Viele haben ihr Kreuz schon gemacht
Bundestagswahl In manchen Gemeinden wählt schon fast jeder Zweite von zu Hause aus. Am Sonntagabend spielt die Musik in Starnberg
Landsberg Am Sonntag ist zwar Bundestagswahl, jedoch für immer weniger Menschen. Immer mehr sparen sich den Gang zum Wahllokal. Sie machten beziehungsweise machen ihre Kreuze lieber per Briefwahl daheim. In Landsberg etwa hatten bis Donnerstagnachmittag bereits rund 3200 von 20 755 Wahlberechtigten ihre Stimme per Brief abgegeben, wie vom Leiter des Bürgerbüros, Robert Götz, zu erfahren war. Insgesamt hatte die Stadtverwaltung zu diesem Zeitpunkt 4914 Wahlscheine (23,7 Prozent der Wahlberechtigten) für die Briefwahl ausgegeben. Vor vier Jahren hatten 4354 Landsberger per Briefwahl abgestimmt.
Auch in der Verwaltungsgemeinschaft Pürgen ist die Briefwahl nochmals beliebter geworden, weiß Geschäftsstellenleiter Ernst Schilcher: „Wir hatten schon mehr Unterlagen bestellt, mussten aber vor zwei Wochen nochmals nachbestellen.“Die Leute schätzten es, am Feierabend daheim abzustimmen, sagt Schilcher. Das gilt auch für die Bundestagswahl, obwohl sie eigentlich eine relativ einfache Wahl ist, vergleicht man sie etwa mit Landtagsoder Kommunalwahlen und ihren riesigen Kandidatenlisten. Eine Begründung, warum man daheim wählen will, muss im Gegensatz zu früher nicht mehr gegeben werden. Bis Donnerstagnachmittag hatten 22,5 Prozent der Wahlberechtigten in Hofstetten, 25 Prozent in Pürgen und 23,5 Prozent in Schwifting die Briefwahl beantragt.
In Dießen war 2013 2659-mal per Brief gewählt worden, dieses Mal sind (Stand Freitagvormittag) 2885 Briefwahlunterlagen ausgegeben worden, 2500 kamen schon wieder ins Rathaus zurück, berichtet Geschäftsstellenleiter Karl Heinz Springer. Somit wählen 35,4 Prozent der Wahlberechtigten mittels Brief. Geht man von ähnlich hohen Wahlbeteiligungen wie vor vier Jah- ren aus, dürften das fast die Hälfte der Wähler sein.
● Auslandswähler Daneben gingen auch etliche Wahlscheine ins Ausland: Wer als deutscher Staatsangehöriger außerhalb der Landesgrenzen lebt und wählen will, kann sich an seiner letzten Adresse in Deutschland ins Wählerverzeichnis eintragen lassen und sich die Wahlunterlagen zuschicken lassen. In Landsberg wurden etwa 30 Auslandsdeutsche zur Wahl zugelassen, berichtet Robert Götz.
● Wahlbezirke Auch wenn aufgrund der hohen Zahl von Briefwählern der Andrang in den Wahllokalen zurückgeht, bleibt die Zahl der Wahlbezirke unverändert, berichtet Maria Habel vom Wahlamt im Landratsamt. Wie 2013 gibt es in der Stadt und in den 30 Landkreisgemeinden 116 Wahlbezirke für die Urnenwahl. Wegen der gestiegenen Zahl der Briefwähler wurden in Geltendorf, Penzing und Windach weitere Briefwahlbezirke eingerichtet, sodass sich deren Zahl von 40 auf 43 erhöht hat. In den 159 Wahlbezirken werden am Sonntag 1316 ehrenamtliche Wahlhelfer tätig sein.
In den Gemeinden ist es üblich, dass jeder Ortsteil sein eigenes Wahllokal hat, und so richtet sich die Größe der einzelnen Wahlbezirke häufig nach den Größen der einzelnen Ortschaften. Der kleinste Wahlbezirk ist wieder Dienhausen mit 124 Wahlberechtigten, wovon allerdings schon 27 Personen per Brief wählen wollen, sodass nur noch 97 potenzielle Sonntagswähler übrig bleiben. Nach der Wahlanweisung des Innenministeriums sollen Wahlbezirke nicht mehr als 2500 Einwohner haben und die Zahl der zu erwartenden Wähler soll nicht unter 50 liegen. Damit soll ausgeschlossen werden, dass erkennbar wird, wie einzelne Personen möglicherweise abgestimmt haben.
Kleinere Veränderungen gab es in Landsberg: Das bisherige Wahllokal in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten wurde in das neue CaritasPflegeheim und der Wahlraum bei den IWL-Werkstätten in ein Nachbargebäude verlegt, berichtet Robert Götz. Diese Änderung ist auf den Wahlbenachrichtigungen vermerkt. Wer trotzdem nicht an den Ortswechsel denkt, wird mit einem Hinweisschild am bisherigen Wahllokal darauf aufmerksam gemacht.
● Wahlbeobachter Geöffnet sind die Wahllokale von 8 bis 18 Uhr. Danach werden die Urnen geöffnet und die Stimmen gezählt. Das geschieht öffentlich. Und dieses Mal könnte damit zu rechnen sein, dass auch einige Personen den Wahlhelfern dabei über die Schultern schauen. Die AfD hat ihre Anhänger aufgefordert, als „Wahlbeobachter“tätig zu werden. Zwei Anmeldungen von Wahlbeobachtern hat Robert Götz vom Bürgerbüro in der Landsberger Stadtverwaltung bereits bekommen. Ob diese für die AfD tätig werden wollen, wisse er aber nicht.
● Wahlparty Während die Stimmen am Sonntagabend ausgezählt werden, steigt in der Wahlzentrale im Starnberger Landratsamt eine Wahlparty. Landrat Karl Roth hat dazu die Direktkandidaten sowie die Bürgermeister und Parteivorsitzenden im Landkreis Starnberg eingeladen. Die meisten Bewerber sind der Einladung gefolgt, berichtet Pressesprecher Stefan Diebl, ein paar ziehen aber eine Feier mit den Parteifreunden vor.
Im Landsberger Landratsamt wird es laut Sprecher Wolfgang Müller anders als 2013 keine Wahlparty mehr geben. Hier werden am Wahlabend nur die Mitarbeiter zugegen sein, die die Ergebnismeldungen aus den Gemeinden nach Starnberg weiterleiten, erklärt Maria Habel vom Wahlamt. Die ersten Gemeindeergebnisse werden wohl ab 19 Uhr einlaufen. Das Wahlkreisergebnis erwartet man in Starnberg gegen 21.30 Uhr.