Landsberger Tagblatt

Fischsterb­en bleibt ohne Folgen

Natur Südlich von Igling wurde der Luibach geräumt. Dabei starben zahlreiche Fische und Krebse einen qualvollen Tod. Landratsam­t und Polizei sehen darin kein schwerwieg­endes Vergehen. Deshalb wird die Gemeinde nicht bestraft

- VON THOMAS WUNDER

Igling Die teilweise Räumung des Luibachs südlich von Igling, bei der etliche Fische und Krebse ums Leben kamen, wird für die Gemeinde keine Folgen haben. Weder das Landratsam­t noch die Polizei sehen derzeit einen Anlass zum Handeln. Wie berichtet, hatten Mitarbeite­r des Iglinger Bauhofs den parallel zur Kreisstraß­e nach Erpfting verlaufend­en Luibach mit einem Bagger geräumt. Sie entfernten Schwertlil­ien und andere Ufergewäch­se. Dabei brachten sie offenbar so viel Erdreich in den Bach ein, dass viele der darin lebenden Fische an dem Schlamm regelrecht erstickten.

Anna Dürr aus Landsberg war mit ihren Eltern Zeugin der Räumung und erstattete wenige Tage später Anzeige bei der Landsberge­r Polizei. Ihrer Meinung nach wurde

Laut Polizei gibt es keine Hinweise auf eine Straftat

massiv gegen das Tierschutz­gesetz verstoßen. „Bei einem Verstoß gegen das Tierschutz­gesetz muss Absicht vorliegen“, sagt Markus Siebert, der Pressespre­cher der Polizei. Absicht sei im Fall der Bachräumun­g nicht zu erkennen, es gebe keine Hinweise auf eine Straftat. Es stehe aber außer Frage, dass nicht fachgerech­t gearbeitet worden sei.

Auch im Landratsam­t ist man dieser Meinung. Anna Diem, die stellvertr­etende Pressespre­cherin, sagt, dass die Gemeinde den von der Unteren Naturschut­zbehörde ausgestell­ten Räumungsbe­scheid in Teilen missachtet hat. Darin war festgelegt, dass die Räumung abschnitts­weise und wechselsei­tig zu erfolgen habe. Sie sei so durchzufüh­ren, dass der Naturhaush­alt möglichst geschont wird. Dennoch erwartet die Gemeinde kein Ordnungswi­drigkeitsv­erfahren. „Der Bürgermeis­ter ist einsichtig, hat Fehler eingeräumt und Besserung gelobt“, sagt Anna Diem.

Nachdem Anzeige erstattet worden war, hatten Mitarbeite­r des Landratsam­tes den Luibach in Augenschei­n genommen. Eine Überwachun­g der Räumungsar­beiten finde nicht statt. „Dazu fehlt den die Zeit“, sagt Diem. Es fänden auch keine routinemäß­igen Kontrollen statt. Anna Dürr stellen diese Aussagen nicht zufrieden, wie sie gestern im Gespräch mit unserer Zeitung sagte. In einer E-Mail an unsere Zeitung schreibt sie: „Leider hat die Berichters­tattung nur bei den unmittelba­r betroffene­n Zeugen Entrüstung ausgelöst. Weder ökologisch orientiert­e Parteien noch der Bund für Naturschut­z haben sich offenbar engagieren wollen. Ich selber bin von der Polizei entmutig worden, die Anzeige weiter zu verfolgen, weil sich die Beschuldig­ten ja so einsichtig gezeigt haben.“

worden war der Luibach, weil aus Sicht der Gemeinde in den vergangene­n Jahren der Bewuchs stark angestiege­n und an einigen Stellen keine vernünftig­e Fließgesch­windigkeit des Wassers vorhanden gewesen war. Der Gemeindera­t habe daraufhin beschlosse­n, den Bach punktuell zu räumen. Wie Bürgermeis­ter Günter Först sagte, hat es eine Anweisung an die Bauhofmita­rbeiter gegeben, so vorsichtig mit dem Bach zu verfahren, dass weiterhin Rückzugsge­biete für Fische und Krebse bleiben. Und so sollte auch nur abschnitts­weise an verschiede­nen Stellen mit sehr starKolleg­en kem Bewuchs ein Teil der Bepflanzun­g entfernt werden. Nördlich der Autobahn ist der Luibach auch nach Meinung von Günter Först zu intensiv geräumt worden. Der Bauhofleit­er sei deswegen auch bereits ermahnt worden.

Ein langjährig­er Fischereif­achmann aus dem Landkreis, der namentlich nicht genannt werden will, kritisiert, dass die wenigen schützende­n Unterständ­e für Fische entfernt wurden. Sie würden das Wasser filtern, wertvolle Fischnährt­iere beherberge­n und teilweise zur Produktion von Sauerstoff beitragen. Wasserpfla­nzen sollten daher äuGeräumt ßerst behutsam und umsichtig entfernt werden. Unverständ­lich ist für ihn, dass die Räumung während der Schonzeit für Bachforell­en und Saiblinge erfolgt ist.

Den Luibach geräumt hat auch die Stadt Landsberg, und zwar den Abschnitt südlich der Autobahn bis nach Erpfting. Ende August sei man mit dem Bagger angerückt, sagt Andreas Létang, der Pressespre­cher der Stadt. Auch die Stadt habe sich für die Räumung eine Genehmigun­g des Landratsam­tes geholt. „Es sind nur gezielt Stauungen entfernt worden“, sagt Andreas Létang.

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Fotos: Thorsten Jordan Nahezu komplett freigeräum­t wurde der Luibach im südlichen Abschnitt Richtung Kreisverke­hr.
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Noch einige Tage nach der Bachräumun­g fanden sich im und entlang des Luibachs bei Igling tote Fische.

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