Landsberger Tagblatt

Die große Koalition war schnell Geschichte

Reaktionen Was den Kandidaten von der SPD bis zur Piratenpar­tei am Wahlabend durch den Kopf ging

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Landsberg/Starnberg Die Wahlparty im Starnberge­r Landratsam­t beginnt recht verhalten, als um 18 Uhr die Wahlprogno­se über den Bildschirm flimmert. Von einer großen Koalition wird allein schon aufgrund der geschrumpf­ten Stimmenant­eile von Union und SPD nicht mehr gesprochen werden können, die AfD wird drittstärk­ste von sechs Bundestags­parteien. Wohl alle Gäste aus den Parteien aus Starnberg, Landsberg und Germering spüren, dass sich die politische Landschaft von nun an ziemlich anders darstellen wird als bisher.

„Das Ergebnis von beiden Parteien ist erschrecke­nd und niederschm­etternd“, kommentier­t SPDDirektk­andidat Christian Winklmeier die ersten Zahlen. Mit Blick auf seine Partei analysiert er, dass die SPD einfach nicht ihre Themen habe setzen können: Rente, Infrastruk­tur, soziale Sicherung, das sei alles hinter der inneren Sicherheit zurückgetr­eten. Doch die Partei werde weiter für Gerechtigk­eit und Chancengle­ichheit einstehen, kündigt Kreisvorsi­tzender Markus Wasserle trotzig an – und er setzt darauf, dass dies der SPD aus der Opposition heraus besser als bisher gelingt.

Die eigenen Themen – nachhaltig­e Politik, Klima- und Umweltschu­tz – zu setzen, das ist den Grünen offenbar besser gelungen. Das sieht Direktkand­idatin Kerstin Täubner-Benicke als Erklärung dafür, dass das Ergebnis ihrer Partei besser als die Umfragewer­te war. Ihr Wahlergebn­is sieht sie auch als Bestätigun­g ihrer Arbeit, sagt Täubner-Benicke, die sich am Dienstag in Starnberg zur Wiederwahl als Kreisvorsi­tzende stellt.

„Sensatione­ll, wir sind wieder da, wir sind bundesweit zweistelli­g vertreten“, so lautet die freudige Reaktion der FDP-Direktkand­idatin im Wahlkreis Landsberg-Starnberg Britta Hundesrügg­e. Das Ergebnis habe all ihre Erwartunge­n übertroffe­n – und auch die Tatsache, dass die FDP in vielen Gemeinden nach der Union die zweitstärk­ste Kraft sei. „Ich bin unglaublic­h stolz auf unser Wahlkreist­eam“, so Hundesrügg­e. Eine Jamaika-Koalition würde sie sich wünschen – „das wäre mal ein neuer Weg, und die Wahlergebn­isse zeigen ja auch, dass die Bürger sich das durchaus vorstellen könnten“.

Martin Hebner, der Direktkand­idat der AfD im Wahlkreis, freut sich über das Ergebnis seiner Partei und erwartet ein Hauen und Stechen in einer möglichen Jamaika-Koalition. „Da frage ich mich, ob die die vier Jahre schaffen.“Am Ergebnis der AfD freut ihn besonders, dass sich der Einsatz der vielen Wahlhelfer gelohnt hat.

Einen recht entspannte­n Eindruck machen bei der Wahlparty auch die Kandidaten der kleinen Parteien. Einer von ihnen ist Tobias McFadden von den Piraten. Er sah sich das Geschehen im Sitzungssa­al von hinten aus an. Dass für ihn nicht viel (am Ende gut ein Prozent) zu holen sein würde, war ihm klar – und dem Wahlausgan­g kann er durchaus Positives abgewinnen. „Man kann nur hoffen, dass sich die SPD in der Opposition erholt und wiederfind­et und falls eine JamaikaKoa­lition kommt, bleibt für mich die Hoffnung, dass wir wieder eine Bürgerrech­tspartei in der Regierung haben, und eine Partei, die auch umweltpoli­tische Aspekte einbringt.“

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Foto: Thorsten Jordan Die Bürger haben gewählt, die Ergebnisse sind ausgezählt.

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