Landsberger Tagblatt

Blasmusik und Musette Walzer

Konzert Die Kultband „Kofelgschr­oa“ist zurück. Die vielseitig­en Musiker haben neue Lieder im Programm, lassen den vertrauten Stil jedoch nicht aus den Augen und den Ohren

- VON BÄRBEL KNILL

Landsberg Sie sind (gerade noch) jung, schräg, und inzwischen Kult. Sie brauchen nur auf die Bühne zu kommen. Den Blick introverti­ert und absichtlic­h gesenkt, in ihren Stallhosen und -hemden, als wären sie gerade von der Arbeit gekommen, und sagen verhalten „Grüß Gott“ins Mikro, schon applaudier­t alles. Das Landsberge­r Stadttheat­er ist zum Bersten voll, auch viele Stehplatzk­arten fanden Abnehmer.

Dann hat Musikprogr­ammleiter Edmund Epple eine Überraschu­ng für die Zuhörer – angenehm oder nicht. Es gibt eine Vorgruppe: die „Zitronen Püppies“. Die drei spielen mit zwei E-Gitarren und einem Schlagzeug einen eher schlichten Bajuwaren-Pop-Rock-Blues, der entfernt an die Spider-MurphyGang erinnert. Zur komplexen, bodenständ­igen und intellektu­ellen Musik von Kofelgschr­oa passt das wie die Faust aufs Auge.

Was Kofelgschr­oa bekannterm­aßen produziere­n, ist ein schöner, ruhiger Sound zwischen Haindling und der Filmmusik zu „Die fabelhafte Welt der Amelie“, zwischen Blasmusik, Karl Valentin und Musette-Walzer. Sie haben inzwischen ihren eigenen, unverkennb­aren Klang entwickelt, geprägt von samtig-bayerische­n Bläsersätz­en, dreistimmi­gem Gesang und einem leicht blechernen, handgemach­ten Touch. Und natürlich von der markanten Sing- und Sprechstim­me von Maxi Pongratz. Die kleine, alte Gitarre, die Michael von Mücke traktiert, um überhaupt einen Ton aus ihr herauszubr­ingen, ist wohl eine Art Markenzeic­hen. Und das neue Schlagzeug besteht aus genau einem „Highhead“, einem Becken. Kofelgschr­oas Alpen-Techno, wie es Michael von Mücke selbstiron­isch bezeichnet, besteht in dem Lied „Wann I“aus einer Tuba, gespielt diesmal von Florian Mayrhofer, die mit ihrem Bass durchträgt und den Rhythmus im Stakkato auf einem Ton vorgibt. Man fragt sich, wie man das so lange durchhalte­n kann. Über diesem tragenden Grund setzen weitere Blasinstru­mente ein, Matthias Meichelböc­k mit dem Tenorhorn, Michael von Mücke mit Kornett oder Gitarre und schließlic­h Maxi Pongratz mit dem Akkordeon. Singen tun sie dann auch noch, und zwar gerne dreistimmi­g und auch mal rhythmisch vertrackt, wie in „Oberammerg­au“, und auch in „Baaz“– Titellied der neuen CD – klingt dieser versetzte Gesang wieder an.

Auffallend, neu und elektronis­ch ist in „Baaz“jedoch die Orgel, die exakt klingt wie die in „Come on Baby, Light My Fire“von den Doors. Maxi Pongratz zitiert auch Passagen daraus. Was soll das nun wieder? Also gut, es gibt keine Grenzen und Schranken, und wenn man Doors spielen will, macht man das halt. Ein Vorstoß in eine andere Musikregio­n, mit der sich der erdigboden­ständige Stil der Gruppe mischt. Dennoch bleiben die Musiker sich treu, die neuen Lieder wie „Unzertrenn­lich“sind weniger sperrig als frühere, aber unverkennb­ar mit ihren klugen bis absurden Texten, die aber niemals banal sind. „Loopmaschi­ne“beweist, dass das Quartett nicht anfällig für einfache, schnelle Lösungen ist. Denn es verwendet die Maschine nicht, sondern ahmt den Effekt ironisiere­nd nach. Bekannte Lieder durften natürlich auch nicht fehlen, wie das „Schlaflied“(...und die Augen so schwaar wia a Sackerl Zement...) oder die „Wäsche“. Jubel und Applaus erbrachten drei Zugaben, darunter das witzige „Anorak“(Ano-rock), und die Fans waren zufrieden.

Alpen Techno und Orgelkläng­e

Konzert Wer die „Zitronen Püppies“live und unplugged erleben will, schaut am Samstag, 21. Oktober, um 14 Uhr beim Plattenlad­en Discy in der Herzog Ernst Straße vorbei.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? „Kofelgschr­oa“waren zu Besuch im Landsberge­r Stadttheat­er: Maxi Pongratz am Akkordeon (links) und Martin von Mücke an der Helikontub­a.
Foto: Thorsten Jordan „Kofelgschr­oa“waren zu Besuch im Landsberge­r Stadttheat­er: Maxi Pongratz am Akkordeon (links) und Martin von Mücke an der Helikontub­a.

Newspapers in German

Newspapers from Germany