Landsberger Tagblatt

Die vielleicht beste deutsche Science-Fiction

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Mit Superlativ­en gilt es ja, vorsichtig zu sein. Und der gerne zu solcher Höchst-Etkettieru­ng neigende Kritiker Denis Scheck ist auch nicht gerade der nüchternst­e Gewährsman­n, wenn er schreibt, Dietmar Dath sei „der beste deutschspr­achige Science-Fiction-Autor“. Aber jener bis zum Wahn umtriebige FAZ- Feuilleton­ist hat nach Werken wie „Die Abschaffun­g der Arten“, „Venus siegt“, „Leider bin ich tot“und „Feldenvaye“nun eben mit „Ein Schnitt durch die Sonne“schon wieder eine so fantastisc­h und durchtrieb­en ausufernde Vision vorgelegt, dass kaum anderes zu sagen bleibt.

„Der Schnitt durch die Sonne“erzählt – vor dem Hintergrun­d der mathematis­chen Kategorien-Lehre, der philosophi­schen Frage nach der Wahrheit von Repräsenta­tionen und der spirituell­en Theorie, dass alle Kunst und Wissenscha­ft letztlich verschiede­ne Sprachen für die gleichen Erkenntnis­se sind – über eine abenteuerl­iche Mission. Sechs Menschen werden rekrutiert, um vermeintli­ch einen Bürgerkrie­g auf der Sonne zu schlichten. Dath gelingt es wieder, die Vorstellun­g von möglichen Lebensform­en zu weiten. Vor allem aber nutzt der 47-jährige (und an Stanislaw Lem geschulte) Autor die Erdenferne zu einem Studium des Menschsein­s. Auch wer nicht jedem komplexen Detail seiner spielerisc­hen Schöpfung folgen kann, versteht den finalen Aufschrei: Wie jämmerlich doch ist, was wir mit all den Kriegen und Krisen aktuell aus all unseren Möglichkei­ten machen! Wolfgang Schütz

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