barbuda auf Land getroffen. Es ist einer der schwersten je in der Region regis- trierten Tropenstürme. Mindestens 48 Menschen kamen ums Leben. Einige Karibikinseln wurden so schwer zerstört, dass sie als unbewohnbar gelten.
Im Süden der USA wird das Ausmaß der Schäden nach und nach sichtbar. Die Katastrophenschutzbehörde Fema schätzt, dass auf der Inselgruppe der Florida Keys ein Viertel aller Häuser zerstört sind. Die übrigen hätten große Schäden erlitten, sagte Fema-Direktor Brock Long. „Im Grunde ist jedes Haus auf irgendeine Art betroffen.“Die Inselgruppe war am Sonntagmorgen (Ortszeit) direkt vom Auge des Sturms getroffen worden. Das Weiße Haus rechnete damit, dass geflohene Bewohner über Wochen nicht zurückkehren können. Im ganzen Bundesstaat waren gestern 15 Millionen Menschen von der Stromversorgung abgeschnitten, wie das Heimatschutzministerium mitteilte. Im Nachbarstaat Georgia starben infolge des Sturms drei Menschen, in South Carolina einer.
Die Westküste Floridas wurde von dem befürchteten Horrorszenario verschont. Bei ihrem Zug über die Halbinsel sorgte „Irma“aber in Jacksonville für heftige Überflutungen. Prognosen zufolge sollte sich der Hurrikan am Dienstagabend (Ortszeit) auflösen.
In den USA traf gestern auch ein 31-köpfiges Krisenteam aus Deutschland ein. Ein Transportflugzeug der Bundeswehr brach mit Hilfsgütern an Bord zur Karibikinsel Curaçao auf. In Florida halten sich nach Angaben des Außenamts bis zu 200000 deutsche Staatsangehörige auf. Auch auf den Karibikinseln seien Deutsche von dem Sturm betroffen. Sie sollen in den nächsten beiden Tagen ausgeflogen werden.
Die britischen Jungferninseln, ebenfalls in der Karibik gelegen, hatten neben dem Durchzug des Hurrikans mit einer weiteren Gefahr zu kämpfen: Mehr als 100 Schwerverbrecher waren am Freitag aus einem Gefängnis ausgebrochen. Britische Soldaten sollten die Inselbewohner schützen. Ob immer noch Ausbrecher frei herumlaufen, dazu machte das Außenministerium gestern keine Angaben.