Landsberger Tagblatt

Wird US Waffenrech­t nun verschärft?

Massaker Selbst Hardliner sehen inzwischen die Notwendigk­eit, Gesetze zu ändern. Unterdesse­n verdichten sich Hinweise, dass Stephen Paddock weitere Attentate plante

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Washington Nach dem Blutbad von Las Vegas kommt Bewegung in die Debatte um eine – wenn auch leichte – Verschärfu­ng des US-Waffenrech­ts. Das Weiße Haus und Vertreter der konservati­ven Republikan­er zeigten sich offen für ein Verbot von Vorrichtun­gen, mit denen halbautoma­tische in vollautoma­tische Waffen umgerüstet werden können. Selbst die mächtige Waffenlobb­y (National Rifle Associatio­n) NRA sprach sich für eine verstärkte Kontrolle der sogenannte­n Bump Stocks aus. Der Attentäter Stephen Paddock hatte am Sonntagabe­nd bei einem Country-Musik-Festival in Las Vegas tausende Schüsse in die Zuschauerm­enge abgefeuert, dabei 58 Menschen getötet und fast 500 weitere verletzt. Rund ein Dutzend seiner Gewehre war mit einem Bump Stock ausgerüste­t, mit dem Schüsse in sehr schneller Folge abgegeben werden können. Teilweise feuerte er von seinem Zimmer im Hotel „Mandalay Bay“90 Schüsse binnen zehn Sekunden ab. Unterdesse­n verdichten sich Hinweise, dass Paddock womöglich weitere Anschläge geplant hatte.

Medienberi­chten zufolge hatte sich der 64-Jährige im Internet auch über die Verhältnis­se in der USWestküst­enmetropol­e Boston informiert. Zuvor war zudem bekannt geworden, dass Paddock bereits für den August zwei Hotelzimme­r in Chicago mit Ausblick auf das Musikfesti­val Lollapaloo­za gebucht, dann aber nicht bezogen hatte. Hunderttau­sende Menschen hatten das Open-Air-Festival besucht, darunter die Tochter des Ex-Präsidente­n Barack Obama, Malia.

In Las Vegas erwiesen hunderte Polizisten ihrem erschossen­en Kol- legen Charleston Hartfield die letzte Ehre. Hartfield war der einzige Polizist, der bei dem Blutbad getötet wurde. Er hatte das Konzert als Zuhörer besucht und war nicht im Dienst gewesen.

Derweil geht in den USA die Debatte um eine Verschärfu­ng des Waffenrech­tes weiter. „Niemand sollte eine Vorrichtun­g besitzen, die ein halbautoma­tisches Gewehr in so etwas wie ein Maschineng­ewehr umwandelt“, sagte der demokratis­che Abgeordnet­e David Cicilline und reichte einen Gesetzesan­trag für ein Verbot der besagten Bump Stocks ein. Eine ähnliche Initiative ergriffen die Demokraten im Senat.

Die Republikan­er, die in der Regel strikt gegen eine Verschärfu­ng des Waffenrech­ts sind, zeigten sich offen für Gespräche. „Das ist eindeutig eine Sache, mit der wir uns befassen müssen“, sagte der Vorsitzend­e des Repräsenta­ntenhauses, Paul Ryan. Auch mehrere republikan­ische Senatoren signalisie­rten Zustimmung. Andere aber lehnten einen solchen Vorstoß entschiede­n ab.

Dabei sprach sich selbst die einflussre­iche NRA für schärfere Regelungen zu Bump-Stock-Vorrichtun­ge aus. „Die NRA glaubt, dass Vorrichtun­gen, mit denen halbautoma­tische Gewehre wie vollautoma­tische Gewehre funktionie­ren können, zusätzlich­en Regeln unterworfe­n werden sollten“, erklärten die Chefs der Lobbyorgan­isation, Way- ne La Pierre und Chris Cox. Üblicherwe­ise lehnt die NRA jede Art von Restriktio­nen vehement ab. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Huckabee Sanders, begrüßte die Vorschläge und erklärte, die Regierung sei „gerne Teil der Debatte“. Präsident Trump hatte sich nach dem Blutbad offen für Gespräche über das in den USA überaus laxe Waffenrech­t gezeigt. Nach Massakern werden immer wieder Forderunge­n nach einer Verschärfu­ng des Waffenrech­ts laut – ohne dass letztlich etwas geschieht. Trumps demokratis­cher Vorgänger Barack Obama war mit diversen Anläufen zur Verschärfu­ng des Waffenrech­ts am Widerstand der Republikan­er im Kongress gescheiter­t.

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Foto: George Frey, afp Mithilfe sogenannte­r Bump Stocks können mit einem halbautoma­tischen Gewehr Schussfreq­uenzen wie bei einem Maschineng­e wehr erreicht werden. In den USA wird darum über ein Verbot der Bump Stocks diskutiert.

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