Landsberger Tagblatt

Die Rückkehr

Menschen auf den Mond zu schicken, ist schon vor fast 50 Jahren gelungen. Seitdem hatte die Raumfahrt ganz andere Ziele. Doch plötzlich wollen alle wieder auf den Erdtrabant­en. Warum? / Von Christian Gall

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Vor 45 Jahren hat zuletzt ein Mensch seine Fußspuren auf dem Mond hinterlass­en. Seitdem herrschen dort die Roboter. Mehr als zehn Flugkörper haben verschiede­ne Nationen zur Oberfläche des Mondes geschickt. Inzwischen sind von ihnen nur noch Wracks übrig. In naher Zukunft bekommen diese aber Gesellscha­ft. Denn mehrere Expedition­en zum Mond sind derzeit in Planung. Die Motive hinter den Vorhaben sind vielfältig. Die einen wollen ihrem Forscherdr­ang nachgehen, die anderen Geld verdienen. Und manche wollen ihre Macht ausbauen.

Derzeit arbeiten mehrere private Forscherte­ams an Plänen für eine Mondlandun­g. Eine dieser Gruppen kommt aus Deutschlan­d. Das Berliner Start-up „Part-Time Scientists“will 2018 mit zwei Fahrzeugen namens Audi Lunar Quattro auf dem Mond landen. Der Autoherste­ller Audi ist als Sponsor und technische­r Unterstütz­er in das Projekt eingestieg­en. Die Firma erhofft sich nach eigener Aussage davon, durch die Forschung die eigene Kameratech­nik zu verbessern. Diese wird in modernen Autos immer wichtiger – ebenso wie Elektromot­oren, durch die sich die Mondfahrze­uge fortbewege­n sollen.

Die deutschen Forscher beteiligen sich am Wettbewerb „Google Lunar X-Prize“. Der Internet-Gigant Google hat einen Preis von 20 Millionen US-Dollar ausgeschri­eben: Das Geld bekommt das Team, das als Erstes einen Rover auf den Mond schickt, damit 500 Meter weit fährt und Bilder in hochauflös­ender Qualität zur Erde schickt. Insgesamt sind bei diesem Wettbewerb mehr als 20 Teams im Rennen. Auch israelisch­e Forscher arbeiten an einen Mond-Rover. Der SpaceIL soll noch in diesem Jahr seine Reise an- treten und sich dann, anders als konvention­elle Rover, mit kleinen Sprüngen über die Oberfläche fortbewege­n. Abseits von diesem Wettbewerb will auch das amerikanis­che Unternehme­n SpaceX unter TeslaChef Elon Musk Geld mit Raummissio­nen verdienen. Mit einer Dragon-Raumkapsel plant das Unternehme­n, zwei zahlende Kunden im Jahr 2020 auf eine Reise rund um den Mond zu schicken.

Auch bei den staatliche­n Raumprogra­mmen rückt der Mond wieder in den Fokus. Einige Länder steigen zum ersten Mal in dessen Erforschun­g ein. Indien etwa will sich im kommenden Jahr in der ersten „weichen Landung“, also einer sanften Landung ohne Absturz, auf dem Mond versuchen. Die Mission Chandrayaa­n-2 soll eine Sonde in den Orbit schießen und dann einen Rover auf die Oberfläche bringen. Der sammelt dann Gesteinspr­oben von der Oberfläche und analysiert, welche Minerale und Elemente sich darin verbergen.

Abseits vom Mond war Indien in den vergangene­n Jahren im Weltall sehr aktiv. Das könnte sich finanziell auszahlen: Mit mehreren Satelliten hat das Land ein eigenes Navigation­ssystem aufgebaut. Das INRSS-System verspricht eine höhere Genauigkei­t als das US-Ortungssys­tem GPS. Indien will damit mit den USA in Konkurrenz treten.

Wettbewerb mit Preisgeld: 20 Millionen Dollar

45 Jahre nach der letzten Landung: China geht voran

Im kommenden Jahr sollen Nutzer die Technik einsetzen können – allerdings nur in Indien und einem Umkreis von 1500 Kilometern.

Auf einer der vordersten Startposit­ionen im Rennen zum Mond steht China. Bereits vor vier Jahren glückte der Nation die Landung eines unbemannte­n Gefährts. Außerdem können die Chinesen zwei eigene Raumstatio­nen im Weltall vorweisen – womit sie zeigen, dass sie in der Raumfahrt weit vorangekom­men sind. Die Tiangong 1 kreist seit 2011 um die Erde, im Jahr 2016 kam die Tiangong 2 hinzu. Die Stationen sind mit etwa zehn Metern Länge relativ klein – die internatio­nale Raumstatio­n ISS ist etwa zehnmal so lang.

Als einen der nächsten Schritte will China Menschen auf den Mond schicken. Allerdings steht noch nicht fest, wann das geschehen wird. Doch China zieht durch das Weltraumpr­ogramm kritische Blicke auf sich. Denn parallel zu den Forschungs­projekten treibt die Regierung militärisc­he Vorhaben voran. Bereits im Jahr 2007 hat China erfolgreic­h eine Anti-Satelliten-Waffe getestet – was weltweit auf Empörung stieß. Allerdings hat die Aufrüstung im Weltall bereits eine längere Geschichte. Schon in den 80er Jahren startete die US-Regierung das sogenannte Star-Wars-Programm. Ziel von diesem ist es, Interkonti­nentalrake­ten vom Orbit aus abzuschieß­en. Der Nachfolger dieses Programms, die „National Missile Defense“, läuft bis heute.

Ein aufsehener­regendes Projekt haben jüngst die russische Raumfahrta­gentur Roskosmos und die US-amerikanis­che Nasa verkündet. Gemeinsam wollen sie eine Raumstatio­n im Orbit des Mondes errichten. Das „Deep Space Gateway“soll einerseits Forschungs­zwecken dienen, anderersei­ts ein Sprungbret­t für Missionen im weiter entfernten Weltall sein. Schon zwischen 2024 und 2026 sollen erste Module der Stations ins Weltall gebracht werden.

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Mit Selene 2 plant Japan noch in diesem Jahr die Erforschun­g der Mondoberfl­ä che. 2020 soll dann der Nachfolger Sele ne S gezielt nach Spuren von Eis suchen.
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Das Berliner Start up „Part Time Scien tists“will mit dem Autobauer Audi als Sponsor im kommenden Jahr einen Ro ver auf den Mond bringen.
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Orion, das neue Raumschiff der Nasa, soll 2020 erstmals ins All starten. Ein bis zwei Jahre später soll es dann mit Passa gieren an Bord den Mond umrunden.
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Die Dragon Raumkapsel hat das Unter nehmen SpaceX bereits mehrmals er probt. Im kommenden Jahr soll es Passa giere einmal um den Mond fliegen.

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