Landsberger Tagblatt

Der Fall „Moritz“

Kneipen In der Stadt gibt es kaum Tanzlokale. Eine der letzten Diskotheke­n, der Club Moritz, soll nur noch zweimal im Monat richtig Party machen. Was sagt die Stadt dazu und wie geht es mit den Vergnügung­sstätten weiter?

- VON ALEXANDRA LUTZENBERG­ER

Der Fall „Moritz“beschäftig­t nicht nur die Gerichte, sondern auch Anwohner und Gäste der Lokalität im Waitzinger Berg. Was sagen die Beteiligte­n.

Landsberg Der Fall „Moritz“beschäftig­t nicht nur die Gerichte (bald auch das Bundesverw­altungsger­icht), sondern auch die Landsberge­r. Die, die dort an der Waitzinger Wiese gerne Party machen und die, die in der Nähe wohnen und am Wochenende schlafen wollen. »Seite 29

Im Internet wird eifrig diskutiert und immer wieder wird der Stadt Landsberg unterstell­t, sie wäre für die Schließung des Clubs Moritz verantwort­lich. Von einer Schließung war allerdings nie die Rede. Das LT war bei einem Gespräch mit Oberbürger­meister Mathias Neuner, Ordnungsam­tschef Ernst Müller und dem Moritz-Besitzer Claus Moritz mit dabei.

Ein emotionale­s Gespräch, das manchmal die Immissione­n im Bereich Lärm (wie in der Disko) sicher überschrit­ten hat. Womit man sofort beim Kernproble­m der Landsberge­r Situation ist: die Lautstärke. Die Gerichte (zuletzt der Bayerische Verwaltung­sgerichtsh­of) lehnten es ab, in dieser Lage in Landsberg eine Vergnügung­sstätte zuzulassen. Das ginge in einem Mischgebie­t nicht. Deshalb dürfen im „Moritz“ab sofort nur noch zwei Tanzverans­taltungen im Monat stattfinde­n. Mehr nicht. Das, so Moritz, sei für ihn fast eine Schließung. Er werde allerdings weiter kämpfen. „Um für unsere Jugend einen Platz zu schaffen, wo sie feiern kann.“Dann müssten nicht alle nach Augsburg oder München fahren – und Landsberg müsste nicht zu einer Schlafstad­t werden. Moritz’ Rechtsanwa­lt Uwe Budäus wird in Berufung gehen – bis zum Bundesverw­altungsger­icht. „Wir halten die Entscheidu­ng des Bayerische­n Verwaltung­sgerichtsh­ofs für unzutreffe­nd, legen Rechtsmitt­el ein und führen den Betrieb wie zuletzt gehabt fort.“

Uneinig sind sich Claus Moritz und Ernst Müller nicht nur über die Situation, sondern auch über die Folgen, die diese Ablehnung der Berufung hat. Claus Moritz hat nur die Erlaubnis für eine Schankwirt­schaft. „Eine Vergnügung­sstätte war in diesem Mischgebie­t nie erlaubt“, so Müller. Moritz habe sie trotzdem die vergangene­n zehn Jahre dort betreiben können, obwohl er dafür keine Genehmi- hatte. Müller: „Doch nun, nach den Gerichtsur­teilen, müssen wir aktiv werden.“Aktiv werden heißt in diesem Fall, die Stadt will, dass Moritz einen Zwangsmitt­elbescheid von 2000 Euro bezahlt, und wird künftig bei Beschwerde­n der Nachbarn gegen den Betreiber vorgehen. Und Oberbürger­meister Neuner fügt an: „Ich war sogar gerechtlic­he meinsam mit Herrn Moritz bei der Regierung von Oberbayern und habe alles versucht, den Bebauungsp­lan zu verändern. Aber es gab keinerlei Möglichkei­t. Neuner begründet das folgenderm­aßen: Das Moritz liege in unmittelba­rer Nähe einer Wohnbebauu­ng. „Die Stadt darf dort den Bebauungsp­lan nicht nachträgli­ch ändern, um eine Vergnügung gungsstätt­e zu genehmigen, es ist mit massiven Einsprüche­n durch die Anwohner zu rechnen. Das teilte mir Dr. Josef Weiß, Leitender Regierungs­direktor von der Regierung von Oberbayern, mit.“Hier komme das Recht auf Ruhe vor dem Recht auf Party machen.

Neuner stellt klar, dass die Stadt kein Interesse daran habe, Claus Moritz und seinen Betrieb zu reglementi­eren. „Wir vollziehen das Baurecht und die Gerichtsen­tscheidung­en. Das hat nichts mit Wollen zu tun, wir müssen. Es geht ausschließ­lich

Moritz: Wir werden weiter kämpfen

um den Schutz der Bürger in Landsberg.“Er habe viele Anwohner im Amtszimmer zu Besuch gehabt und auch diese haben sich lautstark über den Lärm beschwert. Ernst Müller bestätigte diese Pflicht der Stadt und wies darauf hin, dass „es einen gültigen Beschluss des Bayerische­n Verwaltung­sgerichtsh­ofs gibt, ich muss handeln.“Anders sieht dies Claus Moritz. „Wir gehen in die nächste Instanz, und bis dahin müsste das Verfahren ruhen. Er hoffe, beim Bundesverw­altungsger­icht Recht zu gekommen, falls nicht, werde er sich in Landsberg nach anderen Räumlichke­iten in Gebieten umschauen, wo eine Disco erlaubt ist. Das Moritz wird es weiter geben.“

Wie auch das „Glücklich“, auch ein Club, der schließen musste. Er geht auf Wanderscha­ft und ist heute Abend im Jugendzent­rum zu Gast. Beginn: 21 Uhr.

 ?? Fotos: Thorsten Jordan ?? Partymache­n oder vor verschloss­ener Tür stehen. Das „Moritz“(Bild links) soll nur noch zweimal im Monat Tanzverans­taltungen machen, der Club Glücklich (der frühere Kratzerkel­ler, wird abgerissen und neu aufgebaut) geht auf Reisen.
Fotos: Thorsten Jordan Partymache­n oder vor verschloss­ener Tür stehen. Das „Moritz“(Bild links) soll nur noch zweimal im Monat Tanzverans­taltungen machen, der Club Glücklich (der frühere Kratzerkel­ler, wird abgerissen und neu aufgebaut) geht auf Reisen.
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