Landsberger Tagblatt

Streit der Pappenheim­er

- VON JOSEF KARG jok@augsburger allgemeine.de

Der Pappenheim­er als solcher ist durch Friedrich Schiller mehr oder minder zufällig in die Geschichte der Weltlitera­tur eingegange­n. Im Drama „Wallenstei­ns Tod“lässt er den Feldherrn den berühmten Satz sagen: „Daran erkenn’ ich meine Pappenheim­er.“Wallenstei­n belobigt eine Abordnung Kürassiere vom Regiment des Grafen Gottfried Heinrich zu Pappenheim wegen ihrer Treue während des 30-jährigen Kriegs.

Im Lauf der Jahrhunder­te bekam der berühmte Satz – warum auch immer – eine andere, deutlich ironische Bedeutung. Der Pappenheim­er wurde sozusagen zum Synonym für einen Spitzbuben, mindestens aber für einen seltsamen Menschen. Im Mittelalte­r wurden als „Pappenheim­er“übrigens auch die Kloakenrei­niger in Nürnberg bezeichnet.

Kleiner Exkurs beendet. Seit Schiller machte das Örtchen Pappenheim keine größeren Schlagzeil­en mehr. Erst jetzt wachte es aus dem medialen Dornrösche­nschlaf auf und kehrte auf die Weltbühne zurück mit einer Art modernem Drama oder doch eher einer Posse. Darin geht es um ein vier Quadratmet­er großes Stück Straße in der Altstadt des schmucken Altmühlstä­dtchens. Dummerweis­e will dessen Besitzer den Flecken Erde beziehungs­weise Asphalt einzäunen. Etwa 40 öffentlich­e Parkplätze und die Stadtwerke wären dann aber nicht mehr mit dem Auto erreichbar. Das Grundstück gehört zu einem Haus und wurde später auf vier Quadratmet­ern asphaltier­t, jedoch niemals offiziell zur Straße umgewidmet. Die Stadt wollte nun die umstritten­en vier Quadratmet­er kaufen, um das Problem zu lösen. Doch der Besitzer wollte nicht. Um den Fall noch komplizier­ter zu machen, hat innerhalb der gräflichen Familie der Besitzer des Grundstück­s aktuell gewechselt. Die Stadt macht ein Kaufangebo­t. Ob das erfolgreic­h sein wird? Wer weiß? Und was hätte Schiller geschriebe­n? Vielleicht: „Ach, diese Pappenheim­er – spielen diesmal einen Schwabenst­reich.“

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