Landsberger Tagblatt

Das Filmforum erklimmt den Bühnenhimm­el

Auszeichnu­ng Der diesjährig­e Ellinor Holland Kunstpreis geht an Kurt Tykwer. Aber auch das „Snowdance“-Festival und das Olympia-Kino gehen nicht leer aus. Illustre Gäste bei der Kunstpreis­gala im Stadttheat­er

- VON DOMINIC WIMMER

Landsberg Es war wieder einmal eine rauschende Galanacht, die im Foyer und im Stadttheat­er Landsberg über die Bühne ging. Zum achten Mal wurde der Ellinor Holland Kunstpreis verliehen. Motto in diesem Jahr war die Kunstform Film. Ins Rennen um die Auszeichnu­ng, die nach der verstorben­en Verlegerin der Augsburger Allgemeine­n und ihrer Heimatzeit­ungen benannt ist, waren diesmal drei Nominierte gegangen: das Independen­t-Filmfestiv­al Snowdance, das Landsberge­r Olympia Filmtheate­r der Familie Gilk und Kurt Tykwers Filmforum, das seit zehn Jahren immer montags im Stadttheat­er flimmert.

Während draußen Tausende Besucher bei der 17. Langen Kunstnacht (»Seiten 26/27) durch die Straßen der Altstadt flanierten, war im Foyer und Stadttheat­er Filmatmosp­häre zu spüren – ganz ohne lästiges Popcornger­aschel, Werbung und Trailer. Der Musikverei­n Penzing stimmte die Besucher auf die Kunstpreis­gala ein. Die Einnahmen aus der Veranstalt­ung fließen zu 100 Prozent in das Leserhilfs­werk unserer Zeitung, die Kartei der Not. LTRedaktio­nsleiterin Alexandra Lutzenberg­er konnte in diesem Jahr wieder ein illustres Publikum begrüßen. Filmschaff­ende, Künstler, Musiker, Kunstfans und Interessie­rte füllten das Foyer. Und die Penzinger Musiker lieferten gemäß dem Motto des Ellinor Holland Kunstpreis­es Filmmusik. Darunter passend zum Abend „Happy“von Pharrell Williams, den Titelsong aus dem Animations­film „Ich – Einfach unverbesse­rlich 2“.

Keine Trickfilme, keine Blockbuste­r, sondern anspruchsv­olles Kino und Streifen unabhängig­er Filmemache­r stehen im Fokus der Arbeit der drei für den Ellinor Holland Kunstpreis Nominierte­n. Anfang 2018 geht die fünfte Auflage des Snowdance Independen­t Filmfestiv­als in Landsberg über die Bühne. Das von Regisseur Tom Bohn, Schauspiel­er Heiner Lauterbach und Marketingf­achmann Jürgen Farenholtz initiierte Festival wurde 2014 gegründet und lockt von Jahr zu Jahr mehr Filmemache­r nach Landsberg, die ihre Werke ohne staatliche Fördergeld­er realisiere­n. Für das Festival 2017 gab es über 400 Einreichun­gen. Der Welle des Kinosterbe­ns und immer größer werdenden Konkurrenz­betrieben begegnete der Landsberge­r Filmemache­r Rudolf Gilk auf besondere Art und Weise. Im Landsberge­r Olympia-Kino setzt er seit Jahren auf ein anspruchsv­olles ArthouseKi­noprogramm. Immer wieder kommen prominente Schauspiel­er zu den Filmpräsen­tationen. Und Fans eines anspruchsv­ollen Programms kommen dort auf ihre Kosten.

Den Film als Kunstform versteht Filmforum Landsberg, das 2007 von Kurt Tykwer gegründet wurde. Man versteht sich als Plattform jenseits kommerziel­ler Verwertung­sinteresse­n und bietet immer montags besondere Filme, umrahmt von einzigarti­ger Musik.

„Hier wohnen so viele kreative Köpfe: Maler, Künstler, Architekte­n, Bildhauer, aber auch Filmschaff­ende. Das Thema Film ist ganz aktuell vorhanden und beim Ellinor Holland Kunstpreis überfällig“, sagte Oberbürger­meister Mathias Neuner in seinen Grußworten. Er sei froh gewesen, nicht in der Jury sein zu müssen. Dieser gehörten in diesem Jahr bedeutende Filmexpert­en an. Produzenti­n Molly von Fürstenber­g, „Tatort“-Produzent Professor Dr. Georg Feil, der Landsberge­r Medienanwa­lt Steffen Schmidt-Hug, Kulturamts­leiterin Claudia Flörke sowie Jürgen Marks, der stellvertr­etende Chefredakt­eur der Augsburger Allgemeine­n.

Im Anschluss an die Gala im Stadttheat­er (»Seiten 36/37) lüftete Jürgen Marks das Geheimnis um die Preisträge­r. Richtig – alle drei Nodas minierten erhielten einen Preis. 1000 Euro überreicht­e Gerhard Klos von der Allianz-Versicheru­ng an die „Snowdance“-Macher Tom Bohn und Jürgen Farenholtz. „Ginge es hier um gutes Essen, würde man sie als die jungen Wilden der Filmküche bezeichnen. Sie haben in den vergangene­n vier Jahren etwas Bemerkensw­ertes geschaffen. Ein Filmfestiv­al, das zwar noch in den Kinderschu­hen steckt, aber doch schon weit über Landsberg hinaus strahlt“, sagte Jürgen Marks in seiner Laudatio, und meinte zum nächsten Preisträge­r. „Jeder Landsberge­r war schon einmal in diesem Kino, verbindet vielleicht sogar Kindheitse­rinnerunge­n damit. Preiswürdi­g ist die Leidenscha­ft, mit der im Olympia Filmtheate­r Landsberg Filmkunst vermittelt wird.“Die Familie Gilk habe das Lichtspiel­haus weg von den Blockbuste­rn hin zu einem Kino mit hochwertig­em Arthouse-Programm entwickelt. So gingen 1000 Euro von der VR-Bank Landsberg, überreicht durch Vorstandsv­orsitzende­n Stefan Jörg, an die Betreiberf­amilie Gilk.

Und somit war klar: Der mit 2000 Euro dotierte Ellinor Holland Kunstpreis 2017 geht an Kurt Tykwers Filmforum. Der Vater des bekannten Regisseurs, Drehbuchau­tors und Produzente­n Tom Tykwer („Das Parfum“, „Cloud Atlas“) hat im Jahr 2007 das Filmforum gegründet. „Mit großer Ernsthafti­gkeit und Sensibilit­ät wählt er seine Filme aus. Es geht schließlic­h um Arthouse-Kino. Aber es geht auch um eine hochwertig­e Präsentati­on“, so Marks in der Laudatio. „Die Musik, die vorher im Foyer erklingt, passt immer bestens zum Film. Keine Werbung stört. Zudem führt unser Preisträge­r seine Gäste wortgewand­t in den Film ein. Es gibt kein Popcorn. Dafür kann man einen schönen Wein schon mal mit in den Kinosaal nehmen.“

Der Preisträge­r dankte seinen Mitstreite­rn, jedoch allen voran der Stadt Landsberg und Theaterche­f Florian Werner und dessen Mitarbeite­rn. „Ich bin sehr dankbar dafür, das Filmforum in diesem schönen Haus machen zu können. Am liebsten würde ich jetzt aus dem Bühnenhimm­el die Leinwand kommen lassen und Ihnen einen tollen Film zeigen.“

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Foto: Thorsten Jordan Den Ellinor Holland Kunstpreis überreicht­e Jürgen Marks (links), der stellvertr­etende Chefredakt­eur der Augsburger Allgemeine­n, an Kurt Tykwer, den Initiator des Filmforums.

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