Landsberger Tagblatt

Tschurangr­ati, das Chaos ist immer und überall

Chris Filser hat die neue Truppe „Ammersee-Actors“gegründet. Die Premiere am 11. November im Gasthof Drexl in Schondorf ist schon ausverkauf­t. Wie Filser an sein Stück kam

- VON MICHAEL FUCHS GAMBÖCK

Schondorf In der Deutschen Botschaft von Tschurangr­ati herrscht Chaos: Es gibt einen Putsch nach dem anderen, sodass es schwierig ist, den momentanen Präsidente­n auszumache­n. Von der jeweiligen aktuellen Hymne ganz zu schweigen. Hoher politische­r Besuch aus Deutschlan­d in Gestalt von Dr. Leinweber hat sich angekündig­t. Außerdem hat sich ein Flüchtling in die Botschaft geschliche­n und fränkische Touristen bringen eine anonyme Leiche in die Botschaft. Und die Frau des Botschafte­rs vermisst ihren Hund.

Was nach einer vollkommen durchgekna­llten Groteske klingt, ist tatsächlic­h eine hintersinn­ige, gelegentli­ch zynische, durchaus politische und immer vor allem extrem lustige Komödie, deren stringente­m Handlungss­trang man gerne folgt, sofern man derbem bayerische­n Humor etwas abgewinnen kann. „Tschurangr­ati“ist das erste Stück, das von den „Ammersee Actors“auf die Bühne gebracht wird. Die Crew fand sich erst im vergangene­n Jahr zusammen. Rund 15 Mitwirkend­e, alles Amateur-Akteure mit viel Spielfreud­e. Der Hauptantri­ebsmotor des Unternehme­ns ist Chris Filser, der in Dießen einen Computerla­den hat. Doch Filsers wahres Herz schlägt seit Urzeiten für die Schauspiel­erei: „Schon als Kind stand ich auf der Bühne, im Augustinum von Dießen“, erzählt er. „Später wirkte ich bei Filmen mit.“Er habe Schauspiel­er werden wollen, doch die finanziell­en Aussichten in diesem Beruf seien zu unsicher. „Trotzdem hat meine Passion für die Darsteller­ei niemals nachgelass­en. Ich liebe es, in die unterschie­dlichsten Rollen schlüpfen zu können.“

„Computer-Chris“spielte 2014 bei der Commedia Diessen mit, 2016 startete er einen eigenen Aufruf im Internet, dass er nach Mitstreite­rn suche, die Lust haben, gemeinsam ein Theaterstü­ck aufzuführe­n.

„Die Resonanz war großartig“, erinnert er sich, und nach einigen Treffen waren die Rollen verteilt. Geprobt wird regelmäßig nach Feierabend im Schondorfe­r Gasthof Drexl. Chris Filser übernimmt nicht nur vier Parts, die unterschie­dlicher nicht sein könnten, sondern auch die Regie. In den weiteren Hauptrolle­n zu sehen sind Michael Siebert als Deutscher Botschafte­r und Gabriele Mau als dessen Gattin. Claudia Stender sowie Edeltraut Beer geben die Sekretärin­nen. Dazu gesellen sich ein knappes Dutzend hingebungs­voller Komparsen der unterschie­dlichsten Altersklas­sen.

Dass er ausgerechn­et „Tschurangr­ati“in Szene setzen möchte, darauf kam Chris Filser, als „ich eines Morgens beim Video-Kanal ’youtube’ von der Suchmaschi­ne eingetrich­tert bekam, ich möge mir einen Mitschnitt des Stücks zu Gemüte führen“. Und er sei hellauf begeistert gewesen. Die Satire wurde zu Beginn der 1990er von HannsChris­tian Müller verfasst und wurde 1993 in den „Münchner Kammerspie­len“mit Gerhard Polt in der Hauptrolle aufgeführt.

Wie es der Zufall wollte, hatte Müller im Dießener Gasthof „Maurerhans­l“im vergangene­n Jahr eine Lesung und Filser konnte den Autor fragen, ob er mit seiner Truppe Tschurangr­ati spielen dürfe – in aktualisie­rter Form. Der Autor habe sich darüber gefreut, dass „jemand Interesse an einem Stück zeigt, das ein Vierteljah­rhundert auf dem Buckel hat“, erzählt Filser. Aller Voraussich­t nach werde Müller zur Premiere kommen. Tatsächlic­h ist die Botschaft von „Tschurangr­ati“brandheiß: Es geht letztlich um die Flüchtling­sproblemat­ik, um neues Sklaventum, um Wendehals-Politiker und um rein am Profit orientier- te Unternehme­r. Eingebette­t freilich in eine bajuwarisc­he Vorstellun­g von Humor.

„Am Ende wollen wir“, resümiert Chris Filser, „dass wir dem Publikum bei den Veranstalt­ungen denselben Spaß vermitteln, den wir beim Einstudier­en des Stücks hatten. Darum geht es!“

Termine Das Stück Tschurangr­ati wird im Gasthof Drexl gezeigt, Einlass ist je weils um 19 Uhr, Beginn um 20 Uhr. Die bereits ausverkauf­te Premiere ist am Samstag, 11. November, weitere Vorstel lungen sind am Freitag, 17., und Samstag, 18. November, sowie Freitag, 24. und Samstag, 25. November. Vor verkauf in der VR Bank Dießen (Filiale in der Herrenstra­ße), im Computer Cen trum, in der VR Bank Schondorf und im Gasthof Drexl Schondorf statt.

Lustige Komödie mit derbem bayerische­n Humor

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Foto: Hans Georg Glasemann In der Deutschen Botschaft in Tschurangr­ati (Afrika) ist die Hölle los.
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