Bei den Kanzlern fehlt ihm nur Adenauer
Mit seiner Kamera hat Sammy Minkoff aus Eching seit Jahrzehnten Politiker und Sportler im Fokus. Er denkt nicht ans Aufhören
In seinem Arbeitszimmer sind die „Großen der Welt“friedlich vereint. Da blickt Russlands Machthaber Wladimir Putin verträumt in die Kamera und neben ihm der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Genauso wie Donald Trump, Angela Merkel, Barack Obama, Silvio Berlusconi, Papst Johannes Paul II. oder die Queen und ihre einstige Schwiegertochter Lady Di.
„Ich hatte schon viele gekrönte und ungekrönte Häupter vor der Kamera“, erzählt uns Sammy Minkoff, ein Fotograf aus Eching am Ammersee, der vor allem in der Welt des internationalen Ski- und Golfsports einen großen Namen hat.
Besonders stolz ist er darauf, dass sämtliche deutsche Bundeskanzler in seinem unfassbar großen Fotoarchiv zu finden sind. „Bis auf Konrad Adenauer, den habe ich nicht, aufgrund meiner späten Geburt“, schmunzelt der 69-jährige gebürtige Berliner. Seine ersten Erfahrungen hinter der Kamera sammelte Minkoff in München als junger Schüler, der eigentlich „immer was mit Sport oder Musik“machen wollte.
Sport kam nicht infrage, weil seine Mutter damals der Auffassung war, das sei nicht gut fürs Herz, und Musik – „nun, ich hatte einfach nicht das Geld, mir ein Instrument zuzulegen.“Manchmal bereue er es heute noch, seinen musikalischen Traum nicht doch weiterverfolgt zu haben. Einen anderen Traum aber erfüllte er sich, nachdem der junge Sammy festgestellt hatte, wie viel Spaß es mache, mit seiner „Kodak Retina“zu fotografieren und die Bilder zu entwickeln.
An ein Ereignis aus den Anfängen seiner Fotografen-Karriere erinnert sich Minkoff gerne zurück: „Ich war 1964 bei den Beatles in München ganz vorne dabei. Schade nur, dass die Kamera damals keine besseren Bilder zuließ“, sagt er und zeigt dennoch nicht ohne Stolz auf die Fotos, die im Treppenhaus hängen.
Seit 1978 ist Sammy Minkoff, der den Beruf des Fotografen in Mün- von der Pike auf erlernte, selbstständig unterwegs mit den Schwerpunkten Skisport, Golf, Reise und Politik. „Am Anfang habe ich noch alles fotografiert für diverse Zeitungen und Zeitschriften. Von Klatsch und Tratsch über Mord, Totschlag und die Society“, berichtet er. Irgendwann sei er auf die Idee gekommen, Politologie und Zeitungswissenschaft zu studieren und sich mehr auf die schreibende Zunft zu konzentrieren. „Das war in der Baader-Meinhof-Zeit. Aber ich bin dann wieder zurück zur Fotografie.“Dass Minkoff eine Menge zu erzählen hat aus der Welt der Mächtigen, Reichen und Schönen, versteht sich fast von selbst.
Kompromittierende Details aber würde der Star-Fotograf nie preisgeben. Kleine Anekdoten hingegen schon. „Bei einem Wirtschaftsempfang mit Helmut Kohl und Richard von Weizsäcker hatte ich einen denkbar schlechten Platz zum Fotochen Ich konnte alle Größen, die von den beiden empfangen wurden, nur von hinten ablichten. Solche Fotos würde mir ja niemand abkaufen.“
Also habe er während einer kurzen Pause, bevor der nächste Gast die Bühne betreten sollte, Kohl auf die Schulter getippt und ihm zu verstehen gegeben, dass er „dort neben dem Blumentopf stehe und keine gescheiten Fotos machen könne.“Es sei ein riesiges Glück gewesen, dass der nächste zu begrüßende Politiker kein geringerer als Ronald Reagan gewesen sei. Kohl habe ihn begrüßt und sich dann zusammen mit dem US-Amerikaner zu Minkoff umgedreht. „Ich hatte eines der besten Fotos des Tages im Kasten.“
Seinen Schwerpunkt aber sieht Sammy Minkoff in der Sportfotografie, hier ist er besonders im Skiund Golfsport aktiv. Sage und schreibe 19 Olympische Spiele hat er als Fotograf miterlebt und die begrafieren. rühmtesten Sportler der Welt fotografiert. Namen wie Maria HöflRiesch, Franziska van Almsick oder Boris Becker gehören dazu.
200 Tage im Jahr war Minkoff in seiner aktivsten Zeit unterwegs. Manchmal an seiner Seite Ehefrau Eva und Sohn Alexander. „Das Familienleben hat schon manchmal gelitten“, sagt Minkoff. Bereut habe er aber seine Laufbahn nie, zu viele interessante Bekanntschaften und auch so manche enge Freundschaft in aller Welt seien so entstanden.
Heuer im Juli ist Sammy Minkoff 69 Jahre alt geworden. Ans Aufhören denkt er nicht. „Soll ich nichts mehr machen?“, fragt er. Das gehe gar nicht. Allerdings könne er sich längst auf die Termine konzentrieren, die ihm wirklich Spaß machten. Dazu gehöre zum Beispiel auch, Reisebücher zu veröffentlichen, mit Fotos zum Beispiel von Kanada, Barcelona oder Hawaii. „Hawaii ist meine absolute Lieblingsecke, deshalb gibt es da auch schon zwei Bücher.“
Wer so viel reist und fotografiert und über eine Datenbank verfügt, an der sich viele große Agenturen immer wieder gerne bedienen, der darf sich auch über zahlreiche Auszeichnungen freuen. 18 Fotopreise sind Sammy Minkoff mittlerweile zuteilgeworden. Unter anderem einige Jahre lang das jeweilige Sportbild des Jahres.
Seine größte Auszeichnung wurde Minkoff 2013 zuteil, als er für eine „hervorragende Präsentation des Sports“mit dem Sportpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten gekürt wurde. Die Laudatio hielt Magdalena Neuner. „Viele Sportler haben mir im Anschluss gratuliert und gesagt, dass ich diese Auszeichnung absolut verdient hätte.“Und die Sportler müssen es ja wissen, schließlich sind sie es, auf die Sammy Minkoff seinen Fokus richtet und dafür sorgt, dass ihre Gesichter in aller Welt präsent sind.
„Hawaii ist meine absolute Lieblingsecke.“