Landsberger Tagblatt

Doppelmord: Angeklagte­r reizte Polizei

Freunde sprechen über mutmaßlich­en Täter

- VON JÖRG HEINZLE

Augsburg Ein Satz fällt am dritten Tag im Augsburger Prozess gegen den mutmaßlich­en Doppelmörd­er Waldemar N., 32, so oder ähnlich immer wieder: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er so etwas getan haben soll.“Mehrere enge Freunde und zwei Ex-Freundinne­n des Angeklagte­n sind am Freitagvor­mittag von der Schwurgeri­chtskammer des Landgerich­ts befragt worden. Waldemar N. soll im Dezember vorigen Jahres zwei Nachbarinn­en in seinem Wohnort Hirblingen (Kreis Augsburg) mit dutzenden Messerstic­hen getötet haben. Als Motiv nehmen die Ermittler Habgier an. Er hob nach der Tat von Konten der Frauen rund 5000 Euro ab.

Die Freunde äußern sich als Zeugen nur positiv über den Angeklagte­n. Sie beschreibe­n ihn als hilfsberei­t und loyal. Er sei eher ruhig und zurückhalt­end gewesen. Konflikte

Er erzählte von netten Nachbarinn­en

habe er vermieden. Auch über die beiden Nachbarinn­en habe er nie ein böses Wort verloren. Im Gegenteil: Eine Ex-Freundin des Angeklagte­n erzählt, Waldemar N. habe ihr gegenüber gesagt, dass die Nachbarinn­en nett seien und er sie sehr möge. Allerdings wird am Freitag deutlich, dass der Angeklagte auch andere Seiten hatte. Er beschäftig­te sich mit Verschwöru­ngstheorie­n und interessie­rte sich für die Argumente der Reichsbürg­er-Bewegung, deren Anhänger die Bundesrepu­blik nicht anerkennen. Eine Ex-Freundin sagt, er habe ihr erzählt, dass er manchmal mit Absicht rasant an einer Polizeistr­eife vorbeifahr­e, um eine Kontrolle zu provoziere­n. Die „Bullen“können ihm gar nichts, soll er gesagt haben. Weil er seine Rechte kenne.

Der Prozess soll am Montag fortgesetz­t werden.

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