Jetzt wird gesungen und getanzt
Tradition Nur Walzer ist vielen zu langweilig. Beim Zwiefachen muss man mitdenken und immer wieder Drehschritte einbauen. Warum der bayerische Tanz ein besonderes Stück Kultur ist
Nördlingen Dieser Taktwechsel hat es in sich. Im Walzerschritt geht es los. Aber dann, aufgepasst! Schluss mit dem gemütlichen eins, zwei, drei. Plötzlich heißt es nur noch eins, zwei. Dann geht es doch wieder im gemächlichen WalzerRhythmus weiter. Verzwickt kann der Zwiefache sein, wenn er besonders oft vom Dreiviertel- zum Zweivierteltakt wechselt. „Er ist was für Könner“, sagt Silvia Franzus. Die 27-Jährige weiß, wovon sie spricht. Sie tanzt den Zwiefachen seit Jahren. Ein traditionsreicher Tanz, der seit diesem Jahr auf der nationalen Liste des Immateriellen Kulturerbes der Unesco steht.
„Dieser Taktwechsel ist ja auch wirklich einmalig“, erklärt Christoph Lambertz, Volksmusikberater beim Bezirk Schwaben. „Der Zwiefache ist ein Solitär.“Und es gibt ihn nach Angaben des Musikwissenschaftlers nur in Bayern: in der Oberpfalz, in Niederbayern, im südwestlichen Mittelfranken, im nördlichen Oberbayern. Und im Ries. Dort wird er auch Schweinauer genannt. „Der Zwiefache ist nicht nur ein historisches Relikt“, betont Lambertz, „sondern wird vielerorts mit großer Lust getanzt.“
Vor allem in den unzähligen Volkstanzkreisen in Bayern. Erst kürzlich legte Volksmusikexperte Erich Sepp eine Sammlung von Noten und Texten für Zwiefache aus dem Schwäbisch-Alemannischen vor. Für Karl Kornmann eine besondere Freude. Kornmann sorgt mit seinen Löpsinger Kirbemusikanten dafür, dass es in den Füßen kribbelt und keiner mehr auf dem Stuhl sitzen bleiben kann. Zusammen mit dem Rieser Volkstanzberater Günter Franzus versucht Kornmann die Kultur des Zwiefachen vor allem im Ries mit Leben zu füllen. Denn so wichtig Noten und Texte sind, „der Zwiefache muss vor allem getanzt werden“, weiß Kornmann, der ihn auch selbst leidenschaftlich gerne tanzt.
Doch Kornmann und Franzus erzählen auch, wie sehr Volkstanz und Volksmusik oft unter einem verstaubten Image leiden. Viele junge Leute würden gleich an Florian Silbereisen und seine Sendungen im Fernsehen denken. „Dass diese volkstümliche Musik im Fernsehen nichts mit der wirklichen Volksmusik zu tun hat, so weit kommt man gar nicht mehr“, bedauert Franzus. Dagegen anreden helfe nichts.
Karl Kornmann hat eine andere, viel wirksamere Strategie: Nicht nur, dass immer am 1. Mai die Löp-