Wie zu groß geratene Schmuckstücke
Ausstellung Max Mirlach präsentiert mit seiner Frau und Ute Wolff Arbeiten im Studio Rose in Schondorf
Schondorf Der kleine Vorplatz am Eingang des Studio Rose hat diesmal einen besonderen Reiz. Statt der sonst üblichen, etwas schmucklosen weißen Plastikstühle beeindruckt derzeit ein fast fünf Meter hohes filigranes Objekt die Besucher. Das spitzovale Gebilde aus dünnen Fichtenholzstäben und Stahlseilen hat etwas von einer Frucht. „Es ist jedem überlassen, was er darin sehen möchte“, betont Max Mirlach. Eigentlich ist er Goldschmied und Schmuckdesigner.
Und seine Kunstobjekte haben auch etwas von zu groß geratenen Schmuckstücken. „Irgendwann wollte ich immer Größeres gestalten“, erläutert der Raistinger Künstler zur Vernissage. Zusammen mit seiner Frau Petra und der Herrschinger Künstlerin Ute Wolff präsentiert er derzeit in Schondorf seine Arbeiten.
Spitzovale Formen habe er auch schon vielfach bei seinem Schmuck entstehen lassen. „Ich komme immer wieder auf diese Form zurück. Sie ist nicht so langweilig wie zum Beispiel Kugeln“, führt Mirlach weiter aus. Mitte der 60er-Jahre habe er angefangen, Kunstobjekte zu gestalten.
Vor allem die Minimalisten aus den USA waren ihm ein Vorbild. Schmuckstücke erarbeitet er heute fast gar nicht mehr. „Meine Feinmotorik lässt langsam nach.“Im Schondorfer Studio Rose dominieren auch seine farbigen geometrischen Formen in allen Grün- und Gelbtönen den Raum. Die filligranen Objekte aus lasiertem Fichtenholz haben etwas Trennendes. So sind auf der einen Seite die Werke seiner Frau zu sehen, auf der anderen die von Ute Wolff.
Wolff hat sich lange mit der italienischen Renaissance beschäftigt. Insbesondere die Schlachtenbilder von Sandro Botticelli haben es ihr angetan. Von den Medici war dieser beauftragt worden, die kämferischen Auseinandersetzungen zwischen Florenz und Siena auf die Leinwand zu bannen. „Eines von diesen Werken habe ich in Florenz im Original gesehen und versuchte dann die Thematik malerisch umzusetzen“, erläutert die Künstlerin.
Ihre Bilder sind abstrakt ohne jegliche Gegenständlichkeit. Große Farbflächen dominieren ebenso wie die eher erdigen, warmen Farbtöne, die nicht nur die Stimmung auf den Schlachtfeldern Italiens während der Renaissance wiedergeben, sondern auch gut zum jetzigen Herbst passen. Wolff, die an der europäischen Kunstakademie in Trier studiert hat, greift die Farbigkeit des Originals gekonnt auf, lässt aber dann ganz farbgewaltig mit kräfi- gem Pinselstrich und Spachtel etwas Eigenes entstehen. Ganz anders die Arbeiten von Petra Mirlach. Sie erzählt in ihren Bildern gerne Geschichten und lässt sich nicht selten von tatsächlichen Ereignissen inspirieren. So entstand ihr Bild „Indian Dream“, nachdem sie in Zeitungsartikeln von den Vergewaltigungen in Indien gelesen hatte.
Auf ihrem Werk ist eine sitzende Frau zu sehen. Dass es sich um eine Inderin handeln könnte, ist nicht nur aus der Kleidung zu schließen. Im Hintergrund ist auf einem Schriftzug „India“zu lesen. Die Frau hat zwei Finger zum ViktoryZeichen gestreckt. Sie sind orange. Ein roter Punkt mit Kreis ist an ihrem Knie zu sehen, er erinnert an die weibliche Brust.
Der Mund der Frau ist auf drei dunkelrote Punkte reduziert. Die ganze Arbeit ist sehr expressiv in seiner Farbwahl. Ähnlich auch die anderen Bilder von Petra Mirlach. Sie sind allerdings thematisch viel weniger ernst, sondern sehr fantasievoll und lebensfroh. Schon die Titel wie „Beim Fallen hält sie die Pusteblume fest“oder „Frau O hängt ihre Träume auf“deuten darauf hin.
Termine Frauenbilder, Colourful Re naissance und Objekte von Petra und Max Mirlach sowie Ute Wolff, Studio Rose, geöffnet am 14. und 15. Oktober von 11 bis 18 Uhr, Bahnhofstr. 35, 86938 Schondorf.
„Frau O hängt ihre Träume auf“