Landsberger Tagblatt

Intendant rudert zurück

AfD-Wähler besuchen Friedrichs­stadt-Palast

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Das brachte Berndt Schmidt haufenweis­e Hass-Nachrichte­n ein, Morddrohun­gen – und sogar eine Bombendroh­ung gegen sein Haus. In einer Rundmail an die Mitarbeite­r hatte der Intendant des Revuetheat­ers Friedrichs­tadt-Palast in Berlin geschriebe­n: Das Haus werde sich künftig „noch deutlicher als bisher von 20 oder 25 Prozent unserer potenziell­en Kunden im Osten abgrenzen“, man wolle deren Geld nicht. Sein Theater repräsenti­ere den anständige­n Osten. Auf Nachfragen bekräftigt­e er die Ausladung: AfDWähler könnten gekaufte Karten gerne zurückgebe­n und bekämen den Kaufpreis erstattet.

Nun ist der Intendant bei einer Vorstellun­g am Samstagabe­nd, die aufgrund einer Bombendroh­ung eine Stunde später startete, zurückgeru­dert: „Auch AfD-Wähler sind mir willkommen.“Fügte jedoch die Hoffnung an, dass diese sich komisch fühlen könnten, „wenn sie sehen, was entstehen kann, wenn ein Ensemble aus 25 Nationen, Muslimen, Christen, Juden, Hetero- und Homosexuel­len gemeinsam an etwas arbeitet“. Daraufhin gab es lauten Applaus im Saal. Am Abend haben sich Schmidt und AfD-Sprecher Ronald Gläser im Foyer sogar die Hand geschüttel­t. Die Berliner Gruppe der Partei hatte auf das Rundschrei­ben mit einer Gegenaktio­n geantworte­t: Sie verloste Tickets für den Samstag. Sprecher Gläser wurde mit den Worten zitiert, der Brief Schmidts habe „etwas von einer Hexenjagd“. Aus Sicht wiederum von Berlins Kultursena­tor Lederer (Linke) handelte es sich um eine legitime Form der Meinungsäu­ßerung.

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