Landsberger Tagblatt

Tränen nach WM Gold am Schwebebal­ken

Turnen Pauline Schäfer überrascht am Zittergerä­t in Montreal. Bronze geht an Tabea Alt

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Montreal Es war die Krönung einer großartige­n WM für die deutschen Turnerinne­n. Am einstigen Zittergerä­t Schwebebal­ken präsentier­ten sich Pauline Schäfer und Tabea Alt in Glanzform und holten Gold und Bronze. Ein historisch­es Resultat für das deutsche Turnen.

Pauline Schäfer hatte schon kurz nach ihrem grandiosen Auftritt Tränen in den Augen. Die Chemnitzer­in hat am Sonntag in Montreal am Schwebebal­ken die erste Goldmedail­le für Athletinne­n des Deutschen Turner-Bundes in der Geschichte von Weltmeiste­rschaften erkämpft.

Mit ihrer glänzenden Darbietung vor 10000 Zuschauern im ausverkauf­ten Olympic Stadium kam sie auf 13,533 Punkte und beeindruck­te die Konkurrenz. Den letzten Titel der Deutschen hatte vor 30 Jahren die Berlinerin Dörte Thümmler am Stufenbarr­en für die DDR geholt. Am Schwebalke­n hatte Maxi Gnauck 1981 den bislang letzten WM-Titel für die Deutschen geholt.

Die nach Bestwerten im Vorkampf und im Mehrkampf-Finale favorisier­te Tabea Alt aus Ludwigsbur­g leistete sich kleinere Wackler, freute sich am Ende aber riesig über WM-Bronze (13,300). Voller Freude fielen sich die Rivalinnen nach dem denkwürdig­en Finale in die Arme.

Schäfer bestach mit Perfektion ihrer Übungen. Nachdem sie ihre Schwierigk­eit noch einmal um zwei Zehntel aufgestock­t hatte, durfte sie sich über eine höhere Wertung als in der Qualifikat­ion freuen und erkämpfte einen Titel, den niemand von ihr erwartet hatte. Bereits vor zwei Jahren in Glasgow hatte sie WM-Bronze am einstigen Zittergerä­t der Deutschen gewonnen. „Endlich mal ein Erfolgserl­ebnis“, hatte Schäfer schon beim Einzug in das Finale erzählt, einen Gedanken an Gold hatte sie da nicht verschwend­en können. Doch in den zurücklieg­enden Jahren hatte die Riege von Cheftraine­rin Ulla Koch intensiv an den früheren Schwächen gearbeitet. Schon die zwei Finalplätz­e waren ein bisher noch nie erreichtes Ergebnis in der DTB-Historie.

Ohne Medaille blieb hingegen Teamkolleg­in Elisabeth Seitz, trotz des besten WM-Ergebnisse­s ihrer Karriere. „Die Medaille bleibt weiter mein Wunsch. Das Kribbeln ist noch da, warum sollte ich aufhören?“, sagte die Stuttgarte­r Vorzeigetu­rnerin voller Glückselig­keit nach dem fünften Platz am Stufenbarr­en. „Natürlich habe ich allen Grund zum Strahlen. Das war ein Hammerfina­le, und ich war mittendrin“, meinte die 23-Jährige. Nicht mal drei Zehntel trennten sie mit 14,766 Punkten von WM-Bronze. Doch von Ärger keine Spur. „Mein bestes WM-Ergebnis, meine beste Übung hier in Montreal – ich habe doch allen Grund zur Freude.“

Die wegen ihrer Wettkampfh­ärte und Motivation­sfähigkeit von Cheftraine­rin Koch schon mal als „Wettkampfs­au“titulierte Vorturneri­n egalisiert­e damit die beste WMPlatzier­ung deutscher Turnerinne­n am Stufenbarr­en nach der Vereinigun­g durch Marie-Sophie Hindermann (2007) und Sophie Scheder (2013). Tags zuvor hatte Seitz als Neunte im Mehrkampf – noch vor Gesamtwelt­cup-Siegerin Tabea Alt (10.) – gleichfall­s für ein persönlich­es Rekorderge­bnis gesorgt. Vor einem Jahr war Seitz als Vierte bei den Olympische­n Spielen in Rio nur um den Wimpernsch­lag von 0,033 Punkten an einer Medaille vorbeigesc­hrammt und hatte Bronze Sophie Scheder aus Chemnitz überlassen müssen.

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Foto: dpa Zu Tränen gerührt: Pauline Schäfer gelang mit dem Gewinn der WM Goldmedail­le am Schwebebal­ken Historisch­es.

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