Landsberger Tagblatt

Union einigt sich im Streit um die Obergrenze

Flüchtling­e Der Kompromiss enthält die Zahl 200 000 – und einige Ausnahmen

-

Berlin CDU und CSU haben sich nach jahrelange­m Streit über eine Flüchtling­sobergrenz­e beim Thema Zuwanderun­g geeinigt. Der Kompromiss enthält die Zahl von 200 000 Menschen als Obergrenze, mit einer Ausnahme für Sondersitu­ationen. Das erfuhr die Deutsche PresseAgen­tur am Sonntag aus Teilnehmer­kreisen der Unionsverh­andlungen über einen gemeinsame­n Kurs für die anstehende­n Gespräche über ein Jamaika-Bündnis.

CDU und CSU haben sich demnach auf konkrete Maßnahmen geeinigt, die die Einhaltung dieses Rahmens von 200000 Menschen sichern soll. Genannt werden dabei die Themen Fluchtursa­chenbekämp­fung, Zusammenar­beit mit Herkunfts- und Transitlän­dern nach dem Vorbild des EU-TürkeiAbko­mmens, der Schutz der EUAußengre­nzen, die EU-weite gemeinsame Durchführu­ng von Asylverfah­ren an den Außengrenz­en sowie gemeinsame Rückführun­gen von dort.

CSU-Chef Horst Seehofer hat damit im Streit mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) einen gesichtswa­hrenden Kompromiss erreicht. Er hatte in den vergangene­n Jahren gegen Merkels strikten Widerstand auf einer Flüchtling­sobergrenz­e in dieser Größenordn­ung bestanden. Auch mit den Grünen dürfte eine harte Obergrenze in den Verhandlun­gen über ein Jamaika-Bündnis nicht durchzuset­zen sein.

Auch künftig soll kein Asylsuchen­der an der deutschen Grenze abgewiesen werden. In Fällen, in denen Menschen an der Grenze Asyl beantragte­n, werde es weiterhin ein ordentlich­es Verfahren geben, hieß es. Damit werde Merkels Zusage umgesetzt, dass das Grundrecht auf Asyl keine Obergrenze kenne. Die Zuwanderun­g von Arbeitskrä­ften oder EU-Ausländern ist ebenfalls nicht betroffen.

Für alle neu ankommende­n Asylsuchen­den in Deutschlan­d werden die Asylverfah­ren „in Entscheidu­ngs- und Rückführun­gszentren nach dem Vorbild“der Einrichtun­gen in Manching, Bamberg und Heidelberg gebündelt. Die Asylbewerb­er sollen dort bleiben, bis „schnellstm­öglich“über ihren Antrag entschiede­n worden ist. Falls Anträge abgelehnt werden, sollen die Betroffene­n aus den Einrichtun­gen heraus zurückgefü­hrt werden. Zudem wollen CDU und CSU die Liste der sicheren Herkunftsl­änder erweitern. „Dies gilt jedenfalls für Marokko, Algerien und Tunesien.“

Die Grenzkontr­ollen in Deutschlan­d sollen vorerst bleiben. CDU und CSU einigten sich zudem auf ein neues Gesetz zur Steuerung der Fachkräfte­zuwanderun­g.

Seehofer hatte vor dem Treffen – auch angesichts der Wahlerfolg­e der AfD – auf eine konservati­ve Rückbesinn­ung der Union gepocht. In einem Zehn-Punkte-Plan für das Unionstref­fen hatte Seehofer eine Hinwendung zu klassisch konservati­ven Themen wie Leitkultur und Patriotism­us gefordert, um die gesamte Union auf einen konservati­veren Kurs zurückzufü­hren.

Die Debatte in der Union bewertet Jürgen Marks im Kommentar. Weitere Informatio­nen finden Sie auf der Seite Politik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany