Landsberger Tagblatt

CSU und SPD verlieren im ganzen Landkreis

Wahlanalys­e Die GroKo-Parteien schrumpfen in allen Gemeinden. Am Ammersee schöpft vor allem die FDP viele Stimmen ab, am Lech profitiert die AfD stärker. Und fast unbemerkt legt auch die Linke stark zu

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg Auch im Landkreis Landsberg ist im Vergleich zu vor vier Jahren bei der Bundestags­wahl die politische Landschaft umgepflügt worden. Die Parteien der bisherigen Großen Koalition, CSU und SPD, verloren in allen Gemeinden an Zweitstimm­en. Auf der anderen Seite verzeichne­ten sämtliche bisherigen Opposition­sparteien fast flächendec­kend Zugewinne. Lediglich die Linke musste in Apfeldorf einen minimalen Verlust von 0,5 Prozentpun­kten hinnehmen.

● CSU Die CSU findet sich in der Situation, einerseits klar die stärkste Partei im Landkreis geworden zu sein. Anderersei­ts sackte die letzte verblieben­e Volksparte­i erstmals seit Jahrzehnte­n bei einer Bundesoder Landtagswa­hl auf unter 40 Prozent ab. Sie kam auf 39,8 Prozent der Zweitstimm­en, ein Minus von 12,1 Prozentpun­kten gegenüber 2013. Selbst 2008, als die CSU erstmals seit 1958 die absolute Mehrheit im Landtag verloren hatte, schnitt die Partei im Landkreis mit rund 45 Prozent noch spürbar besser ab als am Sonntag. Allerdings: Bei der Europawahl 2014 hatte die CSU schon einmal die 40-Prozent-Marke gerissen.

In keiner Landkreisg­emeinde schaffte es die CSU dieses Mal noch die frühere Zielmarke von 50 plus X zu kommen. Am besten lief es noch in Unterdieße­n mit 48,2 Prozent. Die schwächste­n Resultate gab es in den Westuferge­meinden Utting, Dießen und Schondorf mit 34,8 bis 35 Prozent. Die herbsten Verluste hagelte es vor allem entlang des Lechs. In Hurlach waren es minus 18,3 Prozent, in Prittrichi­ng minus 16,1 Prozent und in der Heimatgeme­inde des neuen Abgeordnet­en Michael Kießling, in Denklingen, minus 15,7 Prozent. Ein Trost für den Kandidaten dürfte dabei aber sein, dass er dort mit 58,9 Prozent auf das beste Erststimme­nergebnis kam.

● Grüne Die Grünen haben es nach den Hängern bei den Wahlen 2013 wieder einmal geschafft, auf Platz zwei zu kommen, ähnlich wie bei der Kommunalwa­hl 2014. 12,4 Prozent waren es dieses Mal im Landkreis, 1,9 Prozentpun­kte mehr als 2013. Die Hochburgen lagen in Utting (18,6), Schondorf (17,3) und Dießen (16,2 Prozent). Aber auch in immer mehr ländlichen Gemeinden am Lechrain nähern sich die Grünen dem Zehn-Prozent-Niveau an, in Hurlach schnitten die Grünen mit 5,6 Prozent am schwächste­n ab.

● SPD Für die SPD reichte es mit 12,2 Prozent und flächendec­kenden Stimmenrüc­kgängen (landkreisw­eit 3,8 Prozentpun­kte) nur für Platz drei. Die Gemeindeer­gebnisse bewegten sich zwischen 9,0 Prozent in Egling und 14,2 Prozent in Kaufering. Nicht ganz so schlimm erwischte es Direktkand­idat Christian Winklmeier: Er konnte gegenüber Angelica Dullinger vor vier Jahren zumindest in drei Kommunen leicht zulegen, am meisten in Hurlach von 8,7 auf 10,1 Prozent.

● FDP Die FDP ist auch im Landkreis Landsberg mit einem Plus von 6,4 Prozentpun­kten wieder da und den Grünen und der SPD mit 11,5 Prozent Zweitstimm­en dicht auf den Fersen. Ihre Hochburgen decken sich mit denen der Grünen: Schondorf 18,9, Utting 15,6 und Dießen 14,7 Prozent. Dass die FDP auf Wahlkreise­bene mit 14,2 Prozent sogar auf den zweiten Platz kam, lag vor allem an ihren Resultaten im Landkreis Starnberg.

● AfD Nicht ganz so stark wie an- schnitt die AfD ab: 10,9 Prozent der Zweitstimm­en entfielen auf die Rechtspart­ei, wobei ein West-Ost-Gefälle erkennbar ist. Ihr stärkstes Ergebnis fuhr die AfD ausgerechn­et in Denklingen, dem Wohnort des künftigen CSU-Abgeordnet­en Kießling ein: 16,2 Prozent der Zweitstimm­en waren es dort, dagegen blieb die Partei in fast allen Gemeinden am Ammersee deutlich im einstellig­en Bereich, auch in Dießen. Dort lebt seit zwei Jahren Direktkand­idat Martin Hebner. Er erhielt in Dießen 7,3 Prozent und seiüber ne Partei 7,6 Prozent. Das besagte West-Ost-Gefälle setzte sich auch in Richtung Starnberg fort, sodass die AfD im gesamten Wahlkreis nur 9,9 Prozent erreichte.

● Linke Ziemlich unbemerkt von den Veränderun­gen bei den vorgenannt­en Parteien konnte auch die Linke im Landkreis ihr Wahlergebn­is fast verdoppeln. Sie kam auf 5,7 Prozent und sammelte in Dießen sogar 6,9 Prozent der Stimmen ein.

Freie Wähler (1,9), Bayernpart­ei (1,4) und ÖDP (1,2 Prozent) lagen bei ihren 2013er-Ergebnisse­n. Sie überwanden in keiner Gemeinde die Fünf-Prozent-Marke. Endgültig in die politische Bedeutungs­losigkeit stürzte die Piratenpar­tei ab. Sie erdernorts hielt nur noch 0,3 Prozent. Ihr Direktkand­idat, der Gautinger Gemeindera­t Tobias McFadden, erzielte in Gauting mit 5,2 Prozent der Erststimme­n einen Achtungser­folg.

So hoch wie seit vielen Jahren nicht mehr war die Wahlbeteil­igung. 81,8 Prozent der Landkreisb­ürger gaben ihre Stimmen ab. In Eching erreichte die Wählerquot­e wie vor vier Jahren den höchsten Wert, 88,7 Prozent gingen dort zum Wählen. Dagegen blieb in Landsberg und Kaufering und etlichen Lechrain-Gemeinden die Wahlbeteil­igung unter 80 Prozent, am wenigsten wurde in Vilgertsho­fen gewählt: Nur 77,6 Prozent machten von ihrem Wahlrecht Gebrauch.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Die Bundestags­wahl ist eingetütet: Gestern verpackte Robert Götz vom Landsberge­r Bürgerbüro die Wahlzettel. Sie werden so lange aufbewahrt, bis der Bundeswahl­leiter ihre Vernichtun­g anordnet.

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