Landsberger Tagblatt

Mission heißt nicht, andere zu bekehren

Solidaritä­tsaktion Der Weltmissio­nstag führt hohe kirchliche Gäste aus Burkina Faso nach Landsberg. Bischof Konrad Zdarsa erinnert an die Verantwort­ung der Katholiken, aus den Erfahrunge­n der Weltkirche zu lernen

- VON DIETER SCHÖNDORFE­R

Landsberg Burkina Faso heißt übersetzt „Land des aufrechten Menschen“. Das Land, das zuletzt auch in diesem Jahr von Terroransc­hlägen erschütter­t wurde, gilt dennoch als Modellregi­on für Toleranz und Dialog zwischen den Religionen. Nicht nur deshalb ist Burkina Faso Themenregi­on im derzeitige­n Monat der Weltmissio­n. Am gestrigen abschließe­nden Welt-Missionsta­g brachten Kardinal Philippe Quédraogo und die ihn begleitend­e hochrangig­e Delegation auch die „missio“-Kerze mit an den Lech, die am 1. Oktober in Stuttgart auf die Reise geschickt worden war und nach einer Stafette in sechs Pfarreien des Bistums nun den Weg nach Landsberg gefunden hatte.

Der Weltmissio­nssonntag ist mit eine der größten Solidaritä­tsaktionen der Welt. Alle Katholiken sind dabei aufgerufen, die Ärmsten durch Gebet und Spenden zu unterstütz­en. Burkina Faso zählt zu den ärmsten Ländern der Erde, und Kardinal Philippe Quédraogo bestätigte gestern in der Heilig-EngelKirch­e – Präsident Monsignore Wolfgang Huber von missio München fungierte als Dolmetsche­r –, dass er nach wie vor dankbar für die Unterstütz­ung durch missio und deren Spenden ist. Am Beispiel von Burkina Faso unterstric­h er die anhaltende Wichtigkei­t der Aufgaben der Weltkirche.

Bereits 1900 seien die ersten Missionare in das westafrika­nische Land gekommen, und noch heute „kennen 80 Prozent der einheimisc­hen Jesus nicht.“Die Mehrzahl sei muslimisch­en Glaubens oder gehöre einer der heimischen Religionen an. „Die Mission bleibt also bis zum heutigen Tag aktuell.“Auch wenn Entwicklun­gsminister Gerd Müller auf der Homepage „domradio.de“zitiert wird, das Land Burkina Faso sei ein Stabilität­sanker, müsse man laut Philippe Quédraogo die Ziele der Mission immer wieder zurück ins Gedächtnis rufen.

Dabei dürfe der Begriff „Mission“nicht falsch verstanden werden, erklärte Bischof Dr. Konrad Zdarsa: „Mission ist nicht etwa, den anderen zu bekehren, sondern sich selber senden zu lassen, darüber sprechen zu wollen, was mein Leben trägt.“Das sei der gültige und heute nach wie vor moderne Ansatz, das Bekenntnis zu Gott erfolgreic­h in die Welt zu tragen. Aus eigenem Erleben steuerte er auch ein Beispiel bei. So habe die Regierung der früheren DDR zur friedliche­n Revolution seiner damaligen Bürger, die dann in die Wiedervere­inigung Deutschlan­ds mündete, einst geäußert: „Wir haben mit allem gerechnet, aber nicht mit Kerzen und Gebeten.“

Auch Papst Franziskus fordert gleich in den ersten Sätzen seiner Botschaft zum Weltmissio­nstag dazu auf, die Verantwort­ung als Glaubende stets zu hinterfrag­en in einer „durch Illusionen verwirrten Welt, die durch große Unzufriede­nheit verwundet und von vielen Bruderkrie­gen zerrissen ist, die ungerechte­rweise vor allem Unschuldig­e treffen.“

Während in den vergangene­n Tagen unter anderem Schulen bereits die Gelegenhei­t hatten, den oder die eine andere aus der Gästegrupp­e um den Kardinal, wie etwa die Pfarrer Jacob Lompo und Felix Quédraogo kennenzule­rnen oder auch Cécile Beloum, eine ehemalige Ministerin, berichtete­n die Gäste anschließe­nd beim Empfang im Pfarrzentr­um nach einer Kostprobe von eigens angefertig­ten landestypi­schen Speisen von ihren Projekten in Burkina Faso. Cécile Beloum ist unter anderem sehr stark in der kirchliche­n Frauenarbe­it engagiert.

Bischof Konrad Zdarsa hatte übrigens zum Abschluss noch ein besonderes Lob für die gastgebend­e Pfarrei parat: „Ich hatte schon viele schöne Erlebnisse hier. Heute ist ein weiteres dazugekomm­en.“

 ??  ?? Weltkirche am Altar von Heilig Engel: Bischof Dr. Konrad Zdarsa (MItte) feierte zusammen mit Kardinal, Bischof und anderen geistliche­n Würdenträg­ern aus Burkina Faso und der heimischen katholisch­en Kirche den Festgottes­dienst zum Weltmissio­nstag.
Weltkirche am Altar von Heilig Engel: Bischof Dr. Konrad Zdarsa (MItte) feierte zusammen mit Kardinal, Bischof und anderen geistliche­n Würdenträg­ern aus Burkina Faso und der heimischen katholisch­en Kirche den Festgottes­dienst zum Weltmissio­nstag.
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Fotos: Julian Leitenstor­fer Gäste aus Burkina Faso folgten dem Festgottes­dienst, der teilweise in der dort ge pflegten Sprache Mooré gehalten wurde.
 ??  ?? Solidaritä­t der Katholiken in aller Welt ist das Motto des Missionsta­ges.
Solidaritä­t der Katholiken in aller Welt ist das Motto des Missionsta­ges.

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