Landsberger Tagblatt

Wahlsatire ohne Tiefgang

Kino Andreas Arnstedt zeigt in „Das schaffen wir schon“seine Wahlprogno­se. Dabei setzt er auf Effekte und weniger auf Schauspiel­er

- VON ALEXANDRA LUTZENBERG­ER

Landsberg Zeitarbeit­sfirmen beuten Menschen aus und Politiker sind alle nur an ihrem eigenen Vorteil interessie­rt. Das ist zumindest ein Resümee, das man aus Andreas Arnstedts Politsatir­e „Das schaffen wir schon“ziehen kann. Regisseur Arnstedt und Produzenti­n Moya Neilson waren bei der Vorführung im Landsberge­r Olympia-Kino zu Gast und stellten sich den Fragen der Zuschauer.

Dabei gab es durchaus auch Kritik an der Art der Darstellun­g: Einer Zuschaueri­n war der Film zu hart. „Ich bin froh, dass ich die Karten gewonnen und nicht gekauft habe, sonst würde ich mich noch mehr ärgern“, sagte sie. Der Film sei brutal und habe nichts mehr mit Satire zu tun. Vor allem das Szenario mit den Sprengsätz­en hatte die Frau erregt. Dabei ist Arnstedts Film im Gegensatz zu seinem preisgekrö­nten Streifen „Der Kuckuck und der Esel“eigentlich eher brav. Allerdings haut er wieder kräftig auf die Arbeitsmet­hoden der Presse ein, kritisiert die Ausbeutung von Menschen durch Zeitarbeit­sfirmen in seiner Persiflage – und lässt Politiker eher ein wenig langweilig dastehen.

Ähnlichkei­ten mit lebenden Personen „rein zufällig“

Alle wollen halt nur eins: die Wahl gewinnen – egal wie. Am besten kommt dabei (obwohl Ähnlichkei­ten mit lebenden Personen natürlich rein zufällig sind!) die Kanzlerin weg. Sie wird in diesem Film zur Wahlsieger­in. „Ruhig und noch am sympathisc­hsten von allen“, sagt Regisseur Andreas Arnstedt. Es sollte kein Wahlfilm für Merkel werden, aber er denke schon, dass sie die Wahl mit deutlichem Vorsprung gewinnen werde. „Wer sonst im Moment?“

Der Film, der pünktlich zum Wahlkampf erschien, ist provokativ. Allerdings wissen die meisten Zuschauer, die in diesen Film gehen, eh schon, dass oft nirgendwo so viel gelogen wird wie im Wahlkampf. Die Handlung: Es sind noch zwei Tage bis zur Bundestags­wahl. In einer Talkshow präsentier­en die Kandidaten ein letztes Mal ihre Wahlverspr­echen. Als Stimme des Volkes sitzt Müllbeier, Chef einer Zeitarbeit­sfirma in der Runde. Plötzlich stürmt Susanne Kleinke, eine Mitarbeite­rin, die er gerade entlassen hat, das Studio und nimmt die gesamte politische Führungsri­ege als Geiseln. Sie fordert: die Abschaffun­g von Hartz IV und eine Strafe für ihren Chef. Die Situation eskaliert und es ist nicht klar, wer bis zum Wahltag überlebt.

Eine besonders dunkle Rolle hat in dieser Geschichte die Verteidigu­ngsministe­rin (Claudia GeislerBad­ing). Denn sie will sich mit Merkels Alleinherr­schaft nicht mehr abfinden. Wie gesagt: Ähnlichkei­ten mit real existieren­den Personen sind natürlich – laut Filmabspan­n – rein zufällig.

Der Kauferinge­r Thomas Bauer spielt den Horst berichtete) und denkt wie die anderen Politiker nur an sich. Arnstedt setzt dabei auf Action und inszeniert seine Medienfarc­e rasant. Das ist witzig, aber leider ohne Tiefgang. Keine der dargestell­ten Personen hat Profil oder Tiefe – nicht einmal die arbeitslos­e Frau (Marie Schöneburg), die die Geiseln nimmt. Die Schauspiel­erin hat keine Chance, zu zeigen, was sie kann. Aber vielleicht ist das ja Absicht. Doch die Satire bleibt als Schnellsch­uss vor der Wahl so immer an der Oberfläche. Manuela Biedermann ist allerdings als Angela Merkel täuschend echt und überzeugt. Im Film ist sie jedenfalls die Wahlgewinn­erin.

Andreas Arnstedt ist mit seinen Projekten öfters in Landsberg. Er gewann beim Snowdance Independen­t Filmfestiv­al vor zwei Jahren einen der Preise (Best Director) und hatte eine viel beachtete Theaterins­zenierung mit Matthieu Carriere.

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 ?? Fotos: Thorsten Jordan, drei freunde Filmverlei­h ?? Bild oben: Thomas Bauer (Horst), Regisseur/Produzent Andreas Arnstedt und Produ zentin Moya Neilson im Olympia Kino. Im Bild unten eine Szene aus dem Film „Das schaffen wir schon“.
Fotos: Thorsten Jordan, drei freunde Filmverlei­h Bild oben: Thomas Bauer (Horst), Regisseur/Produzent Andreas Arnstedt und Produ zentin Moya Neilson im Olympia Kino. Im Bild unten eine Szene aus dem Film „Das schaffen wir schon“.

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