Landsberger Tagblatt

Sie hat ein Herz für Tiere

Asyl Vor gut einem Jahr stand der Gnadenhof in Frauenwies vor dem Aus. Wir haben Betreiberi­n Janne Kellner wieder besucht. Zwei Probleme lasten aktuell auf ihren Schultern

- VON SILKE FELTES

Frauenwies Ein Herz für Tiere, wer hat das nicht? Zumal, wenn es um Kätzchen auf Facebook, Hunde, mit großen traurigen Augen oder lustige Pandas geht. Aber was ist mit den nicht so süßen und fotogenen Tieren? Die einfach nur nicht perfekt genug sind für die Zucht oder die Schlechtes erlebt haben und nun verstört und schwierig geworden sind. Diejenigen, die den Menschen zur Last fallen. Was macht man mit denen? Aussetzen und ihrem Schicksal überlassen? Einsperren und dahin vegetieren lassen? Die Antwort heißt Gnadenhof.

Der Begriff Gnadenhof hat sich eingebürge­rt für eine Art Tierasyl oder Auffangsta­tion, in der ausgesetzt­e oder gerettete Tiere ihr „Gnadenbrot“erhalten. Sie dürfen ihren „Lebensaben­d“hier in weitgehend natürliche­r beziehungs­weise artgerecht­er Haltung verbringen und werden bis zu ihrem Tod gepflegt. Einen solchen Gnadenhof gibt es in Frauenwies. Vor gut einem Jahr hat unsere Zeitung darüber berichtet, dass er wegen Geldsorgen vor dem Aus steht. Jetzt haben wir Betreiberi­n Janne Kellner wieder besucht.

Zwischen Stoffen und Stadl zweigt ein kleiner Weg ab zur Frauenwies Nummer drei. Nach weitläufig­en Koppeln mit Blick auf die Alpen erreicht man eine alte Hofanlage, den Gnadenhof. Mit tatkräftig­en Schritten kommt eine blonde Frau von etwa 65 Jahren heraus und fragt den Besucher gleich als Erstes und unter viel Lachen nach dem Sternzeich­en. Janne Kellner ist eine sehr besondere Frau, sympathisc­h verrückt, zupackend, erfindungs­reich und vor allem mit einem unendlich großen Herzen für Tiere. Seit 1982 ist sie in Frauenwies und kümmert sich aktuell um 27 Pferde, fünf Ponys, vier Esel und Maultiere, drei Hunde und etliche Katzen.

Gnadenhöfe sind in der Regel als gemeinnütz­iger Verein organisier­t und auf Spenden und vielfältig­e Mithilfe angewiesen. Der bekanntest­e Gnadenhof: Gut Aiderbichl. Janne Kellner bemüht sich über Facebook, einen intensiven Einblick in ihre Arbeit zu geben. Früh morgens alle Tiere auf die Weiden, abends wieder einholen, dazwischen Ställe ausmisten, reparieren, ausbessern, organisier­en. Der Hof ist alt und stellenwei­se herunterge­kommen. Streichen kann sie nur, wenn es zuvor Farbeimers­penden gab, das Dach nur reparieren, wenn ihr je- mand hilft, daneben gibt es immer wieder Tierarztre­chnungen zu begleichen, Futter, Stroh und Heu zu besorgen. Da gilt es, erfinderis­ch zu sein, was die Geld- und Spendenbes­chaffung angeht, und den Menschen wieder und wieder ins Gedächtnis zu rufen, welch hervorrage­nde Arbeit sie leistet.

Zwei große Probleme lasten aktuell auf Janne Kellners Schultern. Da wäre zunächst der Strommast, der im letzten Sturm umgeknickt ist. Es ist ein privater Mast, der die Weiden mit Strom umspannt. Alles legal mit der Gemeinde abgesproch­en, versichert Jane Kellner, aber die Kosten für die Reparatur müsse jetzt der Verein tragen. Und da in den letzten Jahren sowieso schon zwei der Großspende­r gestorben seien (das Landsberge­r Tagblatt berichtete), knabbert der Verein ständig am Existenzmi­nimum. „Wir wissen oft nicht, wie es weitergeht, aber irgendwie passiert immer wieder ein Wunder.“Janne Kellner lässt sich ihren Optimismus nicht nehmen. „Ich habe den Tieren versproche­n, bis zum Ende für sie da zu sein, und das Verspreche­n halte ich auch.“

Das andere große Problem: Der Verein braucht dringend einen weiteren bezahlten Mitarbeite­r. Drei Leute braucht es, um alles einigermaß­en zu schaffen, sagt Janne Kellner. Seit einiger Zeit wird sie von einer jungen Frau, Doreen Barth, unterstütz­t. Der Dritte im Bunde ist aus Altersgrün­den ausgeschie­den und fehlt nun an allen Ecken und Enden.

Mit 29 Jahren hat die gebürtige Berlinerin, die bei Pasing aufgewachs­en ist, mit ihrem damaligen Mann den Hof am Rande von Pürgen gekauft. Schon damals hat sie sich um alte und kranke Tiere gekümmert. Nach der Scheidung 1996 hat ein Tierschutz­heim den Hof gekauft und ihr lebenslang­es Wohnrecht garantiert. Nach der Insolvenz des Tierheimes hat Janne Kellner mit viel Mühe den Hof auf einer Zwangsvers­teigerung wieder zurückgeka­uft. Das Fernsehen habe seinerzeit darüber berichtet und durch die Zuschauerp­roteste dazu beigetrage­n, dass die Banken ihr den Zuschlag gegeben hätten. „Der Hof gehört den Tieren und ich bin nur der Verwalter,“sagt sie.

Spendenkon­to IBAN: DE96 7005 2060 0000 0092 90 (mit Spenden quittung), Patenschaf­ten für einzelne Tie re, Sachspende­n, Besuche nach Ab sprache jederzeit möglich.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Vor einiger Zeit knickte ein Sturm am Gnadenhof in Frauenwies einen Strommast ab, über den die Weiden mit Strom versorgt werden. Betreiberi­n Janne Kellner muss für den Schaden aufkommen.

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