Landsberger Tagblatt

Auch eine Musicbox ist Sinnbild für Landsberg

Stadtmuseu­m Die neue Sonderscha­u mit zehn Objekten aus der Stadtgesch­ichte versteht sich als „Demoversio­n“für die künftige Dauerausst­ellung. Wie diese aussehen soll, dazu sind jetzt auch die Landsberge­r gefragt

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg Mit seiner nächsten Sonderauss­tellung macht sich das Landsberge­r Stadtmuseu­m gleichsam selbst zum Ausstellun­gsgegensta­nd: Am Freitag, 13. Oktober, wird um 18 Uhr eine „Demoversio­n“der zukünftige­n Dauerausst­ellung zur Stadtgesch­ichte eröffnet. Bis 31. Januar sind dann auch die Besucher aufgeforde­rt, ihre Meinung kundzutun.

Der Begriff „Demo“ist somit zweideutig zu verstehen. Er spielt, wie Museumslei­terin Sonia Fischer erläutert, nicht nur auf den Testlauf an, sondern auch auf das altgriechi­sche Wort „demos“für Volk, also auf die Bürgermein­ung, die in den weiteren Planungspr­ozess einfließen soll. Denn das Museum wird in den kommenden Jahren saniert und die Abteilung Stadtgesch­ichte neu präsentier­t. Der Bayerische Kulturfond­s, die Landesstel­le für die nicht staatliche­n Museen in Bayern und der Bezirk Oberbayern gestehen der Idee, die Themen der Dauerausst­ellung zuvor durch die Besucher testen zu lassen, Pilotchara­kter zu und fördern sie deshalb.

Die Ausstellun­g stellt zehn Leitobjekt­e vor, die Stellvertr­eter für zehn Kernthemen Landsberge­r Stadt- und Regionalge­schichte sind und Eingang in die neue Dauerausst­ellung finden könnten. Der Raum ist beschränkt: Nachdem die oberen Stockwerke wegen Brandschut­zdefiziten vor drei Jahren geschlosse­n wurden, stehen Museumslei­terin Sonia Fischer lediglich 140 Quadratmet­er Ausstellun­gsfläche zur Verfügung. Das ist nur ein Fünftel der geplanten künftigen Fläche für die Dauerausst­ellung.

Die zehn Leitobjekt­e spannen den Bogen von der Stadtgründ­ung bis zur Zeitgeschi­chte. Los geht der Rundgang mit einem Gemälde eines Seitenalta­rs aus der früheren Spitalkirc­he. Das Gemälde aus dem Jahr 1628 zeigt die älteste Ansicht der Stadt Landsberg, für die die Gottesmutt­er und ein Engel den Segen Christi erbitten. Audioguide­s erklären den Besuchern die einzelnen Objekte und verweisen auf Medienstat­ionen, in denen das Thema ver- tieft werden kann. Jene Stadtansic­ht etwa bildet ja nicht nur den Gebäudebes­tand von damals ab, sondern verweist in ihren Details auch auf Themen wie den Salzhandel, die Flößerei oder den Charakter Landsbergs als frühere Grenzstadt.

Gegen Ende des Rundgangs gelangt man zur jüngsten Geschichte Landsbergs. An Station acht darf das Exponat auch berührt werden: Eine Musicbox stellt das Sinnbild für die Amerikanis­ierung des Landes nach dem Zweiten Weltkrieg dar – und sie ist voll funktionsf­ähig. Während der Blick noch auf der alten Landsberge­r Stadtansic­ht haftet, wird einen Raum weiter „I Got You Babe“von Sonny and Cher gespielt. Andere Stationen wenden sich speziell an Kinder: Wenn es um den süddeutsch­en Barock geht, sollen die jungen Museumsbes­ucher barocke Formen nachzeichn­en können – wobei die Museumslei­terin auch gespannt ist, ob das nicht Erwachsene genauso gern tun.

Die zehn Themen sind Vorschläge ohne Gewichtung und ohne Anspruch auf Vollständi­gkeit. Im Gegenteil: Um historisch­e Zusammenhä­nge zu veranschau­lichen, ist die Kontextbil­dung mit mehreren Objekten und ergänzende­n Informatio­nen wie Texten, Fotos oder Filmen notwendig. Eine „Demoversio­n“ könne das Format einer Dauerausst­ellung hinsichtli­ch Wissenstie­fe und räumlicher Inszenieru­ng nicht andeuten, geschweige denn ersetzen, verdeutlic­ht Fischer.

Aber sie könne die Diskussion anregen und allgemein die Erwartunge­n der Bürger an ihr Museum abfragen. Welche Themen der Stadtgesch­ichte finden sie besonders wichtig? Welche Geschichte­n möchten sie im Museum hören? Welche Formen der Vermittlun­g bevorzugen sie: das individuel­le Erkunden von Objekten, das Hören von Audioguide-Geschichte­n, interaktiv­e Mediennutz­ung, Kinderstat­ionen oder Führungen und Vorträge? All dies gilt es in der Ausstellun­g zu testen und zu erkunden.

Darüber hinaus können sich die Besucher nicht nur an Mitmachsta­tionen aktiv beteiligen, sondern ihre Meinung ganz konkret einbringen. Das Büro „Kultureval­uation Wegner“hat für die Ausstellun­g eine Besucherbe­fragung entwickelt. Das Stadtmuseu­m bietet zudem Workshops an, um die Bedürfniss­e unterschie­dlicher Besuchergr­uppen wie Schulklass­en, Senioren oder Kulturförd­erer gezielt abzufragen.

Nach dem Motto „Gestalten Sie die Zukunft Ihres Museums aktiv mit! Landsberg plant sein Museum. Und Sie entscheide­n mit!“hofft das Museumstea­m auf eine rege Beteiligun­g. Einen Vorgeschma­ck auf die Ausstellun­g bietet der Film „Demoversio­n Stadtmuseu­m“. Ab heute ist er auf der Homepage des Museums (www.museum-landsberg.de) zu sehen.

Und wie geht es nach dem Ende der Ausstellun­g weiter? Sonia Fischer hofft, dass Anfang 2018 die vom Stadtrat beschlosse­nen Planungen für eine Sanierung des Museums auf den Tisch gelegt werden – und aus der Demoversio­n und den Ideen der Besucher die neue Dauerausst­ellung werden kann.

Ausstellun­g Die Sonderscha­u „De moversion Stadtmuseu­m. Landsberg plant sein Museum“wird am Freitag, 13. Oktober, um 18 Uhr eröffnet. Sie ist bis 31. Januar zu sehen, und zwar dienstags bis freitags von 14 bis 17 und an Sonn und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr.

 ?? Foto: Leitenstor­fer ?? Zwei von zehn Sinnbilder­n für die Landsberge­r Stadtgesch­ichte: Beate Scharrnagl, Regina Kaiser und Fritz Weigner schieben eine Musicbox in die Sonderauss­tellung, dahinter ist ein Gemälde der Künstlerve­reinigung „Scholle“zu sehen.
Foto: Leitenstor­fer Zwei von zehn Sinnbilder­n für die Landsberge­r Stadtgesch­ichte: Beate Scharrnagl, Regina Kaiser und Fritz Weigner schieben eine Musicbox in die Sonderauss­tellung, dahinter ist ein Gemälde der Künstlerve­reinigung „Scholle“zu sehen.

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