Selbst im Wohnzimmer wird trainiert
Porträt Loane Thum kann mit ihren acht Jahren schon viele Erfolge im Turnen feiern. Vor Kurzem traf sie auch ihr großes Vorbild Kim Bui im Bundesleistungszentrum in Stuttgart
Penzing Malen oder Basteln – Fehlanzeige: Für Loane Thum sind solche Freizeitbeschäftigungen nicht gerade ein Hit, die Penzingerin ist lieber körperlich aktiv. Und das auch sehr erfolgreich: In dieser Saison kehrte Loane als bayerische Meisterin im Geräteturnen von den Titelkämpfen in Unterhaching nach Hause zurück. Den Titel hat sie sich in der Altersklasse 8 geholt – mit sieben, Loane wurde erst vor Kurzem acht Jahre alt.
Wann sie mit dem Turnen angefangen hat, weiß Loane gar nicht mehr so genau. „Sie war wohl drei Jahre alt“, meint Mama Nicola. Zu der Zeit habe sie ihre größere Tochter Laurie immer zum Turntraining in Planegg gebracht. „Planegg deshalb, weil wir vorher in Gauting gewohnt haben und dem Verein treu blieben.“Loane musste mit und wartete mit Mama. „Warum macht sie nicht auch gleich mit“, meinte eines Tages der Trainer. Das war der Beginn. „Sie war damals so tollpatschig und rundlich“, erinnert sich Nicola Thum schmunzelnd. Sie hat aber auch noch das Babyturnen im Kopf, bei dem ihre kleine Tochter ständig überall hochgeklettert ist, statt die Übungen mit Mama zu absolvieren.
Aus dem einen Mal Üben pro Woche wurde schnell mehr, weil erkannt wurde, welches Potenzial in dem Turnfloh steckte. Zu den Stunden in Planegg kam Training mit einer Fördergruppe in München. Drei Stunden am Stück, und das beinahe täglich, meist auch während der Ferien, seien keine Seltenheit, meint Nicola Thum. Um weiter gefördert zu werden, musste Loane jetzt von Planegg nach Augsburg wechseln, was ihr nicht ganz leichtfiel, weil sie das gewohnte Umfeld verlassen musste. Zum Glück bleiben neben zwei Trainingseinheiten in der Fuggerstadt drei Nachmittage in München, „dort ist mein Lieblingstrainer Magid“, sagt Loane. Mit Magid Saghiti komme Loane sehr gut aus, weiß auch Mama Thum. „Bei ihm macht Loane enorme Fortschritte“, hat sie beobachtet. Ein nächster Wechsel zur Turntalentschule in Penzberg scheint auch deshalb bald Realität zu werden. „Dort würde sie vor allem auf Wettkämpfe vorbereitet werden.“
Natürlich sei alles mit viel Fahrerei verbunden, meint Nicola Thum achselzuckend. „Aber das mache ich gern, solang meine Tochter den Sport liebt.“
Und da ist bis jetzt kein Ende abzusehen. „Ich mag am liebsten Bodenturnen“, sagt Loane. Bei Pferdsprung, Schwebebalken und Stufenbarren ist sie aber gleichermaßen gut. „Wenn sie im Flickflack über den Balken turnt, kann ich gar nicht hinschauen“, erklärt ihre Mutter. „Loane hat einfach keine Angst, das ist ihr großer Vorteil.“Positiv sei auch ihr Fleiß. Dass Loane von Krafttraining nicht genug bekommen kann, beweisen die für eine Achtjährige ziemlich ausgeprägten Muskelpakete an Rücken und Bauch.
Lampenfieber, Auftrittsängste? Fehlanzeige bei Loane: „Wettkämpfe sind für meine Tochter wie Weihnachten“, hat Nicola Thum beobachtet. „Pokale müssen aber unbedingt zu gewinnen sein, ohne hat sie gleich viel weniger Interesse.“Dank ihres Ehrgeizes hat Loane bereits eine ganze Batterie solcher Trophäen, von Einzel- und Mannschaftswettkämpfen von der Vereins- über die oberbayerische bis zur bayerischen Ebene. Großes Vorbild in ihrem Sport ist Kim Bui. Vor allem von ihr schaut Loane immer wieder Videos an. Einer der Höhepunkte während der Sommerferien war deshalb ein Besuch im Bundesleistungszentrum Turnen in Stuttgart, wo sie nicht nur Olympiateilnehmerin Elisabeth Seitz, sondern auch Kim Bui traf, Autogramme ergatterte und mit ihrer Lieblingsturnerin fotografiert wurde.
Regelschule ist natürlich auch angesagt, zur falschen Zeit, wie Loane meint. „Mama, warum ist vormittags Schule und nachmittags Training? Kann das nicht anders herum sein?“Da müsse sie ihrer Tochter erklären, dass Schule Pflicht und das andere freiwillig ist, sagt Nicola Thum lachend. Aktuell besucht Loane die zweite Klasse in der Grundschule Penzing.