Gestern Denklingen, heute Berlin
Bundestagswahl Michael Kießling wird voraussichtlich Anfang Oktober offiziell Abgeordneter
Denklingen Gestern war er nicht mehr Kandidat und Wahlkämpfer, aber auch noch nicht Bundestagsabgeordneter, dafür Denklinger Bürgermeister: Michael Kießling hat nach seinem am Sonntag gewonnenen Direktmandat am Montag im Denklinger Rathaus gearbeitet. „Heute war ich wieder Bürgermeister und habe unter anderem das nächste Mitteilungsblatt geschrieben“, berichtete er am Telefon, während er am Nachmittag auf dem Weg zur CSU-Bezirksvorstandssitzung war.
Und heute wird Kießling erneut unterwegs sein. Am Morgen geht es nach Berlin, wo sich zum ersten Mal die neue CSU-Landesgruppe trifft, die nur noch aus 46 statt bisher 56 Mitgliedern bestehen wird. Offiziell Abgeordneter ist Kießling aber erst dann, wenn das Bundestagswahlergebnis endgültig festgestellt ist. Das wird noch etliche Tage – wahrscheinlich bis Anfang Oktober – dauern. Dann muss der 44-Jährige auch sein Amt als Bürgermeister aufgeben. Voraussichtlich im Januar wird dann in Denklingen neu gewählt.
Am Mittwochabend wird Kießling wieder in Denklingen zurück sein und die Gemeinderatssitzung leiten. Dagegen muss er sich für die Kreistagssitzung am Dienstag entschuldigen. Sein Kreistagsmandat will er aber auch als Bundestagsabgeordneter ausüben, kündigt er an. Es sei ihm wichtig, den Kontakt mit der Basis zu erhalten, sagt er dazu.
Bei der Sitzung der CSU-Landesgruppe wird es laut Kießling vor allem um Personen und Ämter gehen, unter anderem um die Besetzung der Ausschüsse. „Wünsche darf man dabei schon äußern, es ist aber die Frage, ob sie in Erfüllung gehen“, sagt Kießling dazu. Welchen Wunsch er hat? „Digitalisierung, Bauen und Infrastruktur sind Dinge, die mich interessieren würden, auch wegen meines beruflichen Hintergrunds.“Und am Mittwoch stehe die „Einschulung“der neuen Abgeordneten an, berichtet Kießling weiter. „Da geht es um rechtliche Themen und was dabei ein Abgeordneter beachten sollte.“
Michael Kießling wird nach 37 Jahren der erste im Landkreis Landsberg wohnhafte Wahlkreisabgeordnete sein. Der letzte hiesige Parlamentarier war Dr. Richard Jaeger aus Dießen. Der CSU-Politiker gehörte dem Bundestag von 1949 bis 1980 an. Neu ist aber auch, dass es einen zweiten Abgeordneten aus dem Landkreis geben wird. Der Dießener AfD-Politiker Martin Hebner kommt über die Landesliste seiner Partei ins Parlament.
Dass die AfD ausgerechnet in Denklingen ihr bestes Ergebnis im Landkreis erreicht hat, kann sich Kießling nicht erklären. „Wir haben ja einen relativ starken Ortsverband, da müssten eigentlich die Themen klar sein, für die die CSU steht.“Aber die CSU habe wohl allgemein ein Problem damit gehabt, zu vermitteln, für was sie stehe. Auch ein spezielles Flüchtlingsproblem habe es in Denklingen nach seinem Dafürhalten nicht gegeben.
Die Aussichten bezüglich der künftigen Regierungskonstellation in Berlin sieht Kießling derweil mit gemischten Gefühlen. Eine mögliche Jamaika-Koalition könnte durchaus schwierig werden, meint Kießling, aber auch „befruchtend“, wie er sagt.