Die hohe Kunst der Variation
Ausstellung Aus nur wenigen Farbtönen und Formen erschafft Eugen Keri im Kunstraum einen ganzen Bildkosmos
Stoffen Mal eben durchgehen, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen – das funktioniert nur selten, und schon gar nicht bei der aktuellen Ausstellung im Kunstraum Stoffen.
Was dort nämlich der Augsburger Künstler Eugen Keri unter dem Titel „Linear Forms“und mit seiner jüngst entstandenen Werkreihe „Akzente“zeigt, läuft allem mentalen Hasten komplett zuwider und entzieht sich mit leisem Eigensinn dem raschen, oberflächlichen Blick. Wer den stark grafischen und sowohl in ihrer Farbigkeit als auch der Formensprache extrem reduzierten Arbeiten mit schnellem „PictureHopping“begegnet, mag während seines Rundgangs durch die vier Räume der kleinen Galerie den irrigen Eindruck gewinnen, in der Vielzahl der gezeigten Bilder letztlich doch immer nur ein und demselben zu begegnen.
Wer sich jedoch einlässt auf dessen beinahe schon provokative Zurückgenommenheit, den verstrickt Eugen Keri in ein faszinierendes „Schau-Spiel“, das ihn Szene für Szene – Bild für Bild – hineinnimmt in eine besondere, vor allem in der Musik oft meisterlich geübte Gestaltungsform der Kunst: die Variation. Nur wenige „Grundthemen“setzt Keri bildnerisch enorm vielgestaltig ins Werk.
Ocker-, Braun- Grau- und nur ganz selten eingestreut einmal Rotoder Blautöne sowie die Formen Rechteck, Kreis und Halbkreis bilden den Grundkanon, aus dem Keri einen ganz eigenen Bildkosmos schafft: seltsam entrückt und in sich selbst zurückgezogen für jeden, der ihm nicht seine ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen lässt, doch eigentlich nur darauf wartend „sehenden Auges“erschlossen zu werden. In ihrer stillen, zurückhaltenden Art drängen sich Keris meist klein- bis mittelformatige Bilder dem Betrachter keineswegs auf.
Vielmehr ergeht an ihn die Einladung, sich in sie hineinzuversenken als in einen wandelbaren und tatsächlich
Kein schnelles Picture Hopping
Man muss sich auf dieses Erlebnis einlassen
sich stets wandelnden Bildraum.
Im Spannungsfeld grafischer Elemente – Linien, Raster, Schraffuren – sowie dagegengesetzter Flächen in Collagetechnik oder einfach nur als verwischte Bleistifteinträge setzt der Künstler seine Mittel gezielt ein und entfaltet mit diesem Gestaltungsreichtum einen Sog, dem sich der Betrachter mit der Entdeckung immer neuer und immer neu abgewandelter Details kaum zu entziehen vermag.
So leise ihr Auftreten auch sein mag, so wenig kann bei Eugen Keris Kunst die Rede von Bescheidenheit sein, im Gegenteil: Wer seine Bilder betrachtet, ist gefordert, sich – ganz– darauf einzulassen. Andernfalls geht er leer aus.
Termine Der Vorhang zum „Schau Spiel“öffnet sich nur denen, die aktiv „mitspielen“, Nuancen suchen und entde cken: den Schauenden. Linear Forms, die Ausstellung mit Bildern des Augsbur ger Künstlers Eugen Keri, ist im Kunst raum Stoffen noch bis Ende November zu sehen, immer samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr, in der Stadler Straße 2, Stoffen.
Im Internet www.kunstraum stoffen.com