Kein Baugebiet wie andere
Staufenstraße Stadtrat gibt einstimmig den Startschuss für den Realisierungswettbewerb. 15 Fachbüros sollen daran teilnehmen
Landsberg Das Projekt Staufenstraße kann beginnen. Nach Bürgerinfoveranstaltung, zahlreichen Gesprächen im Vorfeld und lebhafter Diskussion im Stadtrat wurde der Realisierungswettbewerb „Staufenstraße – Wohnen mit Vielfalt für alle Lebensphasen“jetzt einstimmig auf den Weg gebracht.
Danach hatte es zuvor nicht ausgesehen. Folgte man der Diskussion in der Stadtratssitzung aufmerksam, schien sich alles auf eine Pattsituation hin zuzuspitzen. Dann, bei Stimmengleichheit, wäre das Projekt vor seinem Start steckengeblieben. Dabei hat die Stadt Wohnraum, und darunter möglichst viel bezahlbaren, dringend nötig.
Dass die Notwendigkeit besteht, darüber schien Konsens zu herrschen. Nicht aber über den Weg, wie man möglichst schnell dorthin kommt. Während Dieter Völkel (SPD) dafür plädierte, den Auslobungstext für den Wettbewerb, wie von der Verwaltung vorgesehen, eher allgemein zu halten, um den teilnehmenden Architekten und Planern nicht allzu enge Fesseln anzulegen, plädierten Landsberger Mitte, UBV und Grüne eher dafür, gerade in dieser frühen Phase der Planungen schon diverse Vorgaben zu machen, um den Weg einigermaßen deutlich vorzugeben. So gehört Christoph Jell zur Gruppe jener, die schon gerne vorgeben würden, dass etwa der kleine Wald auf dem Areal erhalten bleibt und dass auch die Stadt, die inzwischen Eigentümerin des Areals ist, auch Wohnungen im städtischen Besitz hält. Zweite Bürgermeisterin Doris Baumgartl möchte die östlich angrenzenden Einfamilienhäuser als Orientierungspunkte für die neue Bebauung sehen, Henrik Lüßmann erinnerte daran, dass doch die Anzahl von überdachten und gesicherten Fahrradstellplätzen bereits benannt wird und deren Lage in der Nähe der Wohnobjekte vorgegeben wird. Auch die Formulierung, dass „nicht alle, aber zumindest einige der Bäume“erhalten werden sollten, sorgte für Misstrauen, vor allem bei der Grünen-Fraktion. Auch Stefan Meiser (ÖDP) reihte sich in die Gruppe ein. Ihm fehlte etwa im Auslobungstext der exakte Hinweis auf die späteren, dort gewünschten Bewohnergruppen. Da sollte sehr sorgfältig vorgegangen werden, schließlich könne das neue Wohngebiet „kein Baugebiet wie jedes andere“sein.
Stadtplaner Till Fischer vom wettbewerbsbegleitenden Büro AKFU (Germering) versuchte zu erklären, dass viele der geforderten Dinge von Architekten ohnehin entsprechend bearbeitet würden. So sei die Rücksichtnahme auf die Umgebung im Jahr 2017 eine Selbstverständlichkeit, die gute soziale Mischung im Städtebau wichtig. Mit Begrifflichkeiten im Auslobungstext wie „dezent, wirtschaftlich, zeitgemäß“könnten die 15 Büros, die an dem Wettbewerb beteiligt würden, durchaus etwas anfangen.
Dennoch ging Moritz Hartmann (Grüne) mit seinem Vorschlag sogar noch weiter. Er stellte die Frage, ob man denn an der Staufenstraße so schnell vorgehen müsse. Er verwies auf das schon länger anstehende Projekt am Wiesengrund, bei dem derzeit kein Fortschritt zu erkennen sei: „Ich würde die Staufenstraße so lange zurückstellen, bis der Wiesengrund verwirklicht ist.“
Stadtbaumeisterin Birgit Weber versicherte, dass ihre Verwaltung an beiden Projekten parallel arbeite und beides genau getaktet sei. Mitte Oktober bekomme der Stadtrat eine Übersicht über das Verfahren. Christian Hettmer (CSU) schien die Diskussion leid zu sein: „Der Stadtrat arbeitet keineswegs planlos“, und seine Fraktionskollegin Petra Ruffing appellierte an das Gremium, die Fachleute doch arbeiten zu lassen. Vorgaben könnten dann im weiteren Verlauf des Verfahrens noch ausreichend gemacht werden.
Welches der Argumente nun auch immer ausschlaggebend war, am Ende der Sitzung stand der einstimmige Beschluss für den Wettbewerbsstart.
Eine Formulierung sorgt für Misstrauen