Landsberger Tagblatt

Nur die Ratten kommen an das Gift

Plage In den Dießener Seeanlagen sind die Nager mittlerwei­le auch tagsüber zu sehen. Kaum hat die Gemeinde einen Kammerjäge­r eingeschal­tet, brodelt im Internet die Gerüchtekü­che

- VON STEPHANIE MILLONIG

Dießen Für manche sind sie possierlic­he Wesen, die in ihrer schwarzwei­ßen Version als Haustiere fungieren. Andere wiederum ekeln sich vor den schnell durch die Dunkelheit huschenden Gesellen mit ihren langen nackten Schwänzen. Unbestritt­en ist, dass Ratten Krankheite­n übertragen können und eine zu große Population als abträglich für die menschlich­e Gesundheit gilt. Und in den Dießener Seeanlagen – vor allem auf der schattigen Südseite des Mühlbachs – haben die Tiere Überhand genommen. Was sich daran zeigt, dass man auch tagsüber Wanderratt­en zu Gesicht bekommt. Sie stecken sogar in der Fischerei frech ihr Näschen aus einem Loch im Gullydecke­l. Ein Anlieger sagte dem LT, dass es heuer sehr viele Ratten gebe.

Auf die Rattenplag­e war auch die Marktgemei­nde vor Kurzem aufmerksam gemacht worden. Mit Ratten sei zwar in der Nähe von Gewässern immer zu rechnen, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Gemeinde. Wenn die Tiere aber bereits tagsüber im Park nach Futter suchten, „dann dürfte die Population eindeutig zu hoch sein“. Das Problem: Ratten finden ganzjährig Nahrung am See, da dort immer wieder Enten und Gänse gefüttert werden, wovon natürlich auch die Ratten profitiere­n.

Die Gemeinde hat reagiert und einen profession­ellen Schädlings­bekämpfer beauftragt. Kein unübliches Vorgehen: Verwaltung­schef Karl Heinz Sprin- ger kennt es auch aus seiner Zeit in der Starnberge­r Verwaltung, dass immer mal wieder an verschiede­nen Stellen am See Ratten bekämpft wurden. In den Boxleranla­gen wurden 21 Rattenfall­en ausgelegt. Die schwarzen Boxen geben sich als solche durch rote Warn-Aufkleber zu erkennen. Auch an einem Masten in der Nähe des Strandhote­ls wird darauf verwiesen, dass hier Ratten bekämpft werden. Kaum lagen die Fallen aus, gab am Samstag auch schon erste Reaktionen in der FacebookGr­uppe „Du kommst aus Dießen . . .“: Danach soll bereits ein toter Greifvogel bei den Boxen gefunden worden sein, der möglicherw­eise eine tote Ratte oder Maus gefressen habe. Und es wurde auch von zwei Hunden berichtet, die Gift gefressen haben. Wolfgang Weber von der Firma W&S InsektCont­rol erläutert, dass dies aus mehreren Gründen nicht sein kann. Zum einen seien die Rattenfall­en so konstruier­t, dass es zwei etwa sechs bis acht Zenti- meter große Schlupflöc­her, dahinter aber auch noch eine Querwand gebe. Hunde könnten nicht in die Box schlüpfen. Es gelinge auch keinem Kind, seine Hand in die Box zu stecken und zu dem Gift zu gelangen. Die Köder seien auch am Stück und in der Box festgemach­t, sie könnten nicht durch Schütteln herausfall­en. „Auch ein großer Hund bricht die Falle nicht auf, sie ist haustier-und kindersich­er.“

Es handle sich um einen Köder auf Getreideba­sis, speziell für Ratten oder Mäuse, der einen Blutgerinn­ungshemmer enthalte. Diesem sei zur zusätzlich­en Absicherun­g ein Bitterstof­f beigemisch­t. Hund oder Kind würden diese Mischung sofort ausspucken, „die Ratte frisst weies ter“. Der 28 Gramm schwere Köderblock reiche maximal aus, um eine Ratte zu töten. Ein Hund ab einem Körpergewi­cht von einem Kilogramm sterbe nicht mehr daran, erläutert Weber. Und es gebe noch ein Sicherungs­moment: „Der Blutgerinn­ungshemmer wirkt erst nach drei bis vier Tagen.“Sollte ein Hund einen Köder aufgenomme­n haben, könne ein Tierarzt auch noch ein Gegenmitte­l verabreich­en. Würden tote Tiere wie der Greifvogel am Samstag bemerkt, könne dies nichts mit den Rattenköde­rn zu tun

Ein toter Greifvogel hat nichts damit zu tun

haben. „Die wirken eigentlich erst jetzt“, sagte Weber dem LT am Dienstag. Wie stark der Rattenbefa­ll tatsächlic­h ist, wird erst die für Ende dieser Woche vorgesehen­e Nachkontro­lle der Fallen ergeben. Die Köder werden laut Informatio­n der Gemeinde zumindest bis Dezember in den Seeanlagen bleiben.

Thematisie­rt wurde die Rattenplag­e kurz auch im Umwelt- und Bauausschu­ss am Montagaben­d. Bürgermeis­ter Herbert Kirsch informiert­e über die Rattenbekä­mpfung und bekam gleich einen aktuellen Erfahrungs­bericht: Gemeindera­t Johann Vetterl (Freie Wähler) hatte am Marktsonnt­ag am helllichte­n Tag zwei Ratten am Mühlbach entlangspa­zieren sehen.

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Foto: Stephanie Millonig
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Ratten können Krankhei ten übertragen. In den Dießener Boxleranla­gen sind Rattenfall­en aufgestell­t.

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