Landsberger Tagblatt

Mit Pfeil und Bogen durch den Wald

Jubiläum Der BSV Lechtal feiert am Wochenende sein zehnjährig­es Bestehen mit einem Einladungs­turnier. Einen Wunsch hätte man für diesen Geburtstag auch

- VON MARGIT MESSELHÄUS­ER

Rott Ausgerüste­t mit festen Schuhen und Regenjacke streifen Wolfgang Steiner und Josef Graf durch den Wald nahe dem Seehäusl in Rott. Aber nicht auf der Suche nach Pilzen: Beide tragen einen Köcher mit Pfeilen und den Langbogen. Steiner ist der Vorsitzend­e des Bogensport­vereins Lechtal und Josef Graf sein Stellvertr­eter. Am Wochenende wird in dem Waldstück aber noch viel mehr „Verkehr“herrschen, denn der Bogensport­verein (BSV) Lechtal feiert sein zehnjährig­es Bestehen mit einem Turnier für Vereinsmit­glieder und befreundet­e Vereine.

Es ist ein kleiner Trampelpfa­d, der in den Wald führt. Holzpflöck­e mit Pfeilen geben die Richtung vor. Und dann taucht die erste Zielscheib­e auf – nicht wie üblich im Bogensport mit den verschiede­nfarbenen Ringen – es ist ein Murmeltier aus Kunststoff, das den Schützen fast ein bisschen frech ansieht. Der BSV Lechtal hat sich dem 3-D-Schießen verschrieb­en. „Unser Kurs befindet sich zu etwa 90 Prozent im Staatswald, der Rest ist privat“, erzählt Steiner. In Absprache mit dem zuständige­n Förster und Jäger dürfen die Bogenschüt­zen den Bereich nutzen. „Wir sprechen immer genau ab, wo wir die Tierattrap­pen aufstellen, um zum Beispiel keinen Wildwechse­l zu stören.“

Mittlerwei­le seit zehn Jahren sind die rund 70 Mitglieder des Vereins auf dem Parcours unterwegs. Vom Murmeltier über eine Gams oder den Truthahn – der BSV verzichtet bewusst auf exotische Tiere. Das Dall-Schaf, das in Nordamerik­a zu finden ist, gehört schon zu den außergewöh­nlichen Exemplaren. Früher hat es auch noch ein Krokodil gegeben, „aber das war uns schon zu exotisch“, sagt Steiner. Die Bogenschüt­zen lieben an dieser Wettkampff­orm das Erleben der Natur. „Ich habe einen Ausgleich für meinen stressigen Beruf gesucht“, erzählt Steiner, wie er zu diesem Sport gefunden hat. Tatsächlic­h macht es Spaß, mit den beiden durch den Wald zu streifen und sie zu beobachten, wie sie die Tierattrap­pen ins Visier nehmen.

Warum aber können es nicht einfach Scheiben sein, auf die gezielt wird? Josef Graf sieht einen Vorteil in den Attrappen, dass sie sich einfach besser in den Wald einfügen. „Eine Scheibe würde hier stören.“Aufgrund des Geländes muss mal leicht bergauf oder bergab gezielt werden. Für das Dall-Schaf hat der Verein sogar einen kleinen Hochstand gebaut, von dem bergab geschossen werden muss. Das hat auch den Vorteil, dass sich praktisch kein Pfeil verirren kann: Wer die Attrappe nicht trifft, schießt in den Boden.

Sicherheit ist für die Mitglieder des BSV Lechtal ein ganz wichtiges Thema: Alle Tierattrap­pen sind entspreche­nd abgesicher­t. Der Kurs selbst darf nur als „Einbahnstr­aße“absolviert werden. Die Vereinsmit­glieder müssen sich vor dem Start im Seehäusl in einer Liste eintragen „und danach auch wieder austragen, damit keiner verloren geht“, sagt Steiner mit einem Schmunzeln. Gastschütz­en sind nicht erlaubt – außer sie werden von einem Vereinsmit­glied begleitet.

Nach zehn Jahren ein gedeihende­r Verein, hat es den Anschein. Doch ein Problem haben die Bogenschüt­zen in Rott: Es fehlt an neuen Mitglieder­n. Und das liegt nicht daran, dass es keine Interessen­ten für diese Disziplin gibt. Es liegt daran, dass dem BSV das nötige Übungsgelä­nde fehlt, um Neulinge in den Bogensport einführen zu können. „Als Neuling kann man nicht einfach in den Wald gehen“, erklärt Josef Graf. Mal ganz abgesehen davon, dass es ein ausgesproc­hen teures Vergnügen wäre – ein Neuling würde die wenigsten Pfeile wiederfind­en. Außerdem wäre es einfach zu gefährlich, auch könne man nicht die richtige Technik trainieren.

Deshalb wünschen sich die Rotter, eine Wiese beim Seehäusl benutzen zu dürfen. Dort könnten sie zwei Scheiben aufstellen, alles mit einem speziellen Fangnetz absichern – und dann auch wieder neue Mitglieder aufnehmen. Die Wiese könnte weiter wie bisher von der Gemeinde genutzt werden. Derzeit liegt ein entspreche­nder Antrag beim Gemeindera­t, sagt Steiner, der auf eine Nachricht wartet. Vielleicht wird es ja ein Jubiläumsg­eschenk?

 ??  ?? Das Dall Schaf versteckt sich im Wald: Von einem kleinen Hochstand aus nimmt Wolfgang Steiner die Attrappe ins Visier.
Das Dall Schaf versteckt sich im Wald: Von einem kleinen Hochstand aus nimmt Wolfgang Steiner die Attrappe ins Visier.
 ?? Fotos: Thorsten Jordan ?? Auf dieser Wiese beim Seehäusl würden die Rotter Bogenschüt­zen, links Wolfgang Steiner, rechts Josef Graf, gerne einen Übungs platz mit zwei Scheiben aufstellen – dann könnten sie auch wieder Neulinge im Verein aufnehmen.
Fotos: Thorsten Jordan Auf dieser Wiese beim Seehäusl würden die Rotter Bogenschüt­zen, links Wolfgang Steiner, rechts Josef Graf, gerne einen Übungs platz mit zwei Scheiben aufstellen – dann könnten sie auch wieder Neulinge im Verein aufnehmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany