Vater, Mutter, Richard Ford
Wann sie sich kennenlernten, weiß er nicht genau. An einem Tag irgendwann vor 1928, vielleicht in Little Rock, vielleicht auch in Hot Springs. Er glaubt aber zu wissen, was Edna Atkins an diesem Tag an dem jungen Parker Ford aufgefallen sein muss. Ein Gesicht, das zum Lächeln neigte, die durchscheinenden blauen Augen. „Ein Mann, der gern glücklich war.“Er ist 24, sie 17 Jahre jung, sie verlieben sich, sie heiraten, er nimmt einen neuen Job an, verkauft als Vertreter Wäschestärke der Firma Faultless im Süden Amerikas, sie begleitet ihn. Ein Leben „on the road“, wenig Luxus, viel Liebe. Dann, nach Jahren, wird ein Kind geboren: Richard Ford.
Leben wie Tod bleiben oft unbemerkt, schreibt der amerikanische Schriftsteller im Nachwort seines Memoirs „Zwischen ihnen“, in dem er in einem Doppelporträt seinen Eltern noch einmal all seine Aufmerksamkeit schenkt. Mit großer Sanftheit nähert er sich diesen zwei Menschen, über die er als der einzige Sohn am meisten weiß, vieles auch nicht, sicher aber dies: dass sie „zusammen – vielleicht nur zusammen“erst richtig aufblühten. Ein Buch über Vater, Mutter und auch Kind – weil Ford in der Sehnsucht, den Eltern so nahezukommen wie möglich, seine eigene Verletzlichkeit offenbart. Das Porträt der Mutter entstand bald nach ihrem Tod 1981, das des früh verstorbenen Vaters 55 Jahre später. „Unser Leben in Jackson war kleinkalibrig“, schreibt Ford. Wie gerne man alles darüber liest! Stefanie Wirsching