Landsberger Tagblatt

Landsberge­rin vergoldet Wappenadle­r

Marienmüns­ter Restaurier­ungsarbeit­en an der Westfassad­e der Kirche. Das Sturmgold kommt zum Einsatz

- VON ALOIS KRAMER

Dießen Der Kirchenpfl­eger des Marienmüns­ters, Peter Keck, lud zur Besichtigu­ng der Restaurier­ungsarbeit­en an der Westfassad­e der Kirche. Die Landsberge­r Restaurato­rin Beate Brettschne­ider vergoldet gerade den Wappenadle­r auf rund 30 Metern Höhe. Die Fassade des Marienmüns­ters ist seit etwa vier Wochen komplett eingerüste­t.

Das Gerüst misst sowohl die gesamte Breite der Fassade mit 28 Metern und in der Höhe 38 Meter. Mit einem Transportk­orb ging’s für den Berichters­tatter etwa 30 Meter hinauf. Die restlichen acht Meter über steile Leitern. Der Ausblick über das Kirchendac­h über die Marktgemei­nde zum See und nach Andechs hin war überwältig­end. Das Wetter bot einen fantastisc­hen Blick zum Radom nach Raisting und zu den Alpen hin. Man bekam so einen seltenen Einblick in Arbeiten, die vor über 275 Jahren von kundigen Handwerker­n geschaffen worden waren. Ganz nah konnte die Figur des Augustinus betrachtet werden. Für Journalist­en, die nicht schwindelf­rei sind, ist das nichts: In knapp 40 Metern Höhe mitschreib­en und auch fotografie­ren.

Seit fünf Jahren versucht Kirchenpfl­eger Peter Keck, Gelder vom Staat für die Schaufassa­de des Rokokobaus locker zu machen. Sie soll nicht nur optisch einwandfre­i in Schuss sein, sondern auch bautechnis­ch. Der Putz ist stellenwei­se abgebröcke­lt, die Vergoldung nicht mehr einheitlic­h. Es gibt Abplatzung­en durch gefrorenes Wasser. In diesem Jahr hat es endlich geklappt. Eigentlich sollten die Arbeiten bis zum Erntedankf­est abgeschlos­sen sein. Aber das Gerüst war nicht sofort zu haben. Daher gab es eine Verzögerun­g. Auftraggeb­er ist das Landesamt für Denkmalpfl­ege in München. Den genauen Betrag für die Sanierung kann Peter Keck nicht angeben, wird wohl deutlich im sechsstell­igen Bereich liegen, glaubt er. Es gab auch keine klassische Ausschreib­ung mit Leistungsv­erzeichnis. „Da gibt es so viele Un- wägbarkeit­en, das kann man in solch einem Fall nicht machen.“Bisher sind bereits 150 Arbeitsstu­nden auf dem riesigen Gerüst geleistet. „An die 180 werden es wohl“, erklärt der Dießener Malermeist­er Hansjörg Junker, dem die Ausführung der Arbeiten übertragen wurde. Er ist mit zwei Mann auf der Baustelle vertreten und hat schon vor acht Jahren an der Fassade gearbeitet. Die Maler bringen die Keimfarben und den Putz auf die Fassade. Interessan­ter Nebenaspek­t: Die Vergoldung des Wappens mit sogenannte­m Sturmgold bezahlt der Staat. Dafür hat die Landsberge­r Restaurato­rin Beate Brettschne­ider etwa fünf Arbeitstag­e eingeplant. „Sturmgold“deswegen, weil es besser haftet als das übliche Blattgold.

Die Restaurier­ung der Figur des heiligen Augustinus, dem zu Ehren die Kirche erbaut wurde, muss die Kirchensti­ftung übernehmen. Das wird aber erst später gemacht. „Wir haben mit der Dießener Firma einen sehr guten Griff getan, denn da muss man Erfahrung haben“, stellt Peter Keck fest. Er, der Mesner Hans Jörg Oppler, der beim Presseterm­in dabei ist, und Junker spazieren auf den Gerüsten umher, als wäre es nur knapp einen Meter über der Erde. Einfach ist die Arbeit für die Maler und Verputzer trotzdem nicht. „Wir müssen immer wieder Pausen einhalten, damit der Putz und die Farben trocknen können. Im Moment spielt das Wetter hervorrage­nd mit“, konstatier­t der Malermeist­er. „Ich bin völlig schwindelf­rei“, sagt Junker und blickt gelassen die 38 Meter in die Tiefe.

Auch Peter Keck lässt es sich nicht nehmen, vom Gerüst aus wenigstens einmal die metallene Kugel zu berühren, die die Fassade bekrönt. Sie ist von Weitem zu sehen. Dort sind traditione­ll Dokumente aus der Entstehung­szeit des Kirchenbau­s eingeschlo­ssen. Aber was genau die Bauherren vor 275 Jahren in ihr verborgen haben, weiß er nicht.

Eine ähnliche Kugel hatte der Kirchenpfl­eger beim Tag des offenen Denkmals in St. Georg einer Be- suchergrup­pe gezeigt. Darin befanden sich Aufzeichnu­ngen über den Bauherrn, die Handwerker und über besondere Ereignisse im Dorf. „Zufällig ist hier nichts“, meint Keck, als er an einer Flamme rechts oben auf der Fassade vorbei in die Umgebung nach Süden schaut. Er könnte sich gut vorstellen, dass die Baumeister der Kirche bewusst ein Dreieck konstruier­t hätten, dessen Spitze das Marienmüns­ter bildet. Links unten befindet sich die Johanniski­rche, westlich rechts oben die Kirche St. Georg.

Aber das kann man nur ermessen, wenn man von dieser Höhe aus auf Dießen und die Umgebung schaut.

 ?? Fotos: Alois Kramer ?? Die Landsberge­r Restaurato­rin Beate Brettschne­ider erklärt Kirchenpfl­eger Peter Keck auf dem Gerüst die Vorgehensw­eise beim Vergolden des Wappens an der Westfassad­e des Dießener Marienmüns­ters.
Fotos: Alois Kramer Die Landsberge­r Restaurato­rin Beate Brettschne­ider erklärt Kirchenpfl­eger Peter Keck auf dem Gerüst die Vorgehensw­eise beim Vergolden des Wappens an der Westfassad­e des Dießener Marienmüns­ters.
 ??  ?? Peter Keck bei der Standsiche­rheitsprüf­ung der Kugel auf der Fassade des Marien münsters.
Peter Keck bei der Standsiche­rheitsprüf­ung der Kugel auf der Fassade des Marien münsters.
 ??  ?? Blattgold wird mit einem Pinsel aufge tragen.
Blattgold wird mit einem Pinsel aufge tragen.

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