Puzzlestück Numero zehn
Urbanes Leben Unten ist die alte Pflugfabrik fast verschwunden. Oben zeigt im Karl-Schrem-Bau Wettbewerb Numero zehn, wie das Wohnquartier zwischen der Bahn und dem künftigen Lechbogen aussehen soll
Der zehnte Realisierungswettbewerb für das Urbane Leben am Papierbach ist entschieden. Dieses Mal ging es um ein Wohnquartier mit rund 100 Einheiten
Landsberg Vorfinale bei den Realisierungswettbewerben für die Neubebauung des ehemaligen Pflugfabrik-Geländes: Am Freitag ist im Karl-Schrem-Bau die Siegerarbeit für das Baufeld C des Urbanen Lebens am Papierbach präsentiert worden. Das Hamburger Büro KBNK Architekten lieferte nach Meinung der Jury den besten Entwurf für eine Wohnbebauung im Nordosten des Areals ab. Es liegt östlich der Bahnlinie und nördlich des künftigen Lechbogens, der die westliche Stadt über eine Brücke mit der Altstadt verbinden wird.
Von der ehemaligen Pflugfabrik ist inzwischen außer dem KarlSchrem-Bau, der erhalten bleibt, nicht mehr viel zu sehen. Nur die Gebäude am Herbstweg, die bislang als Lärm- und Staubschutz für die dahinterliegende Wohnbebauung dienten, und noch ein kleiner Teil an der Südseite stehen noch. Während in dieser zentralen Gebäudeachse des Schrem-Baus, der in LoftWohnungen umgewandelt werden wird, die künftige Bebauung das Thema war, staubte, knirschte und brummte es draußen vor den staubbedeckten Außenflächen der Fenster beim Abbrechen, Zerlegen und Aufräumen. Bis in den November hinein wird es laut Projektleiter Heinz Busch von der Firma ehret+klein so noch weitergehen.
Drinnen ging es nun um die Zukunft einer 5500 Quadratmeter großen Teilfläche, auf der auf vier Etagen mit einer Geschossfläche von über 9250 Quadratmetern rund 100 Geschosswohnungen errichtet werden sollen. Der Anteil staatlich geförderter Wohnungen soll bei rund 30 Prozent liegen. Dies und das breite Spektrum an Wohnungsgrößen – von unter 50 bis über 100 Quadratmetern Wohnfläche – werde nicht Luxusbedürfnisse befriedigen, sondern eine „robuste Struktur, die auch wirtschaftlich ist, zur Folge haben“, sagte Stadtbaumeisterin Birgit Weber.
Am besten wurde die städtebauliche Aufgabe nach Einschätzung der Jury durch das Hamburger Architekturbüro KBNK gelöst. Dessen Entwurf sieht entlang der Bahnstrecke einen mehreckig gegliederten Baukörper vor, von dem aus sich zwei Flügel Richtung Osten erstrecken, die zwei innen liegende Wohngebäude einfassen. Die Woh- nungen und insbesondere die Schlaf- und Ruheräume sind zur lärmabgewandten Innenseite orientiert, die Wohnungsgrundrisse er- möglichten große Freiheiten und ein „differenziertes Angebot an durchgestreckten Wohnungen und Überecksituationen“. Insgesamt erinnert die Gestaltung der Baukörper an die Raumgliederungen und Gebäudeformen traditioneller Altstädte oder späterer gründerzeitlicher Wohnquartiere. Dieser Eindruck verfestigt sich auch durch die an der Vertikalen ausgerichtete Gliederung der Fassaden, die als geschlämmte massive Ziegelbauten mit raumhohen Fenstern geplant sind. Die Jury machte zudem auf die feinen reliefartigen Vor- und Rücksprünge aufmerksam, die „ein interessantes, aber unaufdringliches Wechselspiel in der Fassade erreichen“.
Dieser zehnte Realisierungswettbewerb war zunächst der letzte. Die beiden Baufelder E2 und E3 auf der anderen Seite der Bahnlinie nördlich des Einzelhandelsbereichs werden erst mit einigem zeitlichen Versatz in etwa einem Jahr folgen. Bis dahin – Ende 2018 – sollen dann aber schon die ersten Rohbauten an der Von-Kühlmann-Straße zu sehen sein, so die Ankündigung von Investor Michael Ehret. Der neue LechÜbergang soll in zwei Jahren eingeweiht werden können und das erste Wohnquartier ein Jahr später, im Herbst 2020.
Die ersten Baugenehmigungen seien bereits am Laufen, hatte zuvor auch Oberbürgermeister Mathias Neuner erwähnt. Er wies erneut darauf hin, wie notwendig in Landsberg Wohnungen gebraucht würden. Das habe sich auch bei verschiedenen Anlässen in der zurückliegenden Woche gezeigt. Andererseits solle sich die Stadt qualitätvoll weiterentwickeln, wofür die zahlreichen planerischen Wettbewerbe eine gute Voraussetzung seien. Landsberg, so merkte noch Fachpreisrichter Prof. Florian Burgstaller an, „wird in den nächsten Jahren zu einem Pilgerort von Architekten werden“.
Die Wettbewerbsarbei ten sind vom 9. bis 22. Oktober im Karl Schrem Bau ausgestellt, montags bis freitags 16 bis 18 und samstags und sonntags 14 bis 16 Uhr.