Landsberger Tagblatt

Polaczek bestreitet sein 800. DEL Spiel

Eishockey Der Augsburger Stürmer erreicht am Sonntag in Berlin eine besondere Marke. In der Eliteliga besetzt der 37-jährige Ex-Nationalsp­ieler eine Nische

- VON MILAN SAKO

Augsburg Es hat lange gedauert, bis Aleksander Polaczek in seiner Heimatstad­t Eishockey spielen konnte. Es war der große Wunsch des Außenstürm­ers, doch die Verhältnis­se haben den 1,78 Meter großen Profi zu einem Umweg durch ganz Eishockey-Deutschlan­d gezwungen. „Als ich 18 Jahre alt war, gab es keine Ausländerb­eschränkun­g in der Deutschen Eishockey-Liga. Da waren von 23 Mann im Kader 21 Ausländer“, erinnert sich der im polnischen Oppeln geborene und in Augsburg aufgewachs­ene Angreifer.

Er musste sich nach oben arbeiten. Von den Junioren des Augsburger EV wechselte er 1998 zum Drittligis­ten EC Ulm/Neu-Ulm, danach zu Bayreuth (Oberliga) und Bremerhave­n (2. Liga). 2003 gab Polaczek sein DEL-Debüt für Ingolstadt. Es folgten die Stationen Nürnberg (2005-2009), Frankfurt (2009/10), Hamburg (2010 - 2012), Wolfsburg (2012 - 2015) und schließlic­h der AEV. In seiner dritten Saison für die Panther feiert Aleksander Polaczek am Sonntag (14 Uhr) in Berlin ein besonderes Jubiläum. „Wenn mir einer mit 19 Jahren gesagt hätte, dass ich mal 800 DEL-Spiele auf dem Buckel haben werde, dann hätte ich das unterschri­eben“, sagt der 37-Jährige. Der schnelle Außen ist kein Torjäger oder Spielmache­r. Nein, Polaczek ist ein Unterzahl-Spezialist, ein Defensiv-Stürmer. Sein Trainer schätzt genau diese Tugenden.

„Ich darf es eigentlich nicht sagen, aber Polaczek ist nicht in erster Linie wegen seines Talents so weit gekommen. Er ist schnell, hat unheimlich viel Biss und Ehrgeiz. Es ist immer unangenehm, gegen ihn zu spielen“, charakteri­siert Mike Stewart den Profi mit der Nummer 16. Immerhin arbeitete sich der Eishockey-Malocher ins Nationalte­am zu 33 Einsätzen (1 Tor/5 Vorlagen). Seine beste

Zeit erlebte er in Nürnberg. „Dort bin ich zum Nationalsp­ieler geworden und durfte bei zwei Weltmeis- terschafte­n antreten.“Andere Kollegen wie der Füssener Michael Wolf (München) mussten in ihrer Jugend ebenfalls einen langen Anlauf in die DEL nehmen. Inzwischen dürfen nur noch neun Ausländer pro Team spielen.

Die Zeiten für die deutschen Spieler sind besser geworden. Auch sonst hat sich viel verändert. „Im Sommertrai­ning vor zwanzig Jahren hat man so viele Gewichte wie möglich gestemmt. Das ist vorbei.“ Auch die Spielvorbe­reitung sei profession­eller geworden. „Früher haben wir zwei Tassen Kaffee getrunken und dann auf das Eröffnungs­bully gewartet. Jetzt beginnt die Aufwärmpha­se zwei Stunden vor dem Match.“

Erst im Herbst seiner Karriere konnte sich Augsburg den Ex-Nationalsp­ieler leisten. Für Polaczek war es „ein Herzenswun­sch“in seiner Heimat zu spielen. Hier leben die Freunde und eine inzwischen große Familie. Ein Haus hat der Profi in Diedorf bei Augsburg gebaut, demnächst zieht Aleksander mit Frau Eva, Tochter Carlotta (3), Sohn Johann (2) und den beiden Hunden Lila und Joker ein. Privat ist er ein Familienme­nsch. Davon ist auf dem Eis nichts zu sehen. Polaczek gilt als Giftzwerg auf Kufen. „Das ist meine Spielweise. Wenn sich das ändert, dann wäre es Zeit für mich aufzuhören.“Von Altersmild­e ist in seiner Spielweise bisher nichts zu sehen.

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