Servus Transall
Bundeswehr I Ein letztes Mal heben die Flugzeuge symbolisch vom Penzinger Fliegerhorst ab. An Bord sind viele Ehrengäste, für die der „Fly-out“ein besonderer Tag wird
Penzing/Landsberg „Time to Say Goodbye“schallte es aus den Lautsprechern. Die „Silberne Gams“und eine weitere Maschine rollten langsam vor einen der Hangars. Dort hatten sich Hunderte Mitglieder des Lufttransportgeschwaders (LTG) 61 und Ehrengäste versammelt, um den symbolischen „Flyout“der Transall auf dem Penzinger Fliegerhorst am Donnerstagnachmittag mitzuerleben. Der Countdown bis zur Auflösung des LTG 61 läuft – am 14. Dezember ist der älteste fliegende Einsatzverband der Luftwaffe dann Geschichte. Derzeit sind nur noch eine Handvoll Transallmaschinen in Penzing.
Sie alle hatten dieses spitzbübische Grinsen im Gesicht. Egal, ob Medienvertreter, Landsbergs Oberbürgermeister Mathias Neuner, seine Amtskollegen Johannes Erhard (Penzing), Erich Püttner (Kaufering) oder Michael Kießling (Denklingen). Schon als es aufs Rollfeld ging, zückten sie ihre Smartphones und waren gespannt. Sie gehörten zu den letzten Zivilisten, die eine der Penzinger Transallmaschinen besteigen. Und nicht irgendeine, sondern die „Silberne Gams 51+01“. Das Flugzeug hatte anlässlich des 60. Geburtstags des LTG 61 eine silberne Jubiläumslackierung erhalten und war beim „Tag der Bundeswehr“im Juni einer der Hingucker schlechthin berichtete). Kommodore Oberst Daniel Draken ließ es sich nicht nehmen, beim „Fly-out“die „Silberne Gams“selbst zu steuern, als die Maschine mit den Ehrengästen zu einem Rundflug gen Alpen in den blau-weißen Herbsthimmel abhob.
An Bord war auch Brigadegeneral Helmut August Dotzler. „Das ist heute ein historischer Tag“, sagte der Kommandeur des Landeskommandos Bayern beinahe schon ein kleines bisschen ehrfürchtig. Denn es wird nur noch wenige Flüge von Penzing aus geben. „Wir fliegen in sehr reduziertem Umfang noch bis Ende Dezember“, so Daniel Draken. Derzeit sind ohnehin nur noch fünf Transalls in Penzing stationiert, in Spitzenzeiten waren es bis zu 32. Der Rest wurde zum Teil der „Hochwertteilegewinnung“zugeführt oder bereits zum Schwesterverband LTG 63 nach Hohn in Schleswig-Holstein verlegt.
Drei bis vier der Penzinger Transalls werden übernommen, bis dieser Flugzeugtyp irgendwann einmal komplett außer Dienst gestellt und durch den A 400 M ersetzt wird. Nichtsdestotrotz geht die fliegerische Nutzung des Standortes in Penzing weiter.
Beim gestrigen symbolischen Abschiedsflug erlebten auch die Ehrengäste noch einmal, was die Transall kann. Im Steilflug ging es nach dem Start nach oben und Daniel Draken steuerte die Maschine über Landsberg in Richtung Süden. Über Altenstadt ging es vorbei an Schloss Neuschwanstein, über den Forggensee, vorbei an der Wieskirche in Richtung Kochelsee. Für die meisten Passagiere war es der erste und zugleich letzte Flug in einer Trans- all. Selbstverständlich wurden eifrig Selfies geknipst und sogar ins Cockpit der „Silbernen Gams“durften Passagiere und den Piloten über die Schulter schauen, während sich die Alpenkette neben der rechten Tragfläche entlangzog und es über den Tegernsee bis zum Chiemsee ging. Von dort aus trat die „Silberne Gams“ihren Heimflug an, ließ Starnberger und Ammersee unter sich zurück und erreichte wohlbehalten den Fliegerhorst Penzing wieder. Dabei war die Jubiläumsmaschine mit der prägnanten Gams auf dem Seitenleitwerk nicht alleine. Denn sie wurde von der Transall „50-64“begleitet. Eigens für den „Fly-out“hatte diese Maschine den Schriftzug „Servus Transall . . . mach’s guad!“erhalten. Zum Abschied überflogen beide Flugzeuge noch einmal Landsberg.
Die Übergabe der nächsten Maschinen aus Penzing an das LTG 63 ist für den 12. Oktober geplant. Und was passiert mit der „Silbernen Gams“? Sie wird ihre Sonderlackierung behalten. „Bis dato hat nur das Luftfahrtmuseum in Wernigerode Interesse bekundet, das Flugzeug als Exponat zu erwerben“, heißt es dazu vom LTG 61. Aktuell sind noch etwa 750 Soldaten und zivile Mitarbeiter beim Geschwader beschäftigt. Ein Großteil verlässt den Standort bis Jahresende, ehe ein 150 Mann starkes „Nachkommando“die Restbestände abwickelt.