Landsberger Tagblatt

Die fetten Jahre sind noch nicht vorbei

- VON TILMANN MEHL time@augsburger allgemeine.de

Ein 3:1-Sieg in Nordirland sorgt nicht für einen Stimmungsu­mschwung einer hadernden Fußballnat­ion. Selbst Joachim Löw hatte sich ja unlängst Sorgen um den Ruf des deutschen Fußballs gemacht.

In der vergangene­n Europapoka­lrunde kehrten sämtliche deutsche Mannschaft­en als Verlierer in die Kabine zurück. Für die Pleiten gab es gute Gründe. Bedingungs­lose Dortmunder Naivität gegen Real, lätscherte Bayern in Paris, aber auch spürbar lustlose Berliner in Östersund. Der deutsche Fußball schien am Boden. Nicht etwa ausschließ­lich von Multimilli­onen-EuroTeams in die Knie gezwungen, sondern mitunter besiegt von lachhaft unbekannte­n Mannschaft­en. Wie ist nun dieses 3:1 der Nationalma­nnschaft in Nordirland einzuordne­n? Sind wir wieder wer?

Die Nationalma­nnschaft hat sich abgekapsel­t vom Vereinsfuß­ball. Die Auswahl Löws siegte sich lustvoll durch ihre Gruppe. Mit San Marino versuchte sich die obligate Ausnahme der Regel, wonach es keine kleinen Teams mehr im Weltfußbal­l gebe. Ansonsten aber standen der Mannschaft zumindest Mittelklas­se-Teams gegenüber. Während argentinis­che, italienisc­he oder holländisc­he Fans noch um die Teilnahme an der WM bangen, können die Deutschen bereits die Unterkunft in Russland buchen.

Das bedeutet nicht, dass auch die Vereinsman­nschaften um Titel mitspielen können. Die englischen Teams scheinen ihre aberwitzig­en Einnahmen mittlerwei­le zielführen­d einzusetze­n. Real und Barcelona sind finanziell und spielerisc­h voraus. Paris schickt sich an, die arrivierte­n Spitzenklu­bs zu überholen. Dem BVB fehlt dafür Geld und den Münchnern eine Strategie, um die Neureichen ernsthaft zu fordern. Und die Europa League ist für Hertha, Hoffenheim und Konsorten schlicht uninteress­ant.

Die Nationalma­nnschaft aber profitiert von der guten Nachwuchsa­rbeit. Joachim Löw muss sich keine Sorgen um den Ruf des deutschen Fußballs machen. Im Vereinsfuß­ball sind die fetten Jahre vorbei. Die Nationalma­nnschaft lädt weiter zur Völlerei ein.

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