Landsberger Tagblatt

Anwohner wollen das Tempolimit zurück

Verkehr Seit dem Frühjahr 2013 darf am Riedhof Richtung Scheuring wieder 100 gefahren werden. Nachdem sich jetzt ein schwerer Unfall ereignet hat, fordern die Anlieger ein Umdenken. Und die Chancen dafür stehen nicht schlecht

- VON THOMAS WUNDER

Kaufering Der Unfall ist fast zwei Wochen her. Als eine junge Frau mit ihrem Auto vom Gut Riedhof auf die Straße zwischen Kaufering und Scheuring einbiegen will, übersieht sie eine jugendlich­e Mopedfahre­rin. Beim folgenden Zusammenst­oß wird die 16-Jährige schwer verletzt. Hätte der Unfall verhindert werden können? Daniela und Josef Ambros, die Pächter des Gutshofes, fordern schon lange eine Begrenzung der Geschwindi­gkeit. Richtung Kaufering gilt zwar Tempo 60, in Richtung Scheuring dürfen aber seit dreieinhal­b Jahren wieder 100 Stundenkil­ometer gefahren werden.

Es waren mehrere Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen rund um Kaufering, die im Frühjahr 2013 aufgehoben wurden. Landratsam­t und Polizei sahen keine Notwendigk­eit mehr für eine Temporeduz­ierung, weil ihrer Meinung nach die Abschnitte keine Unfallschw­erpunkte sind und es auch keine besonderen Gefahren oder unübersich­tlichen Stellen gibt. Und so entfernte die Gemeinde die Schilder, unter anderem am Riedhof in Fahrtricht­ung Scheuring.

Schon damals wurde die Entscheidu­ng von Anwohnern kritisiert. Anfang September 2013 plädierten Josef Ambros senior und Johann Drexl, deren Höfe an der Ortsverbin­dungsstraß­e liegen, dafür, das Tempolimit wieder einzuricht­en. Sie berichtete­n von rücksichts­losen Autofahrer­n, die an ihren Anwesen regelrecht vorbeidonn­ern, gefährlich­en Ausweichma­növern und so manchem Ausflug in den Acker. Besonders gefährlich sei es, wenn die Landwirte mit ihren bis zu 18 Meter langen Gespannen vom Hof auf die Straße einbiegen müssen.

Nach dem Unfall vor gut zwei Wochen haben sich Daniela und Josef Ambros junior ans LT gewandt. Das tragische Ereignis hätte durch Geschwindi­gkeitsredu­zierung womöglich glimpflich­er ausgehen können, schreiben die beiden. Beim Fototermin mit unserer Zeitung fährt der 28-Jährige seinen Schlep- per bis an den Fahrbahnra­nd. Zwar sitzt Ambros erhöht in seinem Fahrzeug, aufgrund des angebracht­en Gewichts und des Motorblock­s aber auch fast zwei Meter vom Fahreine bahnrand entfernt. Die Sicht ist eingeschrä­nkt. „Wenn ich losfahre, kann ich nicht mehr zurück“, sagt er. Und so komme es immer wieder zu brenzligen Situatione­n.

Auch Markus Siebert, der Verkehrsex­perte der Landsberge­r Polizei, und Andreas Giampa, der Leiter der Abteilung Tiefbau bei der Marktgemei­nde Kaufering, waren dieser Tage vor Ort. Nach der Anfrage unserer Zeitung nutzten beide die Gelegenhei­t, weil sie in der Nähe ebenfalls eine Besichtigu­ng hatten. Beiden fiel zunächst der Bewuchs auf Höhe des Guts auf. Büsche und Bäume stehen nah an der Straße und schränken die Sicht ein. „Der Bewuchs soll jetzt erst mal zurückgesc­hnitten werden“, sagt Siebert.

Reicht dann die Sicht immer noch nicht, dann kann laut Siebert darüber nachgedach­t werden, ein Tempolimit anzuordnen. Für Tempo 100 müssten Autofahrer 200 Meter weit bis zur Fahrbahnmi­tte sehen können, für Tempo 70 dagegen nur 130 Meter. „Die 130 Meter schaffen wir an dieser Stelle immer“, sagt Giampa. Er hat sich bereits mit Bürgermeis­ter Erich Püttner beraten und beide wollen sich für eine Reduzierun­g der Geschwindi­gkeit auf 70 Stundenkil­ometer einsetzen.

„Wir sind an dem Thema dran“, sagt Püttner. Mit dem zuständige­n Sachgebiet­sleiter im Landratsam­t habe er schon gesprochen. Denn neben der Polizei muss auch die dortige Verkehrsbe­hörde mit einer Geschwindi­gkeitsredu­zierung einverstan­den sein. Die sei eigentlich nur aufgrund der schlechten Sichtverhä­ltnisse möglich. Denn ein Unfallschw­erpunkt ist der Abschnitt aus Sicht der Polizei derzeit nicht. „Da müssten innerhalb von drei Jahren zwei Unfälle mit Schwerverl­etzten und drei mit Leichtverl­etzten passieren“, verweist Markus Siebert auf die Gesetzesla­ge. Das sei am Riedhof aber nicht der Fall. Der Unfall, bei dem sich die 16-jährige Mopedfahre­rin so schwer verletzt hat, sei überhaupt der erste nach der Aufhebung des Tempolimit­s im Frühjahr 2013 gewesen.

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Fotos: Thorsten Jordan Das sieht Josef Ambros junior aus der Führerkabi­ne seines Schleppers, wenn er vom Gut Riedhof auf die Ortsverbin­dungsstraß­e zwischen Kaufering und Scheuring einfahren möchte.
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Hinter den Büschen und Bäumen liegt Gut Riedhof, links ist die Allee zum Riedhof zu erkennen.
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An der Einmündung zum Gut Riedhof kommt es immer wieder zu brenzligen Situatione­n.

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