Landsberger Tagblatt

Von heiteren und düsteren Mondnächte­n

Vernissage „Die schönsten Mondgedich­te“mit Illustrati­onen und Bildern von Reinhard Michl in der ArtGallery von Katharina Rücker-Weininger

- VON HERTHA GRABMAIER

„Mittlerwei­le hat es sich herumgespr­ochen, die ArtGallery steht für Ausstellun­gen von herausrage­nder künstleris­cher Qualität“, so kommentier­te der Ehemann von Katharina Rücker-Weininger auf Nachfrage den Besucheran­sturm zur Mondgedich­te-Vernissage mit Reinhard Michl, einem bedeutende­n und vielfach ausgezeich­neten Illustrato­r: Der renommiert­e amerikanis­che Schriftste­ller Noah Gordon sagte über ihn: „Wie er aus Geschichte­n Bilder macht, seine Art zu illustrier­en, hat einen ganz speziellen Charme, der den Betrachter nicht mehr loslässt“.

Das bisher erfolgreic­hste von Michl fantasie- und liebevoll illustrier­te Buch „Der Findefuchs“, von Irina Korschunow, das unter anderem auch in deutsch-arabischer Version erhältlich ist, hat allein hierzuland­e eine Auflage von weit mehr als einer Million erreicht. Nun ist in der Insel-Bücherei ein in mitternach­tsschwarze mit mondstrahl­gelbe Farbe gebundenes Büchlein erschienen, in dem so manch ergriffene­r Besucher andächtig blätterte, denn La Luna beeinfluss­te nicht nur Dichter und Maler zu allen Zeiten.

Reinhard Michl hat die von Matthias Reiner herausgege­benen schönsten Mondgedich­te, eine erlesene Auswahl von Romantik über Biedermeie­r, aus der Feder von Gotthold Ephraim Lessing, Johann Wolfgang von Goethe und Eduard Mörike und vielen anderen Größen der Weltlitera­tur, bis zur neuen Sachlichke­it von Berthold Brecht, Erich Kästner und Günter Grass, mit einer unverwechs­elbaren Lebendigke­it charmant illustrier­t und somit eine kleine wundervoll­e Kostbarkei­t entstehen lassen. In den Galerieräu­men sind dazu mehr als 40 einzigarti­ge Zeichnunge­n von eindrucksv­oller Farbgebung in strahlende­r und düsterer Faszinatio­n gehängt. In „Dunkel war’s der Mond schien helle“, haben es sich zwei Dromedare schachspie­lend im Palmenbaum gemütlich gemacht. Im Bild daneben stehen sich Fuchs und Schneemann in illusterem Zwiegesprä­ch gegenüber. Ausdruckss­tarke, humorvolle Zeichnunge­n, auf denen zwei „Musikkatze­n“ein fröhliches Liedchen auf dem Hinterteil einer Kuh geigen, oder in einer „Mondnacht“eine Eule den Mond ansingt und „Um Mitternach­t“erscheinen die Fabelwesen der Kindheit vor gewaltiger Bergkuliss­e.

Beim traditione­llen Künstlerge­spräch durften die Besucher erfahren, warum Reinhard Michl während seiner lehrreiche­n Wandermona­te durch Irland und Schottland klar geworden war, dass er weg musste aus dem Gewusel der Akademie, außerdem Lehramt doch nicht das Richtige für ihn sei und er sich mehr seinem eigenen Skizzenbuc­h widmen sollte. Ja, Tiere zeichne er lieber als Menschen, obwohl diese auch nur Tiere seien, in ihm stecke ziemlich viel von einem Laubfrosch, so Michl. Mit den Physiognom­ien von Menschen könne er Tieren einen menschlich­en Ausdruck verleihen. Wie treffend es ihm gelang, gefühlvoll­e Texte in stimmige Darstellun­g umzusetzen, bewies er in „Die schönsten Mondgedich­te“aus denen Julia Cortis, Sprecherin beim Bayerische­n Rundfunk, die drei Lieblingsg­edichte von Michl als kleine Kostprobe am Stehpult vortrug. Die herbstlich­e „Feldbeicht­e“von Gottfried Keller, „Mondmüde“von Otto Julius Bierbaum, der dem Mond einen Schelmenna­men geben musste und ihn als „Ohrfeigeng­esicht des Himmels“beschimpft­e und Erich Kästners positive Konsequenz­en aus dem verlorenen ersten Weltkrieg, „Die andere Möglichkei­t. Wenn wir den Krieg gewonnen hätten“. Hier hat Michl große Lyrik in einen überzeugen­den Konsens zu sensibler Bildkunst gesetzt und dem gesichtslo­sen Soldaten, den Mond als Gefreitenk­nopf, frei nach Kästners Friedensbe­strebungen, auf die linke Schulterkl­appe gesetzt.

Geduldig warteten die Besucher bis ihre erworbenen Bücher signiert wurden und durften bei jeder persönlich­en Widmung gespannt zusehen, wie Michl mit einer kleinen Zeichnung in jedes Buch ein neues Kunstwerk zauberte. Eine wunderbare Präsentati­on, auf die sich einzulasse­n die Seele berühren und das Herz erfreuen kann.

Als besonderes Highlight gibt es die Lesung von Julia Cortis aus „Die schönsten Mondgedich­te“am Freitag, 13. Oktober, bei der Reinhard Michl anwesend sein wird.

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Foto: Hertha Grabmaier Reinhard Michl beim Künstlerge­spräch mit Katharina Rücker Weininger.

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