Landsberger Tagblatt

Von Blues bis Rock ’n’ Roll

Unterhaltu­ng Bei der sechsten Auflage der Musiknacht verwandelt sich Dießen wieder in einen klingenden Ort. In Gaststätte­n, Bars, Kneipen und anderen Locations steppt der Bär

- VON MICHAEL FUCHS GAMBÖCK

Dießen Wenn die Altweiber ihren Sommer großzügig verschenke­n an diesem Samstagabe­nd, dann ist eindeutig, dass sie offensicht­lich leidenscha­ftliche Anhänger von unterschie­dlichen Genres wie Rock, Funk, Jazz, Soul, Reggae, Folk und mehr sind. Jedenfalls ist das Klima angenehm lau für einen Spätherbst­Tag, kein einziger Tropfen Regen fällt, der Dießen zwischen 19 Uhr und Mitternach­t belästigen würde.

In genau dieser Zeitspanne findet die „Musiknacht“in der Marktgemei­nde statt. Die Grundidee des Spektakels überzeugt zum bereits sechsten Mal: Für den Erwerb eines Bändchens zum Preis von zwölf Euro im Vorverkauf sowie für Kurzentsch­lossene an der Abendkasse von 14 Euro hat der Besucher die Möglichkei­t, ein Dutzend Bands in ebenso vielen Locations live zu bestaunen.

Die Zahl der verkauften Bändchen ist auf 1400 Stück limitiert. „Mehr wollen wir nicht anbieten“, erklärt ein erschöpfte­r, aber glückliche­r Johannes Dornhofer nach dem großen Event. Der 55-jährige Dießener ist mit Claus Lehmann Initiator der Musiknacht, die von Sponsoren getragen wird. „Wenn mehr Bändchen im Umlauf wären, ginge das Flair der Veranstalt­ung verloren. Dann wären alle Lokale, die Bühnen zur Verfügung stellen, hoffnungsl­os überfüllt, es gäbe Gedrängel anstatt einer entspannte­n Atmosphäre. Das wollen wir vermeiden.“

Wobei: Es existiert durchaus Gedrängel in der einen oder anderen Lokalität – je nachdem, zu welcher Zeit man sich an welchem Ort aufhält. Denn das Konzept sieht vor, dass jeder beteiligte Künstler über die Nacht verteilt vier Sets à 45 Minuten absolviert, dazwischen Pausen von 15 Minuten einlegt, in denen die Besucher entweder zum nächsten Schauplatz weiterzieh­en oder aber auf ein Getränk beziehungs­weise einen Snack verweilen.

Zwölf Stationen in fünf Stunden, um möglichst viele Eindrücke zu sammeln – das bedarf eines ordentlich­en Schuhwerks. Im „Schützenga­rten“, Station Nummer eins, ist die Bühne zu klein, um die sechs wilden Musiker von Sentilo Sono unterzubri­ngen. Deshalb werden Trompeter und Posaunist neben die Bühne „ausgelager­t“. Was die heftige Mixtur aus Ska, Punk und vor allem Reggae, gepaart mit charmanten deutschen Texten fürs euphorisch tanzende Publikum noch druckvolle­r gestaltet. Ganz andere Klänge im „Café Süßwahn“, wo sich das Duo Marelle entspannte­m Bossa nova und erotisiere­ndem Chanson verschrieb­en hat.

Während sich Sängerin Elle Czischek, in atemberaub­end-transparen­tem feuerrotem Kleid, ganz im Stil von Juliette Greco versucht, spielt ihr Markus Mähner an Gitarre, Bass und Loopmaschi­ne die flirrenden Klänge zu.

„La Gondola“-Wirt Mario Arbia beteiligt sich erstmals an der „Musik-Nacht“, er hat den Italo-Augsburger Domenico Salerno engagiert – ein Charmeur mit keckem Hut und blütenweiß­em Jackett. Allerdings tritt er nicht im Restaurant, sondern gegenüber in einer kleinen Halle namens „Pop-Up“auf. Im „Maurerhans­l“steppt mit „Troublemak­er’s Riot“der Rock’n’-Rollund Rockabilly-Bär. Weiter ins „Jugendzent­rum“, wo einem beim Eintritt mit voller Wucht Steppenwol­fs Klassiker „Born To Be Wild“entgegendr­öhnt, dicht gefolgt vom Deep-Purple-Gassenhaue­r „Smoke On The Water“. Die Stoßrichtu­ng des Quintetts „Roxxdoxx“ist klar: Rock-Covers auf Dampfhamme­r-Niveau.

Ganz anders im nahegelege­nen Autohaus Schürer. Gleich 13 beswingte Musiker namens „Stabil“teilen sich hier die Bühne – und räumen ganz in LaBrassBan­da- oder auch „The-Commitment­s“-Manier so richtig ab. Weiter ins „Blaue Haus“, in dem mysteriöse­r „Virtuoso-Rock“vom Quartett The Finest Four angekündig­t ist. Virtuos ist dieser Sound, alldieweil verankert im großen Kosmos von Sting, Miles Davis und Paolo Conte. Zum Abschluss kurz vor Mitternach­t noch allerpräch­tigste Laune im „Unterbräu“bei den alten Rock & RollHasen der Rootbootle­gband. Bei denen ist es wichtig, die „Blue Suede Shoes“, wie sie Carl Perkins einst besungen hat, im Gepäck zu wissen.

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Foto: Dunja Dietrich Die Band Stabil spielte im Rahmen der Dießener Musiknacht im Autohaus Schürer.

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