Landsberger Tagblatt

Immer nur ein Werk

Der Regionalve­rband Bildender Künstler zeigt Bilder eines Jahres. Ausstellun­g in der Säulenhall­e

- VON MINKA RUILE

Landsberg Jede Jahresauss­tellung einer Künstlerve­reinigung, auch die aktuelle des RBK, Regionalve­rband Bildender Künstler Oberbayern West, in der Säulenhall­e, ist verbunden mit wenigstens zwei Verspreche­n: zum einen auf eine hohe Authentizi­tät des Gezeigten, denn die teilnehmen­den Mitglieder sind hier frei in der Wahl ihrer Themen, Techniken und Formate. Zum anderen bietet sich den Besuchern in der Präsentati­on nur eines Werks pro Künstler mit jedem Exponat quasi die Quintessen­z der kreativen Arbeit eines der Mitglieder während der zurücklieg­enden zwölf Monate. Darin liegt der besondere Reiz einer solchen Schau und zugleich auch die Problemati­k.

Schon eine „Stellvertr­eter-Arbeit“aus einer Werkserie herauszufi­ltern, etwa Barbara Manns Gemälde „Heimat 5 - Mitten in der Stadt“, Bert Praxenthal­ers Skulptur „Cubus III“oder auch Tom Schmids Fotoarbeit „Katharsis“aus der Amaryllis-Serie, ist von vielfältig­en Überlegung­en begleitet und mit komplexen Abwägungsp­rozessen verbunden.

Buchstäbli­ch die Qual der Wahl haben aber Künstler, die mehrere Projekte parallel nebeneinan­derher führen oder in verschiede­nen Techniken arbeiten: Helmuth Hager beispielsw­eise mit seiner Bronzeplas­tik „Different Faces – Different Minds“, einem visuell einprägsam­en Plädoyer für Toleranz und das Recht des Andersdenk­enden, hätte durchaus auch eine seiner Installati­onen oder Malerei zeigen können; nicht anders der ebenso vielseitig­e wie enorm produktive Gerhard Stachora, dessen Hinterglas­bild „Hopefully gone to reach freedom“Teil eines Triptychon­s und damit eigentlich im Zusammenha­ng mit zwei weiteren Arbeiten zu sehen ist.

„Mare Nostrum“, so der Gesamttite­l dieses zeitkritis­chen Werks, geht über die bloße Stellungna­hme zur sogenannte­n Flüchtling­sproblemat­ik deutlich hinaus, nimmt Anteil: Für seinen „Schwimmer“im aufschäume­nden Meer wird der Aufbruch zu Freiheit und Selbstbe- stimmung unversehen­s zum Kampf ums nackte Überleben. Die weit aufgerisse­nen Augen, zwei ineinander gelegte Ringe, die an Zielscheib­en denken lassen, zeigen blankes Entsetzen – ein künstleris­cher Mahnruf bar jeder Sentimenta­lität und Anbiederun­g an menschlich­e Schicksale, die gerade so nah oder weit entfernt vom Betrachter liegen, wie dieser sie an sich herankomme­n lässt…

Etwa drei Viertel der insgesamt 56 RBK-Mitglieder - darunter auch die neu hinzu gekommenen Christiane Herold, Eva Mähl, Josef Thalhofer und Monika Zinner – beteiligen sich an der 29. Jahresauss­tellung des Künstlerve­rbands, der in bewährter Aufmachung auch diesmal wieder einen Begleitkat­alog herausgebr­acht hat. „45-malige Würdigung eines einzelnen Künstlers und dessen Werks, das bedeutet eine enorme Herausford­erung, was die Hängung anbelangt“, sagt RBKVorsitz­ende Silvia Großkopf. Ein zwar ordnender, doch keinesfall­s einengende­r Rahmen müsse da gefunden werden. „Aufgrund der sehr unterschie­dlichen Formate haben wir die Bilder diesmal nicht auf Ober- beziehungs­weise Unterkante gehängt, sondern entlang einer bei 1,50 Meter angenommen­en Mittellini­e auf Sichthöhe ausgericht­et“, erklärt Großkopf eine der kuratorisc­hen Entscheidu­ngen. Auch an einer ähnlichen farbigkeit habe man sich orientiert. Zum Beispiel bei der Gegenübers­tellung zweier Bilder von Angelika Böhm-Silberhorn und Claus Nicolaus: „Spiel im Schloss“lautet der Titel des Werks der Uttinger Künstlerin, in dem der zwischen Tiefblau und Grün schimmernd­e Filz eines Billardtis­ches am unteren Bildrand in eine frappieren­de Nähe gerückt wird zu einer ähnlich dominant in den Bildvorder­grund gesetzten kühl-türkisen Fläche im abstrakten „o. T.“von Claus Nicolaus.

Dagegen bleiben sich andere Werke mit ähnlicher Farbüberei­nstimmung völlig fremd. So etwa die sich anschließe­nde Dreiergrup­pe in überwiegen­d warmen Gelb- Rottönen. Zu unterschie­dlich sind in Kurt Bergmaiers „Alle Menschen werden Brüder“, Wolfgang Bauers fotografis­cher Arbeit „Seitenblic­k“und Barbara Manns „Heimat 5 - Mitten in der Stadt“die Themen, Techniken vor allem der künstleris­che Ansatz.

Gegenüber- oder einfach nur Nebeneinan­derstellun­gen, Gruppenbil­dung oder Einzelhäng­ung - in seiner Jahresauss­tellung bietet der RBK nicht nur Einblick in das Kunstschaf­fen seiner Mitglieder, sondern lädt alle Besucher dazu ein, selbst „Augenmaß“zu nehmen und anhand einer wohl durchdacht­en Präsentati­on der Exponate nachzuvoll­ziehen, wie, ob oder wann Kunst miteinande­r „funktionie­rt“, wie sie zum Sprechen gebracht werden kann und wo sie stumm bleibt - eine kleine, teils überrasche­nde Schule des Sehens für jeden, der sich darauf einlassen mag – noch bis Sonntag, 24. September in der Säulenhall­e.

Öffnungsze­iten: Montag bis Freitag 16 bis 20 Uhr, an den Wochenende­n von 14 bis 20 Uhr.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Die Werkausste­llung des Regionalve­rbandes Bildender Künstler bietet ein breites Themenspek­trum. Zu sehen ist die Ausstellun­g in der Landsberge­r Säulenhall­e. Links im Bild „o.T“von Claus Nicolaus, daneben „Spiel im Schloss“von Angelika Böhm Silberhorn.
Foto: Julian Leitenstor­fer Die Werkausste­llung des Regionalve­rbandes Bildender Künstler bietet ein breites Themenspek­trum. Zu sehen ist die Ausstellun­g in der Landsberge­r Säulenhall­e. Links im Bild „o.T“von Claus Nicolaus, daneben „Spiel im Schloss“von Angelika Böhm Silberhorn.

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