Sie wollen Jesu Stimme hörbar machen
Kirche Katholiken, Evangelische und Freikirchliche wollen im Oktober in 28 Veranstaltungen und einem Christusfest ihre Gemeinsamkeit betonen, aber auch ihre Besonderheiten aufzeigen
Landsberg Nicht das Trennende, sondern das Gemeinsame wollen im Oktober die christlichen Gemeinden in Landsberg vermitteln, egal ob sie katholisch, evangelisch-lutherisch oder freikirchlich organisiert sind. Den Anlass dafür bietet ein Ereignis, das jahrhundertelang Lutheraner und Katholiken getrennt hat: Der Thesenanschlag Martin Luthers am 31. Oktober 1517 ist der Aufhänger für die Landsberger Christen, ein mehrteiliges ökumenisches Fest des Glaubens zu begehen, das mit einem Christusfest am Reformationstag abschließt.
„Wir wollen den Glauben an Christus in den Vordergrund stellen, in diesem Sinne sind wir uns einig“, so formulierte es Siegfried Martin. Der evangelisch-lutherische Pfarrer hatte bei der Vorstellung des Festprogramms im katholischen Pfarrzentrum zu den Heiligen Engeln als Erster das Wort, und er hob dabei auch das „schöne ökumenische Klima“hervor, das er in Landsberg vorfinde. Und HeiligEngel-Pfarrer Gregory Herzel konnte dem fast wortgleich nur zustimmen: „Was wir gemeinsam feiern können, ist Christus.“
Der gemeinsame Glaube muss nach dem Verständnis der Kirchenvertreter freilich nicht bedeuten, ihn in der gleichen Art und Weise zu bekunden und Ökumene als wie auch immer gestaltete Einigkeit zu verstehen. Martin Sakals von der Vineyard-Gemeinde beschreibt das so: „Auch wenn es dogmatische Unterschiede gibt, ist es Jesus, den wir alle anbeten.“Und Siegfried Martin spricht dabei von einer „versöhnten Verschiedenheit“: „Wir wollen nicht die Unterschiede ausbügeln, sind aber in Glaube, Liebe und Hoffnung verbunden.“Es gehe darum, die Fragen der Zeit mit den Fragen des Glaubens zusammenzubringen, „denn wir wollen in einer Stadt leben, wo die Stimme Jesu hörbar ist“. Genau das sei der Punkt, ergänzt Stadtpfarrer Michael Zeitler (Mariä Himmelfahrt): „Als Christen müssen wir in einer pluralen Gesellschaft zusammenrücken, denn es geht um Christus und nicht um dogmatische Lehrgebäude.“Wie sich die Gesellschaft gewandelt hat, sieht Zeitler, wenn er in der dritten Klasse Religion unterrichtet: „Da gibt es so viele bekenntnislose wie katholische Kinder.“
Und so wollen die Landsberger Kirchen einen ganzen Monat lang gemeinsam, aber auch auf ihre jeweils eigene Art „der Kraft des Glaubens auf die Spur kommen“, wie es im Programmheft zum Christusfest heißt. Los geht es am Sonntag, 1. Oktober, mit den Erntedankgottesdiensten in den jeweiligen Kirchen, aber danach will man sich ab 11.30 Uhr bei einer Menschenkette auf dem Hauptplatz für eine halbe Stunde die Hände reichen. Zur Monatsmitte, am Samstag, 14. Oktober, wird es im Innenhof des Pfarrzentrums Mariä Himmelfahrt einen Aktionstag der ökumenischen Jugend „eins“mit Konzerten, Jugendflohmarkt, Workshops, einem Open-Air-Jugendgottesdienst und einer Party zum Abschluss geben.
Den Veranstaltern des Christusfests geht es aber auch darum, ihre Besonderheiten im religiösen Leben zu vermitteln, die Angehörigen anderer Konfessionen wenig oder nicht vertraut sind, ein Punkt, der auch Ute Wiese vom Ökumenischen Stadtgebiet ein Anliegen ist. „Die Eucharistie verstehen“lautet etwa das Motto eines Wortgottesdienstes zu den Elementen der Heiligen Messe am Mittwoch, 4. Oktober, ab 19 Uhr. Geht es dabei um Formen und Symbole, dürfte man sich im Gottesdienst der Vineyard-Gemeinde am Kirchweihsonntag, 15. Oktober, ab 10 Uhr auf eine ganz andere Art der christlichen Botschaft annähern, wenn das Motto „Die einzigartige Gerechtigkeit Gottes: Das Evangelium, das Luther entdeckte“lautet. Den Reigen von 28 Veranstaltungen schließt am Dienstag, 31. Oktober, ab 20 Uhr das eigentliche Christusfest in Form einer Nacht der Lichter ab, wenn in der katholischen Heilig-Engel-Kirche der Reformationsfeiertag zu Ende geht.
Die größte Konfession in Landsberg ist die katholische Kirche mit insgesamt rund 11 000 Angehörigen, die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde (die auch etliche Umlandgemeinden umfasst) zählt gut 7000 Mitglieder. In der Vineyard-Gemeinde gibt es rund 150 bis 200 regelmäßige Gottesdienstbesucher. Eine weitere freikirchliche Gruppe ist die Morgensterngemeinde von etwa 30 bis 50 russlanddeutschen Christen, dazu kommt eine wachsende Zahl orthodoxer Christen, die sich insbesondere aus Rumänen, aber auch aus Flüchtlingen aus Ländern wie Eritrea und Syrien zusammensetzen.
Programm Das Programmheft zum Christusfest liegt in den Kirchen aus und findet sich auch auf www.landsberg evangelisch.de