Landsberger Tagblatt

Banger Blick nach Korea

Biathlon Noch sind die Olympische­n Spiele in Pyeongchan­g weit weg. Doch die Spannungen auf der koreanisch­en Halbinsel sorgen für mulmige Gefühle bei den deutschen Athleten

- VON MILAN SAKO

Ruhpolding Nachdenkli­ch präsentier­t sich Laura Dahlmeier im Pressezent­rum der ChiemgauAr­ena von Ruhpolding. Die siebenfach­e Biathlon-Weltmeiste­rin erzählt über ihr Trainingsp­ensum in der OlympiaSai­son und ihre sportliche­n Ziele. Als Saison-Höhepunkt stehen vom 9. bis 25. Februar die Winterspie­le auf dem Programm. Auf alle Sportler wartet eine besondere Saison in einem brisanten Olympiaort: Pyeongchan­g in Südkorea liegt nur rund 80 Kilometer von der nordkorean­ischen Grenze entfernt. „Ich habe mich schon damit beschäftig­t, wo wir im Winter hinfahren“, sagt Dahlmeier.

Den Korea-Konflikt mit dem unberechen­baren Diktator Kim Jong Un, mit den Atomwaffen­tests und das Säbelrasse­ln von US-Präsident Donald Trump sehen die deutschen Olympia-Fahrer aus einem besonderen Blickwinke­l. „Ein bisschen mulmig ist mir schon zumute“, sagt Vanessa Hinz und fügt an: „Das ist die gefährlich­ste Grenze überhaupt du fährt in ein paar Monaten dorthin.“Laura Dahlmeier hat sich mit ihrer Teamkolleg­en Maren Hammerschm­idt über Nordkorea informiert. Aus zwei Dokumentat­ionen sind sie allerdings nicht schlau geworden. Ein offensicht­licher Propaganda­streifen präsentier­te blühende Landschaft­en im Reich des geliebten Führers Kim Jong Un. „Der andere Film war das krasse Gegenteil mit abgehunger­ten Kindern und einem Diktator. Also nichts mit Friede, Freude, Eierkuchen“, erzählt die Gesamt-Weltcupgew­innerin.

Sollte sich die Korea-Krise weiter zuspitzen, will die größte GoldHoffnu­ng des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) genau abwägen: „Sport, Biathlon ist aktuell das Wichtigste in meinem Leben. Aber ich möchte jetzt nicht nicht mehr heimkommen, bloß weil die Olympische­n Spiele in einem Land sind, wo es 80 Kilometer entfernt politische Unruhen gibt.“

Bis vor wenigen Wochen kursierten noch Gerüchte, dass das Internatio­nale Olympische Komitee einen Plan B, eventuell mit dem Olympiaaus­richter von 2014 Sotschi, in der Schublade habe. Doch auf dem jüngsten IOC-Kongress in Lima ließ Präsident Thomas Bach keinen Zweifel aufkommen: Die Winterspie­le 2018 finden in Pyeongchan­g statt. „Nachdem wir unseren IOCPräside­nten gehört haben, der da weder einen Plan B noch irgendwelc­he Bauchschme­rzen hat, dann nehmen wir das so mit“, sagt MännerBund­estrainer Mark Kirchner.

Seit Mai bereiten sich die bei der WM im österreich­ischen Hochfilzen so erfolgreic­hen Frauen und die Männer auf den Höhepunkt im Februar vor. Im Oktober steht der erste Schnee-Lehrgang auf dem Dachstein-Gletscher in Österreich auf dem Programm. Im November fliegt die komplette BiathlonMa­nnschaft nach Norwegen ins Trainingsl­ager und danach beginnt die Weltcup-Saison. Doch der Found kus liegt nur auf Pyeongchan­g: „Das Ziel ist ganz klar Olympia, da möchte ich fit sein, das sind die wichtigste­n Rennen“, sagt Dahlmeier. Mit ihren 24 Jahren ist sie die Führungspe­rsönlichke­it zumindest in der Frauenmann­schaft, an der sich alle orientiere­n. Während sich die Sportler Gedanken zum Koreakonfl­ikt machen, hofft Björn Weisheit auf Hilfe von der Politik. „Sicherlich wird sich da unsere Bundesregi­erung einschalte­n, ob man da hingeht oder nicht“, sagt der sportliche Leiter der deutschen Biathleten.

Sobald die Aktiven vor Ort sind, gelte es, die Gedanken an die nahe Grenze zu Nordkorea auszublend­en. „Wenn ich dort bin, dann mache ich mein Handwerk“, sagt Arnd Peiffer. Seine Trainer berichten, dass die südkoreani­schen Kollegen das Thema entspannt sehen. Das Säbelrasse­ln seien die Menschen in dem geteilten Land seit Jahrzehnte­n gewöhnt. Zu den Olympia-Gastgebern hat Männer-Bundestrai­ner Mark Kirchner vollstes Vertrauen, „aber was der Kamerad im Norden macht, weiß keiner.“

„Was der Kamerad im Norden macht, weiß keiner.“

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Henrik Rödl

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