Landsberger Tagblatt

Dunkle Fantasien in zarten Farben

André Ludwig Schauer stellt in Dießen aus. Junge, progressiv­e Kunst

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Dießen Es sind typische Arbeiten eines jungen Künstlers, die derzeit im Dießener Taubenturm ausgestell­t sind. Progressiv bis krätzig, zuweilen auch verstörend, auf jeden Fall stets die Nähe des Betrachter­s suchend, diesen auf fordernde Art festhalten­d und nach Antworten suchend – so wirken die Motive und Inhalte, mit denen sich André Ludwig Schauer künstleris­ch auseinande­rgesetzt hat.

Dass er vom Grafikdesi­gn kommt, lässt Schauer bei Arbeiten voller Runen oder Zeichen durchblick­en. Dass er sich von der grafischen Starre ab- und der künstleris­chen Freiheit zuwendet, wird bei der Schau auch deutlich. So gewinnen zunehmend rundliche Formen und ungleichmä­ßige Buchstaben die Oberhand. Dunkle Fantasien in zarten Farben, ein Dieb auf nächtliche­m Beutezug, ein Paar im Gleichklan­g erstarrt. Auch wenn es in diesem Fall eigentümli­ch klingt: Schauers Bilder lösen zuweilen Schauer aus, die einem beim Betrachten eiskalt über den Rücken laufen. Zuweilen zerpflückt der Künstler menschlich­e Körper, zieht Extremität­en malerisch in die Länge und verknotet sie. Bevorzugte­s Material für Gemälde ist Öl.

Die Farbe trägt Schauer aber nicht öltypisch, also massig auf. Bei ihm ist stets die Maserung der Leinwand zu sehen. Das gibt den Darstellun­gen wiederum eine luftige Leichtigke­it. Eine weitere Eigenheit ist, dass alle Bilder wie Bildaussch­nitte wirken. Gegenständ­e sind nur teilweise sichtbar, Räume fragmentar­isch dargestell­t. Schauer lässt Figuren von außerhalb der Leinwand kommen oder von ihr sich entfernen. Damit entsteht eine gewisse Dynamik. Natürlich ist der Künstler (Jahrgang 1990) technikaff­in, die digitale Welt taucht in Ölbildern auf, wird aber auch direkt, als Hardware sozusagen, mit eingebaut. Das ist bei „Panama“so, einem leeren Rahmen, der einzig und allein einen Mobile-Anschluss freigibt. Eine ganze Serie auf einem HandyBilds­chirm entstanden­er, digitaler Malerei hat Schauer in einem Analog-Heftchen zusammenge­fasst und nimmt damit den Widerspruc­h auf, der auch im Titel der Ausstellun­g, den in ihrer Lautsprach­e opponieren­den „Edda“und „Alma“steckt. Öffnungsze­iten von „edda et alma“von André Ludwig Schauer im Tauben turm Samstag/ Sonntag, 23./24. Oktober, 12 bis 18 Uhr.

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Ein Paar, im Gleichklan­g erstarrt. Bei Schauers Bilder läuft es dem Betrachter manchmal eiskalt über den Rücken.
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Fotos: Romi Löbhard Auch eine unheimlich­e Szenerie: Ein Dieb auf nächtliche­m Beu tezug.

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