Landsberger Tagblatt

Keine Chance für Dialog

- VON RALPH SCHULZE red@augsburger allgemeine.de

Der Katalonien-Konflikt ist weiter denn je von einer Lösung entfernt: Die katalanisc­hen Separatist­en geben nicht auf und ließen auch das letzte Ultimatum Madrids, auf den Weg der Legalität zurückzuke­hren, verstreich­en. Dabei nehmen sie bewusst in Kauf, dass die Lage in der spanischen Region, deren Bevölkerun­g tief gespalten ist, weiter eskaliert.

Nun wird die spanische Regierung die in der Verfassung vorgesehen­e Zwangsentm­achtung der katalanisc­hen Führung einleiten, um Recht und Gesetz im abdriftend­en Katalonien wieder Geltung zu verschaffe­n. Keine leichte Entscheidu­ng für Ministerpr­äsident Mariano Rajoy. Und es ist gut, dass er bei diesem bitteren und riskanten Schritt die große Mehrheit fast aller Parteien des spanischen Parlamente­s hinter sich hat.

Separatist­enchef Carles Puigdemont nahm bis zuletzt für sich in Anspruch, den „Willen zum Dialog“zu haben. Ehrlich gemeint war dies nie. Ein Dialog kann nicht unter der Bedingung geführt werden, dass Unrechtsha­ndlungen als Recht anerkannt werden. Dass sich Puigdemont einen Teufel um das Gesetz schert, ist wichtig festzuhalt­en. Denn seine Propaganda­maschineri­e versucht der Welt vorzugauke­ln, dass seine unterdrück­te Region das Recht zur Rebellion gegen einen repressive­n Staat habe. Gesetzen auferlegte­n Verpflicht­ungen nicht erfüllt“, zur Einhaltung des geltenden Rechts gezwungen werden kann. Dies könnte zunächst dadurch geschehen, dass Madrid die Kontrolle an bestimmten Schaltstel­len der katalanisc­hen Verwaltung übernimmt. Dazu könnten die autonome Polizei Katalonien­s und das Finanzress­ort gehören.

Ob auch Ministerpr­äsident Puigdemont, der mit seinen Beratern als Gehirn des unilateral­en Unabhängig­keitsplane­s gilt, gleich zu Beginn ersetzt werden soll, ist noch unklar. Möglicherw­eise sei zunächst eine kalte Entmachtun­g, also der Entzug von Kompetenze­n, sinnvoller, heißt es in Madrid, um die angespannt­e Lage nicht unnötig anzuheizen. Madrid will unter allen Umständen den Eindruck vermeiden, dass nun Katalonien­s Autonomie aufgehoben wird. Vielmehr gehe es, so Rajoy, „um die Wiederhers­tellung der Rechtmäßig­keit in der Autonomie“.

Auch das Verfassung­sgericht hat die Möglichkei­t, Amtsträger zu suspendier­en, wenn sie fortgesetz­t gegen das Gesetz verstoßen. Dieser Fall könnte eintreten, falls Puigdemont seine Drohung wahr macht und die Unabhängig­keitserklä­rung vom 10. Oktober nun dem katalanisc­hen Parlament zur Abstimmung vorlegen sollte. Dort haben seine Separatist­en seit zwei Jahren eine knappe absolute Mehrheit.

Das deutsche Außenminis­terium aktualisie­rte inzwischen seinen Reisehinwe­is für Katalonien und schreibt: „Abhängig von den Schritten der Regionalbe­hörden und des Zentralsta­ats kann es jederzeit zu Protestakt­ionen und gewaltsame­n Auseinande­rsetzungen kommen.“ in der Flüchtling­skrise geleistet, lobte Merkel. Deshalb solle Ankara auch die vereinbart­en nächsten drei Milliarden Euro bekommen, um die Migranten bei sich aufzunehme­n. Kürzungen auf der einen Seite, weitere Mittel auf der anderen – eine EU der scheinbare­n Widersprüc­he.

Die Staats- und Regierungs­chefs einigten sich am späten Abend, nun auch die Flüchtling­sroute von Afrika nach Italien möglichst völlig abzuschott­en und dabei eng mit Libyen zusammenzu­arbeiten. Gleichzeit­ig soll mehr Geld gegen Fluchtursa­chen nach Afrika fließen.

Ratspräsid­ent Donald Tusk legte eine „Leaders Agenda“vor. Die wichtigste­n Punkte: monatliche Treffen der Staats -und Regierungs­chefs (statt nur vier bis sechs Mal im Jahr), stärkeres Gewicht für den EU-Gipfel, der den Ministerrä­ten nicht nur Arbeitsauf­träge geben, sondern sie zu Kompromiss­en mit Mehrheitse­ntscheid verpflicht­en soll. Eine Einigung in der Migrations­frage bis zum Sommer nächsten Jahres, Umbau der Wirtschaft­s- und Währungsun­ion bis in zwei Jahren.

Und dann war da ja auch noch der Neue: Österreich­s Wahlsieger Sebastian Kurz ist zwar noch nicht Bundeskanz­ler, kam aber trotzdem nach Brüssel. Und er bemühte sich, Sorgen wegen eines EU-kritischer­en Kurses einer möglichen Regierung unter FPÖ-Beteiligun­g zu zerstreuen. „Jede Regierung, die ich bilde, wird eine proeuropäi­sche sein, eine Regierung, die in Europa aktiv mitgestalt­en möchte“, sagte er.

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Noch nicht gewählt, aber schon in Brüs sel: Österreich­s Wahlsieger Sebastian Kurz (rechts) mit Jean Claude Juncker.

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