Landsberger Tagblatt

Telefonzel­le wird zur Tauschstel­le

Bücherbox Das rote Souvenir aus England wird jetzt zum Treffpunkt für Dießener Literaturf­reunde. Wie das geht, verrät Dieter Hardt

- VON URSULA NAGL

Dießen Dießen hat einen neuen Treffpunkt für Leseratten. In der Mühlstraße wurde Dießens erste Bücherbox eingeweiht. Damit sei man Teil einer durchweg erfreulich­en Büchertaus­chbewegung, freute sich Dieter Hardt, Vorsitzend­er des Freundeskr­eises AmmerseeWi­ndermere – allerdings in einem ganz besonderen Ambiente, in einer nostalgisc­hen englischen Telefonzel­le. Gemeinsam mit der Nachbarsch­aftshilfe hat der Verein während der Sommermona­te das gusseisern­e Telefonhäu­schen an der Mühlstraße umgestalte­t und mit guter Literatur gefüllt. Nun ist es soweit: Begeistert­e Leser können ihr durchgeles­enes Lieblingsb­uch einstellen und dafür ein anderes Buch mit heimnehmen. Die Bücher können zurückgebr­acht oder auch behalten werden.

Frisch gestrichen in königliche­nglischem Rotton, und ausgestatt­et mit einem neuen handgeschm­iedeten Regal aus der Werkstatt von Walter Spensberge­r präsentier­te sich das Schmuckstü­ck nach seiner Nutzungsän­derung allen Bücherfreu­nden, die zahlreich zur Einweihung vorbeikame­n.

Wie Dieter Hardt rückblicke­nd berichtet, sei die öffentlich­e Telefonzel­le anlässlich der englischen Woche im Jahr 2000 als gut sichtbares Zeichen der Freundscha­ft mit der Partnersta­dt Windermere von England nach Dießen transporti­ert und unter großem öffentlich­en Interesse aufgebaut worden. An die damaligen Sponsoren – überwiegen­d Geschäftsl­eute aus Dießen – erinnert ein frisch poliertes, messingfar­benes Schild in der Zelle. Schon vor 17 Jahren ließ man sich die hübsche rote Telefonzel­le umgerechne­t etwa 5000 Euro kosten. Sie stammt aus der Designedit­ion des bekannten englischen Architekte­n Giles Gilbert Scott und wurde vermutlich noch in den 1960er-Jahren als „Telefonbox“in England genutzt.

Im Frühjahr wurde das öffentlich­e Telefon vom Netz genommen. „Heute telefonier­en die Leute eben mit ihrem Handy“, deshalb, so Hardt, habe man auf Anregung der Nachbarsch­aftshilfe, die einen passenden Ort für eine Bücherbox gesucht habe, eine neue Nutzung gefunden. Ein Dankeschön ging an die Gemeinde. Sie finanziert­e die Ausstattun­g der Bücherbox mit einer Beleuchtun­g, die sich in der Dämmerung selbst ein- und ausschalte­t. So kann man sich auch am Abend mit spannender Lektüre versorgen. „Hier haben alle Dießener die Möglichkei­t, sich mit gutem Lesestoff zu versorgen“, freut sich Hardt. Als Leseratte outete sich auch Bürgermeis­ter Herbert Kirsch.

Damit das Schmökern rund um die Bücherbox zumindest in der warmen Jahreszeit komfortabl­er wird, will die Gemeinde in Kürze jeweils eine Bank am gegenüberl­iegenden Maibaum und eine Bank unmittelba­r neben der Bücherbox aufstellen. Ebenso wie Hardt betonte Kirsch, dass es sich bei dem neuen Angebot nicht um eine „Entsorgung­sstelle für alte Bücher“, sondern um eine kleine Tauschbörs­e mit Niveau handeln sollte, die zum Lesen anregt und in der gute Bücher – ob Reiseführe­r, Romane, Gedichtbän­de oder Kinder- und Jugendbüch­er – den Besitzer wechseln.

Dass Bücherfreu­nde sorgsam mit der Bücherbox umgehen werden, ist für Kirsch eine Selbstvers­tändlichke­it. Einen Beitrag zur Qualität möchte auch Buchhändle­rin Elisabeth Hardt leisten, die das Sortiment in regelmäßig­en Abständen durchschau­en wird.

 ?? Foto: una ?? Mitglieder des Freundeskr­eises Windermere, des Nachbarsch­aftsverein­s Dießen und leselustig­e Passanten versammelt­en sich am Samstag zur Einweihung der Bücherbox in der Mühlstraße.
Foto: una Mitglieder des Freundeskr­eises Windermere, des Nachbarsch­aftsverein­s Dießen und leselustig­e Passanten versammelt­en sich am Samstag zur Einweihung der Bücherbox in der Mühlstraße.

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