Was Totengräber gar nicht mögen
Traditionstreffen Einmal im Jahr kommen Kollegen aus dem Bestattungswesen aus ganz Oberbayern zusammen. Dieses Mal tauschten sie sich in Weil aus. Über einen uralten Beruf, der sich mit der Zeit verändert hat
Weil Mit bayerischer Gemütlichkeit lässt es sich gut beschreiben, wenn man als außenstehender Beobachter die Stimmung beim jährlichen Totengräbertreffen aufnimmt. Einfach „griabige“Leute, bodenständig und mit einem spürbar unverkrampften Verhältnis zum Leben und zum Tod. Seit über 30 Jahren treffen sich die Totengräber traditionsgemäß am Kirchweihmontag. Angefangen hat es in Kreuth am Tegernsee, so ist es aus dem Kreis der Teilnehmer zu erfahren. Jedes Jahr lädt ein anderer Berufskollege zum Treffen ein. In diesem Jahr hat Rainer Aschenbrenner das 34. Treffen in Weil im Gasthaus Zur Post organisiert.
Zum Auftakt gibt es ein Weißwurstfrühstück. Die Bürgermeister Christian Bolz aus Weil und Johannes Erhard aus Penzing begrüßen die Gäste, vorwiegend aus oberbayerischen Gemeinden. Aber auch aus Österreich und Südtirol sind
Die Bürgermeister zahlen die Zeche
Totengräber angereist. Zum guten Ton gehört es, dass die Bürgermeister zu diesem Teil der Veranstaltung einladen, sozusagen die Zeche bezahlen. Es gibt keine großen Reden und keine offizielle Tagesordnung, denn die Totengräber in Oberbayern sind nicht organisiert. In keinem Verein und in keiner Vereinigung. Man ist unter sich, tauscht Erfahrungen aus, pflegt die Gemeinschaft und zieht, angeführt von der Blaskapelle Penzing, vom Wirtshaus in die Kirche zum Gottesdienst.
„Seit es Menschen gibt, werden Tote in allen Kulturen bestattet“, sagte Pfarrer Martin Rudolph in seiner Predigt und bezeichnete die Bestattung als einen Teil der Würde des Menschen. Er spannte einen Bogen von der griechischen Mytholo- über die Zeiten zu Beginn des Christentums und des Mittelalters bis in unsere Zeit, um die Bedeutung des Totengräbers oder Bestatters in der Gesellschaft aufzuzeigen. Die Aufgaben waren in früheren Zeiten aufgeteilt. So sei in einer Kirchenordnung aus dem 5. Jahrhundert nachzulesen, dass der Diakon die Verstorbenen bekleidet und schmückt. Dem Totengräber oblag das Ausheben und Verschließen des Grabes. Mit dem Wandel und den Veränderungen der Bestattungskultur hat sich der Totengräber zum Bestattungsunternehmer entwi- So wurde die Handarbeit beim Öffnen eines Grabes weitgehend durch den Einsatz moderner Maschinen ersetzt. Wir kennen in unseren Landkreisgemeinden den klassischen Totengräber nicht mehr. Soweit bekannt und von Bürgermeister Georg Epple auf Nachfrage bestätigt, lebt mit Josef Rauch in Apfeldorf der letzte Totengräber, der diese Aufgabe auch für die Gemeingie de wahrgenommen hat. Heute sind es Männer wie Rainer Aschenbrenner, die als Angestellte von Bestattungsunternehmen die Berufsbezeichnung Totengräber noch tragen. Und das mit einem gesunden Selbstbewusstsein und nicht ohne Berufsehre. Es bleibe eine Tätigkeit im Dienste der Mitmenschen. Es ist nicht nur die bloße handwerkliche Arbeit. Die Aufgabe des Totengräbers ist viel weiter gefasst: die Toten einbetten, sich um Sargträger kümmern, die Trauerfeier begleiten, sich auf die trauernde Familie einstellen und ihr beistehen, ihr Aufgackelt. ben abnehmen. Eines mögen Totengräber ganz und gar nicht: dass ihre Berufsbezeichnung als Metapher für eine missglückte Aktion in anderen Bereichen des Lebens verwendet wird. Beispielsweise, wenn ein Unternehmensvorstand als Totengräber bezeichnet wird, wenn er seine Firma in den Ruin führte. „Wir bringen niemanden um und tun auch sonst nichts Schlechtes, sondern wir bestatten“, so die Gebrüder Hans und Georg Schmid, die in Münsing am Starnberger See die Tätigkeit des Totengräbers im Dorf wahrnehmen.
Den klassischen Totengräber gibt es hier nicht mehr