Wahlsatire ohne Tiefgang
Kino Andreas Arnstedt zeigt in „Das schaffen wir schon“seine Wahlprognose. Dabei setzt er auf Effekte und weniger auf Schauspieler
Landsberg Zeitarbeitsfirmen beuten Menschen aus und Politiker sind alle nur an ihrem eigenen Vorteil interessiert. Das ist zumindest ein Resümee, das man aus Andreas Arnstedts Politsatire „Das schaffen wir schon“ziehen kann. Regisseur Arnstedt und Produzentin Moya Neilson waren bei der Vorführung im Landsberger Olympia-Kino zu Gast und stellten sich den Fragen der Zuschauer.
Dabei gab es durchaus auch Kritik an der Art der Darstellung: Einer Zuschauerin war der Film zu hart. „Ich bin froh, dass ich die Karten gewonnen und nicht gekauft habe, sonst würde ich mich noch mehr ärgern“, sagte sie. Der Film sei brutal und habe nichts mehr mit Satire zu tun. Vor allem das Szenario mit den Sprengsätzen hatte die Frau erregt. Dabei ist Arnstedts Film im Gegensatz zu seinem preisgekrönten Streifen „Der Kuckuck und der Esel“eigentlich eher brav. Allerdings haut er wieder kräftig auf die Arbeitsmethoden der Presse ein, kritisiert die Ausbeutung von Menschen durch Zeitarbeitsfirmen in seiner Persiflage – und lässt Politiker eher ein wenig langweilig dastehen.
Ähnlichkeiten mit lebenden Personen „rein zufällig“
Alle wollen halt nur eins: die Wahl gewinnen – egal wie. Am besten kommt dabei (obwohl Ähnlichkeiten mit lebenden Personen natürlich rein zufällig sind!) die Kanzlerin weg. Sie wird in diesem Film zur Wahlsiegerin. „Ruhig und noch am sympathischsten von allen“, sagt Regisseur Andreas Arnstedt. Es sollte kein Wahlfilm für Merkel werden, aber er denke schon, dass sie die Wahl mit deutlichem Vorsprung gewinnen werde. „Wer sonst im Moment?“
Der Film, der pünktlich zum Wahlkampf erschien, ist provokativ. Allerdings wissen die meisten Zuschauer, die in diesen Film gehen, eh schon, dass oft nirgendwo so viel gelogen wird wie im Wahlkampf. Die Handlung: Es sind noch zwei Tage bis zur Bundestagswahl. In einer Talkshow präsentieren die Kandidaten ein letztes Mal ihre Wahlversprechen. Als Stimme des Volkes sitzt Müllbeier, Chef einer Zeitarbeitsfirma in der Runde. Plötzlich stürmt Susanne Kleinke, eine Mitarbeiterin, die er gerade entlassen hat, das Studio und nimmt die gesamte politische Führungsriege als Geiseln. Sie fordert: die Abschaffung von Hartz IV und eine Strafe für ihren Chef. Die Situation eskaliert und es ist nicht klar, wer bis zum Wahltag überlebt.
Eine besonders dunkle Rolle hat in dieser Geschichte die Verteidigungsministerin (Claudia GeislerBading). Denn sie will sich mit Merkels Alleinherrschaft nicht mehr abfinden. Wie gesagt: Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind natürlich – laut Filmabspann – rein zufällig.
Der Kauferinger Thomas Bauer spielt den Horst berichtete) und denkt wie die anderen Politiker nur an sich. Arnstedt setzt dabei auf Action und inszeniert seine Medienfarce rasant. Das ist witzig, aber leider ohne Tiefgang. Keine der dargestellten Personen hat Profil oder Tiefe – nicht einmal die arbeitslose Frau (Marie Schöneburg), die die Geiseln nimmt. Die Schauspielerin hat keine Chance, zu zeigen, was sie kann. Aber vielleicht ist das ja Absicht. Doch die Satire bleibt als Schnellschuss vor der Wahl so immer an der Oberfläche. Manuela Biedermann ist allerdings als Angela Merkel täuschend echt und überzeugt. Im Film ist sie jedenfalls die Wahlgewinnerin.
Andreas Arnstedt ist mit seinen Projekten öfters in Landsberg. Er gewann beim Snowdance Independent Filmfestival vor zwei Jahren einen der Preise (Best Director) und hatte eine viel beachtete Theaterinszenierung mit Matthieu Carriere.