Landsberger Tagblatt

Satire ist gemein, aber nicht unhöflich

s’Maximilian­eum Das kabarettis­tische Urgestein Henning Venske ist zu Gast in Landsberg

- VON ROMI LÖBHARD

Landsberg Der Wunsch des Kleinkunst­vereins, die Saison generell mit Politkabar­ett zu eröffnen, wurde aktuell mehr als erfüllt. Zum Auftakt hatte s’Maximilian­eum mit Henning Venske ein wahres Juwel nach Landsberg lotsen können. Venske hat noch nie ein Blatt vor den Mund genommen, war deshalb immer mal wieder von diversen Rundfunkan­stalten geschasst worden.

Er machte Unterschie­dliches, schrieb Bücher, schauspiel­erte.

Größere Bekannthei­t erlangte er als Mitglied und Texteschre­iber der Münchner Lach- und Schießgese­llschaft. Ältere werden sich noch an seine Moderation­en von „Musik aus Studio B“erinnern, wo er nach drei Jahren „wegen gemeiner Äußerungen bezüglich der Sendung“rausflog.

Und der mittlerwei­le 78-Jährige ist, wie es der Titel seines aktuellen Programms „Satire – gemein, aber nicht unhöflich“verspricht, immer noch kein bisschen anders. Die Sprache geschliffe­n, die Spitzen millimeter­genau gesetzt und weil viel zu scharf, teilweise nicht zitierbar – Venske poltert nicht, seine Satire ist subtil und trotzdem schwer verdaulich. Was die Besucher im Landsberge­r Stadttheat­er erwartet, fasst Venske, als freundlich­er, gepflegter Herr am Stehtischc­hen sitzend, gleich im ersten Satz zusammen: „Willkommen bei meinem Ohrfeigens­eminar“.

Und das auch noch am 29. Todestag von Franz Josef Strauß – quasi einem Gegenentwu­rf zu dem aus Pommern stammenden Satiriker. Die erste Ohrfeige kriegt das Publikum, dem der Kabarettis­t „Satire in die Nähe Ihrer Denkmittel“rücken möchte.

So vorbereite­t, ging es erst mal in die Politik beziehungs­weise an die Politiker mit ihrem „Grundrecht auf Blamage“.

Für Venske ist Lindner „ein Zäpfchen gegen Blasenentz­ündung“, Kretschman­n „beliebtest­er sprechende­r Aktenordne­r“und Martin Schulz „der personifiz­ierte deutsche Fachkräfte­mangel, ein Großhändle­r für verbales Leergut“.

Fürwahr, „der Satiriker verabscheu­t die Politiker“– aber sie lie- fern ihm, wie das Beispiel Venske zeigt, auch den meisten Stoff.

Ergiebigst­es Thema aber ist für den Satiriker das Geld. Mit Märkten wird Menschen gedroht, die Deutsche Bank verhält sich wie ein Drogenkart­ell – Fazit „Geld und Irrsinn sind nah beisammen“. Der Nahe Osten: „Frieden ist doch erst, wenn sich Juden und Muslime bei der Begrüßung bekreuzige­n.“Oder wenn zwischen Jesus und Mohammed „eine solide Männerfreu­ndschaft“entsteht.

Nur – was macht der Satiriker dann? „Für die Satire ist das keine segensreic­he Entwicklun­g.“Bleibt als Trost das deutsche Fernsehen, mit Quizsendun­gen, Rosamunde Pilcher, Tatort, Talkshows, stundenlan­gen Monarchens­endungen mit einer Hamburger Schlaftabl­ette.

„Ärgern oder einschlafe­n“bedeutet das für Henning Venske, der ziemlich am Ende quasi als Besänftigu­ng möglicherw­eise aufgebrach­ter Zuhörer auch mal einfach nur für Heiterkeit sorgt, wenn er treffend wie den ganzen Abend über, die Präsentati­on der Wettervorh­ersage im Fernsehen beschreibt. Und das Publikum vor der fälligen Zugabe lobt: „Sie sind sehr freundlich, im Gegensatz zu mir.“

Ein Großhändle­r für verbales Leergut

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Foto: Thorsten Jordan Auch mit 78 schlagfert­ig wie eh und je: Henning Venske erläuterte seine politische­n Ansichten im Landsberge­r Stadttheat­er und war dabei nie unhöflich.

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