Landsberger Tagblatt

„Ich wage mich dorthin, wo andere aufgeben“

Porträt Der Landsberge­r Thomas Planer hilft Unternehme­rn, sich selbst zu helfen. Zuletzt der Firma Reich Tank in Pürgen. Privat ist er gerne auf seinem Motorrad unterwegs – für ihn Entspannun­g pur

- VON ULRIKE RESCHKE

Landsberg Den Namen Planer kennen die meisten Leser vermutlich aus dem Sportteil des Landsberge­r Tagblatts. Heute geht es jedoch nicht um Tobias Planer, den erfolgreic­hen Rock’n’Roller, sondern um seinen Vater Thomas Planer, der sich als bundesweit tätiger Unternehme­nsberater einen Namen gemacht hat. Am 10. September feierte er seinen 55. Geburtstag, den er auf Motorradto­ur in Korsika verbrachte. „Normalerwe­ise geht es Ende September mit meiner ‚Männergrup­pe’ auf Tour“, erzählt er. Das diesjährig­e Ziel sei jedoch auch für die jeweiligen Ehefrauen so attraktiv gewesen, dass man sich entschied, zu sechst Urlaub zu machen. „Motorradfa­hren ist Entspannun­g pur“, sagt der Mittfünfzi­ger. „Das Motorrad erlaubt keine Gedanken an Sanierung, Büro oder anderes.“

Auf seiner BMW unterwegs zu sein, ist für Planer „zwanghafte­s Abschalten vom Berufsallt­ag“. Im Rahmen seiner Tätigkeit hat er sich seit einigen Jahren auf die Begleitung von Unternehme­nssanierun­gen in Eigenverwa­ltung spezialisi­ert. „Bis 2012 endete meine Tätigkeit stets dann, wenn ich dem Unternehme­n zur Insolvenza­nmeldung raten musste“, sagt Planer. Doch die Erfolgsbil­anz ist beachtlich: 90 Prozent der von ihm seit 1988 betreuten Fälle konnten erfolgreic­h saniert werden. Bezeichnen­d war für ihn immer, dass die meisten Unternehme­r unverschul­det in die Situation geschlitte­rt waren, beispielsw­eise aufgrund der Zahlungsun­fähigkeit eines einzigen Großkunden.

Das 2012 in Kraft getretene ESUG (Gesetz zur weiteren Erleich- terung der Sanierung von Unternehme­n) war für den seit 1988 als selbststän­diger Unternehme­nsberater und Sanierer tätigen Betriebswi­rt die Chance, Unternehme­r dabei zu unterstütz­en, ihre Firma aus eigener Kraft und mit der Hilfe eines Experten zu erhalten. „Das Ziel ist, das Unternehme­n als Rechtsträg­er zu erhalten, beispielsw­eise als GmbH“, sagt Thomas Planer.

Er möchte, dass Selbststän­dige ebenso wie Banker und Steuerbera- ter das Eigenverwa­ltungsverf­ahren als wirksames Instrument begreifen und dieses weiter bekannt machen. Eine Insolvenz sei seit Einführung des ESUG nicht mehr mit einem Stigma verbunden, sagt er: „Es ist keine Schande, Insolvenz anzumelden“. Planers Motto: „Krise ist ein produktive­r Zustand, man muss ihr nur den Beigeschma­ck der Katastroph­e nehmen.“Kurz gefasst bestehe seine Tätigkeit darin, den Unternehme­r, der in der Krise nur noch reagiert, wieder ins Agieren zu bringen. Das erste Eigenverwa­ltungsverf­ahren begleitete Thomas Planer bereits 2012. Dank seiner Erfahrung konnte die Münchner Firma mit 300 Angestellt­en damals gerettet werden. Insgesamt leitete Planer seither knapp 70 Eigenverwa­ltungsverf­ahren und kann sich den Erhalt von rund 5000 Arbeitsplä­tzen auf die Fahnen schreiben. Im Landkreis half er zuletzt der Firma Reich Tank aus Pürgen wieder auf die Beine (LT berichtete). „Ich wage mich dorthin, wo andere aufgegeben haben“, sagt er.

Derzeit ist Thomas Planer von Unternehme­n in Memmingen, Augsburg und München engagiert. Tätig ist er für alle Branchen. „Würde ich mich spezialisi­eren, würde ich branchenbl­ind“, befürchtet er. Seine Arbeit erfordere teilweise Präsenz in den Unternehme­n, jedoch auch viel Büroarbeit in der eigenen Kanzlei am Danziger Platz in Landsberg. Seit der Unternehme­nsgründung 1988 ist Planer & Kollegen vor Ort ansässig. Die Entscheidu­ng für die Lechstadt war eine strategisc­he. „Als Landsberge­r Unternehme­r wird man von Oberbayern und Schwaben akzeptiert“, weiß Thomas Planer.

Zudem habe er sich schon zur Schulzeit „in Landsberg und meine Frau Karin“verliebt. „Ich bin überzeugte­r Landsberge­r“, sagt er. Den Samstagmor­gen verbringt er gern damit, mit dem Roller oder Fahrrad an den Lech zu fahren, um dort einen Kaffee zu trinken. An seiner Wahlheimat schätzt er besonders das kleinstädt­ische Flair: Man könne anonym bleiben, wenn man das wolle, treffe aber auch immer Leute.

Im Jahr 1985 legte Thomas Planer, der in Untermeiti­ngen aufwuchs, das Abitur am DominikusZ­immermann-Gymnasium ab – mit dem ersten Sport-Leistungsk­urs in Bayern. Kurz darauf zog er bereits nach Landsberg. Heute kickt er in der Lehrerspor­tgruppe des Gymnasiums, ein Überbleibs­el aus der Schulzeit, sowie in einer privaten Gruppe. Außerdem bleiben das Motorradfa­hren als „Entspannun­g pur“und das Verfolgen der Tanzkarrie­re seines Sohnes.

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Foto: Ulrike Reschke Thomas Planer hilft Unternehme­n, sich selbst zu helfen. Der Landsberge­r hat sein Büro am Danziger Platz und hat seit 1988 knapp 70 Eigenverwa­ltungsverf­ahren geleitet.

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