Anwohner wollen das Tempolimit zurück
Verkehr Seit dem Frühjahr 2013 darf am Riedhof Richtung Scheuring wieder 100 gefahren werden. Nachdem sich jetzt ein schwerer Unfall ereignet hat, fordern die Anlieger ein Umdenken. Und die Chancen dafür stehen nicht schlecht
Kaufering Der Unfall ist fast zwei Wochen her. Als eine junge Frau mit ihrem Auto vom Gut Riedhof auf die Straße zwischen Kaufering und Scheuring einbiegen will, übersieht sie eine jugendliche Mopedfahrerin. Beim folgenden Zusammenstoß wird die 16-Jährige schwer verletzt. Hätte der Unfall verhindert werden können? Daniela und Josef Ambros, die Pächter des Gutshofes, fordern schon lange eine Begrenzung der Geschwindigkeit. Richtung Kaufering gilt zwar Tempo 60, in Richtung Scheuring dürfen aber seit dreieinhalb Jahren wieder 100 Stundenkilometer gefahren werden.
Es waren mehrere Geschwindigkeitsbegrenzungen rund um Kaufering, die im Frühjahr 2013 aufgehoben wurden. Landratsamt und Polizei sahen keine Notwendigkeit mehr für eine Temporeduzierung, weil ihrer Meinung nach die Abschnitte keine Unfallschwerpunkte sind und es auch keine besonderen Gefahren oder unübersichtlichen Stellen gibt. Und so entfernte die Gemeinde die Schilder, unter anderem am Riedhof in Fahrtrichtung Scheuring.
Schon damals wurde die Entscheidung von Anwohnern kritisiert. Anfang September 2013 plädierten Josef Ambros senior und Johann Drexl, deren Höfe an der Ortsverbindungsstraße liegen, dafür, das Tempolimit wieder einzurichten. Sie berichteten von rücksichtslosen Autofahrern, die an ihren Anwesen regelrecht vorbeidonnern, gefährlichen Ausweichmanövern und so manchem Ausflug in den Acker. Besonders gefährlich sei es, wenn die Landwirte mit ihren bis zu 18 Meter langen Gespannen vom Hof auf die Straße einbiegen müssen.
Nach dem Unfall vor gut zwei Wochen haben sich Daniela und Josef Ambros junior ans LT gewandt. Das tragische Ereignis hätte durch Geschwindigkeitsreduzierung womöglich glimpflicher ausgehen können, schreiben die beiden. Beim Fototermin mit unserer Zeitung fährt der 28-Jährige seinen Schlep- per bis an den Fahrbahnrand. Zwar sitzt Ambros erhöht in seinem Fahrzeug, aufgrund des angebrachten Gewichts und des Motorblocks aber auch fast zwei Meter vom Fahreine bahnrand entfernt. Die Sicht ist eingeschränkt. „Wenn ich losfahre, kann ich nicht mehr zurück“, sagt er. Und so komme es immer wieder zu brenzligen Situationen.
Auch Markus Siebert, der Verkehrsexperte der Landsberger Polizei, und Andreas Giampa, der Leiter der Abteilung Tiefbau bei der Marktgemeinde Kaufering, waren dieser Tage vor Ort. Nach der Anfrage unserer Zeitung nutzten beide die Gelegenheit, weil sie in der Nähe ebenfalls eine Besichtigung hatten. Beiden fiel zunächst der Bewuchs auf Höhe des Guts auf. Büsche und Bäume stehen nah an der Straße und schränken die Sicht ein. „Der Bewuchs soll jetzt erst mal zurückgeschnitten werden“, sagt Siebert.
Reicht dann die Sicht immer noch nicht, dann kann laut Siebert darüber nachgedacht werden, ein Tempolimit anzuordnen. Für Tempo 100 müssten Autofahrer 200 Meter weit bis zur Fahrbahnmitte sehen können, für Tempo 70 dagegen nur 130 Meter. „Die 130 Meter schaffen wir an dieser Stelle immer“, sagt Giampa. Er hat sich bereits mit Bürgermeister Erich Püttner beraten und beide wollen sich für eine Reduzierung der Geschwindigkeit auf 70 Stundenkilometer einsetzen.
„Wir sind an dem Thema dran“, sagt Püttner. Mit dem zuständigen Sachgebietsleiter im Landratsamt habe er schon gesprochen. Denn neben der Polizei muss auch die dortige Verkehrsbehörde mit einer Geschwindigkeitsreduzierung einverstanden sein. Die sei eigentlich nur aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse möglich. Denn ein Unfallschwerpunkt ist der Abschnitt aus Sicht der Polizei derzeit nicht. „Da müssten innerhalb von drei Jahren zwei Unfälle mit Schwerverletzten und drei mit Leichtverletzten passieren“, verweist Markus Siebert auf die Gesetzeslage. Das sei am Riedhof aber nicht der Fall. Der Unfall, bei dem sich die 16-jährige Mopedfahrerin so schwer verletzt hat, sei überhaupt der erste nach der Aufhebung des Tempolimits im Frühjahr 2013 gewesen.