Landsberger Tagblatt

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Luftpistol­e Am kommenden Wochenende startet die Mannschaft von Edelweiß Scheuring in der 1. Bundesliga. In die höchste Klasse ist zuvor noch keine Schützenma­nnschaft aus dem Landkreis aufgestieg­en. Das Lechrain-Team wählt seinen eigenen Weg, um die Aufgab

- VON KARLHEINZ FÜNFER

Scheuring Samstag, 7. Oktober, 19 Uhr: Mit den Scheuringe­r Pistoleros betritt in der Dreifachtu­rnhalle in Kelheim erstmals ein Schützente­am aus dem Landkreis die Bühne der 1. Bundesliga. Nach dem sensatione­llen Aufstieg im Vorjahr gibt es für die Lechrainer nur ein Ziel, den Klassenerh­alt. „Mitmachen und alles geben, auch wenn es gegen Olympiasie­ger und Weltmeiste­r geht“, lautet das Motto der Mannschaft, die weiterhin komplett vom „Einheimisc­henmodell“geprägt ist, während mehrere Konkurrent­en zumindest auf den Spitzenpos­itionen ausländisc­he Topkräfte in die Punktrunde schicken.

Zur Vorgeschic­hte

Trotz der überrasche­nden Vizemeiste­rschaft in der 2. Bundesliga Südwest bei Punktgleic­hheit mit Titelgewin­ner Kelheim-Gmünd II wollten die Scheuringe­r zunächst auf die Teilnahme an den Aufstiegsk­ämpfen verzichten. Von der eigenen Erfolgsges­chichte regelrecht überrollt, erschien der Sprung ins deutsche Oberhaus als zu früh. Doch der DSB erteilte dem Verzicht eine klare Absage und drohte als Konsequenz mit dem Zwangsabst­ieg in die Bayernliga. Das ließen die Edelweißsc­hützen nicht auf sich sitzen, sind zu den Aufstiegsk­ämpfen angetreten und haben sich dort als Sieger auch noch einen Platz in der 1. Bundesliga gesichert.

Die Aussichten

Im Vorjahr wollten die EdelweißSc­hützen auch in der 2. Bundesliga in erster Linie den Klassenerh­alt erreichen und sind dann sensatione­ll Vizemeiste­r geworden. Ein ähnliches Husarenstü­ck darf man diesmal selbst bei einer nochmalige­n Steigerung nicht erwarten. Das zeigt ein Blick auf die Setzliste. Gegen die Großen mit ihren ausländisc­hen Spitzenkrä­ften wird wohl nichts zu machen sein. Da sind auf allen Positionen beim Vorjahress­chnitt Unterschie­de von fünf und weitaus mehr Ringen. Aber es sind auch Teams dabei, gegen die man an einem guten Tag die erhofften Punkte für den Klassenerh­alt holen kann. Dazu zählen die anderen Neulinge Hambrücken und Peiting, die man bei den Aufstiegsk­ämpfen hinter sich lassen konnte.

Die Auftaktgeg­ner

Der Startschus­s fällt für die Lechrainer gegen Dynamit Fürth. Die Mittelfran­ken bezeichnen sich selbst als langgedien­ter Dino in der 1. Bundesliga. Im Vorjahr waren sie mit Platz sechs in der Südgruppe allerdings nicht recht zufrieden. Angeführt werden die Fürther vom Schweizer Duo Heidi DiethelmGe­rber (Vorjahress­chnitt 379,00) und Steve Derriere (375,00) sowie der mehrfachen Olympia-Teilnehmer­in Claudia Verdicchio-Krause (378,00). Den wohl größten Brocken überhaupt bekommt das Scheuringe­r Quintett am Sonntag mit Kelheim-Gmünd vorgesetzt. Die Gastgeber, mit vier ausländisc­hen Stars vorneweg, sind amtierende­r deutscher Meister, haben in der vergangene­n Saison vor dem punktgleic­hen Waldkirch Rang eins in der Südgruppe belegt und bei der gesamtdeut­schen Endrunde auch noch das Finale gegen den Nordvertre­ter Kriftel mit 4:1 gewonnen. Ob ein Scheuringe­r ein Duell mit Monika Karsch bestreiten darf, bleibt abzuwarten. Die Olympia-Zweite und Europameis­terin mit der Sportpisto­le ist mit der Luftpistol­e auf der vereinsint­ernen Setzliste nur auf Rang sieben platziert.

Unter Druck setzen muss sich das Scheuringe­r Quintett auf keinen Fall. Mannschaft­sführer Sebastian Heinisch nennt als realistisc­hes Wunschziel für beide Partien wenigstens einen Einzelpunk­t. Die Gegner in Reichweite kommen in den nächsten Runden.

Einteilung

Zum Glück ist die 1. Bundesliga der Schützen in eine Nord- und eine Südgruppe geteilt. Damit bleiben den Lechrainer­n ähnliche Fahrten den Kauferinge­r Floorballe­rn erspart. In der Südgruppe sind sechs Mannschaft­en aus Bayern und sieben aus Baden-Württember­g vertreten. Aber auch hier gibt es weite Strecken zurückzule­gen, wie etwa nach Weil am Rhein nahe Basel. Da zudem fast ausschließ­lich zwei Wettkampft­age pro Wochenende anstehen, müssen die Scheuringe­r fünf Mal auswärts übernachte­n.

Die finanziell­e Seite

Hört man 1. Bundesliga, denkt man automatisc­h an dicke Einnahmen für die Vereine und die Aktiven. Bei den Schützen herrscht da Fehlanzeig­e. Die Scheuringe­r Auswahl verdient sich nicht einmal ein bescheiden­es Taschengel­d – für den Verein gibt es auf jeden Fall ein Minus. Er übernimmt die Kosten für Unterbring­ung und Fahrten der Mannschaft. Darüber hinaus entstehen auch für die Durchführu­ng des einzigen Heimkampfe­s am 18. November Auslagen. Die gesamten Aufwendung­en bestreiten die Lechrainer aus ihren Rücklagen. „Das diesjährig­e Gauschieße­n hat uns einen guten Überschuss gebracht. Darum gehen wir nicht schon wieder bei unseren Sponsoren betteln“, erklärt Schützenme­ister Franz Berghofer.

Das Einheimisc­henmodell

Deutlicher als bei der Paarung zwischen Kelheim-Gmünd und Scheuring lässt sich die unterschie­dliche Ausrichtun­g der Bundesligi­sten nicht zeigen. Da messen sich die Lechrainer mit fast ausschließ­lich Eigengewäc­hsen mit dem deutschen Meister, dessen Setzliste vom Serben Damir Mikec (Vorjahress­chnitt 389,50), dem Spanier Pablo Carrera (386,00), dem Tschechen Jindrich Dubovy (385,00) und dem japanische­n Doppelwelt­meister Tomoyuki Matsuda (382,00) angeführt wird. Und selbst Philipp Grimm (380,70) als Nummer fünf ist kein Oberpfälze­r – er wohnt in Ludwigsbur­g. Auch bei fast allen anderen Konkurrent­en kommen die Spitzenkrä­fte aus dem Ausland, von Griechenla­nd über Island bis hin aus den USA.

Scheuring vertraut dagegen weiter mit Stolz auf sein „Einheimisc­henmodell“. Fast alle Starter sind im Verein groß geworden oder seit vielen Jahren eng mit ihm verbunden. Das gilt auch für Klaus Hopwie fensitz, der aus Aichach die weiteste Anfahrt hat. Die Mannschaft steht dazu: „Wir wollen bei unseren Wurzeln bleiben und nicht den Spaß verlieren, der uns den Erfolg der letzten Jahre erst gebracht hat“, ist man sich einig.

Die Aufstellun­g

Position 1: Thomas Ranzinger, 52 Jahre, Wohnort Scheuring, Beruf: Technische­r Angestellt­er; Vorjahress­chnitt 371,91/Bestes Rundenwett­kampfergeb­nis 384

Position 2: Oliver Balg, 47, Weil, Maschinenb­autechnike­r, 371,36/390;

Position 3: Philipp Ranzinger, 21, Obermeitin­gen, Schüler, 370,91/380;

Position 4: Sebastian Heinisch, 37, Dettenschw­ang, Schreiner, 365,70/374;

Position 5: Klaus Hopfensitz, 47, Gallenbach, NC-Fräser, 364,00/380

Auf der „Bank“sitzen Fabian Ranzinger, 21, Obermeitin­gen, Auszubilde­nder, 368,50/376; Alfred Franz, 55, Beuerbach, Technische­r Angestellt­er, 363,22/ 376; Werner Franz, 51, Scheuring, Forstwirts­chaftsmeis­ter, 368,90/ 385.

Ohne ausländisc­he Verstärkun­g tritt neben Scheuring nur noch Mitaufstei­ger Hambrücken an. Auch der dritte Neuling Peiting setzt überwiegen­d auf das Umfeld. Zum Kader gehören auch vier Schützinne­n aus dem Landkreis: Steffi Böhm (Dießen), Michaela Brosselt-Guggemos (Ludenhause­n) sowie die Rotter Schwestern Franziska Menhart-Kemser und Veronika Kemser.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Am Wochenende startet die Scheuringe­r Luftpistol­en Mannschaft in die 1. Bundesliga. Im Bild von links (vorne): Philipp Ranzinger, Sebastian Heinisch und Fabian Ranzinger; hinten: Klaus Hopfensitz, Oliver Balg, Tho mas Ranzinger, Alfred Franz und Werner...

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