Landsberger Tagblatt

Es rumort in der Union

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger allgemeine.de

Ü ber die Ohnmacht des Politikers am Wahlabend können nicht nur die Abgeordnet­en der CSU seit diesem Sonntag ganze Doktorarbe­iten schreiben. Noch schlimmer als die meisten von ihnen hat es Thomas de Maizière erwischt. Der Innenminis­ter von der CDU hat seinen Wahlkreis im sächsische­n Meißen zwar gewonnen, im Vergleich zur letzten Bundestags­wahl büßte er allerdings fast 17 Prozentpun­kte an Erststimme­n ein. Am Ende lag er noch magere 5,7 Punkte vor dem Kandidaten der AfD.

So demonstrat­iv gelassen sich die Kanzlerin nach außen gibt, so sehr rumort es in den Schwesterp­arteien. Ein Innenminis­ter, der Mühe hat, sich gegen einen Kandidaten der außerparla­mentarisch­en Opposition zu behaupten? Ein Fraktionsc­hef, der wie Volker Kauder am Wahlabend keck behauptet, die Union habe alle Wahlziele erreicht? Ein Parteichef wie Horst Seehofer, der seine Kritiker als Pyjama-Strategen verhöhnt und mit seiner eigenen Strategie das schlechtes­te Wahlergebn­is seit fast 70 Jahren einfährt? Es ist einiges in Unordnung geraten in der Union – und deshalb müssen CDU und CSU zunächst einmal mit sich ins Reine kommen, ehe sie mit Liberalen und Grünen über eine Koalition verhandeln.

Die entscheide­nde Frage ist dabei die nach der künftigen Zuwanderun­gspolitik. Schon um ihrer selbst willen muss die CSU hier auf einem Signal der konsequent­en Begrenzung bestehen. Gelingt ihr das nicht, bekommt nicht nur die Partei selbst bei der Landtagswa­hl im Herbst 2018 ein Problem, sondern auch Horst Seehofer persönlich.

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